Der südliche Theil der Insel.
Nach Porreras, Felanitx, Santagny, Campos, Llummayor.
Wir kehren zu dem Kreuzwege, gegenüber Montuiri, zurück, um von hier die nach Felanitx
führende Strasse einzuschlagen, welche die flache Sohle des vorerwähnten Ortes durchzieht.
Zur Rechten hat man die Tafelhöhen von Randa, links den Puig de Sn Miquel, auf dessen
unterem, mit Strandkiefern bedeckten Vorsprunge sich das grössere Possessionshaus von Son Gogell
darbietet. Nach Ueberschreitung einer kleinen Erhöhung am Beginne eines niedrigen, theilweise
terrassierten Rückens, sieht man neben Strandkiefern Son Ripoll. Man gelangt durch viele Feigenbaumpflanzungen
und Weinberge mit an kurzen Pfählen befestigten Reben auf einen niedrigen
Hügel mit Windmühle, von dessen Höhe man die fruchtbare Thalebene von Porreras mit dem
langgedehnten Rückenzug von Montesion zur Rechten und das schön geformte Gebirge von
Sn Salvador im Hintergründe erblickt. Dann überschreitet man einzelne mit Strandkiefern und
üppigen Pflanzungen bewachsene Hügel und kommt unter der Possession von Pas, die man zur
Rechten lässt, und an schönen jungen Maulbeerbäumen vorbei nach Son Mas, einem alten Haus,
das auf kleiner Anhöhe in dominirender Lage steht. Dasselbe hat eine alte Ventana Coronelía
mit einer Sonnenuhr, in einem stumpfen Winkel und an die Mauer gestellte Ziegel, die als Dachrinne
dienen. Hierauf führt die gute Strasse zu dem Friedhofe mit der daneben gelegenen Kirche
von Sta Cruz (oder Sto Creu) de Porreras. Schon im 13. Jahrhundert stand hier ein steinernes
Kreuz, wie man dies überall in früherer Zeit an den Kreuzwegen oder am Eingänge der Ortschaften
zu thun pflegte. Nach der Ueberlieferung erhielten im Jahre 1712 die dorthin Pilgernden
so viele Gnaden, dass die Bewohner der Ortschaft sich entschlossen, an jener Stelle eine Kirche
zu errichten. Der Bau wurde jedoch lange Zeit unterbrochen und erst im Jahre 1871 gänzlich vollendet.
Die Kirche hat eine flache Vorderseite mit einem runden Giebel in der Mitte und hinten
einen Glockenbogen. Am Hochaltar steht ein Marés-Kreuz mit einem eingelegten Stückchen des
wahren Kreuzes Christi, und auf jeder Seite befinden sich zwei Kapellen.
Nach kurzem Wege durch ebenes Terrain gelangt man zu einem Renaissance-Kapellchen
mit einem alten steinernen Kreuz und tritt durch, die Calle de Palma in die Ortschaft ein. Porreras
mit 4288 Einwohnern zählt 1128 Häuser, von denen viele zwei- und dreistöckig, die meisten aber
nach gewöhnlicher Art mit kleinen Fenstern und Rundbogenthoren versehen sind. Bisweilen beschatten
Rebenlauben den Eingang.
Auf der unregelmässigen Plaza Mayor, in welche die Calle de Palma mündet und die wie
eine erweiterte Gasse aussieht, steht die Casa Consistorial. Auf der Plazuela de la Yglesia befindet
sich das stattliche Rectoría-Gebäude. Nach der Ueberlieferung hat im Jahre 1300 in Porreras
ein Kirchlein der Consolación bestanden, an dessen Stelle im Jahre 1666 der Bau der jetzigen
Kirche begonnen wurde. Sie zeigt eine unschöne flache Vorderseite mit einer grossen Fensterrose
und einem stattlich aussehenden Portal, das von zwei Säulen gestützt wird. Rechts stösst ein
Glockenthurm mit sieben Abtheilungen an, von denen die beiden letzten von je zwei Spitzbogenfenstern
durchbrochen sind. Oben ist eine 161 m über dem Meere stehende Terrasse mit Dockengeländer
und einem Pyramidenhelm mit Krabben an den Ecken. Die Kirche von Porreras gehört
zu den im Innern an Verzierungen reichsten Landkirchen Mallorca’s. Das weitläufige, 56 Schritt
lange Gebäude zeigt ein grosses einschiffiges Tonnengewölbe auf, das von Bogen unterstützt ist, welche
auf platten römischen Pfeilern ruhen. Links befinden sich sechs Seitenkapellen mit zopfigen Altären.
Auf einem Sockel aus rotem Binisalemer Marmor erhebt sich der Hochaltar in einer mit muschelartigen
Ornamenten versehenen Kapelle. Interessant ist das alte Bildniss der Nuestra Señora de
la Correa, gewöhnlich der Consolacion genannt, sowie diejenigen der heiligen Patrone Johannes
des Täufers und des Evangelisten. In den einzelnen Kapellen befinden sich Marmoraltäre. Die
Stühle der Chorempore, welche nach der Ueberlieferung einst den Tempelherren dienten, sind mit
Skulpturen und Wappen reich verziert. In der Sacristei wird ein prächtiges silbernes Kreuz der
Tempelherren aus dem 14. Jahrhundert stammend, aufbewahrt.
In Porreras giebt es noch ein kleines Oratorium, das des Hospitals von Sn Cosme y Damian,
mit einem einzigen Altar, das im Jahre 1652 neben dem kleinen Hospital, welches schon im
Jahre 1640 bestand, errichtet wurde. Die Bewohner von Porreras betreiben den Ackerbau in sehr
ausgedehntem Mafse, und die benachbarten Gründe gehören zu den am sorgfältigsten bebauten
der Insel. Der dort in Menge cultivirte Safran hat einen guten Ruf erlangt.
Im Südosten, etwas mehr wie eine Meile von Porreras entfernt, liegt der abgerundete Hügel
von Montesion, auf welchem nach der Ueberlieferung im Jahre 1348 ein Oratorium neben einer
Einsiedelei errichtet wurde, weswegen man jährlich am 2. Juli ein Volks- und religiöses Fest mit
Wettrennen feierte. Dieses Oratorium, welches der Virgen Maria geweiht ist, wurde durch die
jetzige Kirche ersetzt, welche im Jahre 17 1 1 renovirt oder wieder aufgebaut wurde. Neben dem
Oratorium steht ein ziemlich grosses Gebäude, welches schon seit alter Zeit und bis vor kurzem
Colegio de Humanidades war. Es wurde gegen das Ende des 17. Jahrhunderts neu aufgebaut;
1694 kam der Saal, welcher als Aula diente, zur Vollendung. Im Jahre 1680 wohnten daselbst
über 200 Studenten, von denen viele in der Ortschaft wohnten, da das Haus von Montesion nicht
genügend Raum für sie enthielt. Am Anfänge des vorigen Jahrhunderts begann der Verfall des
Collegiums, nachdem der Bischof die Errichtung einer grammatischen Schule in jedem Hauptorte
der Insel angeordnet hatte. Die Anstalt wurde vor etwa 60 Jahren geschlossen. Von der Ortschaft
Porreras führt der Weg durch die Calle Mayor gegen den Puig zu, und bei einem alten Kreuze
beginnen die modernen Kreuzwegstationen aus Azulejos. Am Abhang des Puig ist ein kleines
Strandkiefern Wäldchen. Vor dem Eingänge des Collegiums, nunmehr zum Theil Hospederia, führt
eine Treppe mit zwei Kugeln an den Seiten hinauf, und ein Segmentbogen bildet den Eingang
zur Halle. Gegen Porreras zu unterstützen zwei mächtige Pfeiler das Gebäude. In der Eingangshalle
sind die beiden vorletzten Kreuzstationen und eine Mutter-Gottes-Statue angebracht. Der Hof,
mit Bogenhallen ringsherum hat in der Mitte einen Cisternenbrunnen. Die Zimmer für die Studenten
enthielten einen Alcoven aus Midjanada, in welchem oft acht Schüler schliefen, eine kleine Küche,
einen Waschplatz und ein Stellbrett. Oberhalb des Alcovens ist ein Ort zur Aufbewahrung des
Holzes. Ausserdem waren Wohnungen für die Lehrer und Dienerschaft vorhanden, im Ganzen
20 Zimmer. Im linken Theile befindet sich ein grösser Schulraum, über dessen Thür das Wappen
von Porreras angebracht ist. Inschrift: Dilicit Dns portas Sion dil. Dns portas studiosorum. Er
bildet ein grosses, durch Bogen getragenes Tonnengewölbe mit runden Säulen und steinernen
Bänken an den Wänden. Die Küche hat ein sehr umfangreiches, von einem Pfeiler gestütztes
Kamindach. Von einem kleinen Speisezimmer mit dreifachem Kreuzgewölbe hat man eine herrliche
Aussicht auf die Ebene von Santagny bis nach Campos, das ferne Meer und das schön gezeichnete
Cabrera. Im Vordergründe sieht man die beiden Possessionshäuser Son Porquer und Es Monjos,
mit je einer Windmühle. Die Sierra de sa Mesquida springt gegen Son Porquer vor; vor Campos
erhebt sich der mit Strandkiefern bedeckte hügelige Puig de Son Dragö. Ueber dem Speisezimmer
ist ein Saal, auf den vier eingerichtete Schlafzimmer münden, mit entzückender Aussicht auf das
Meer und Cabrera. Eine kleine Rundbogenthür führt zum Cuarto des Mestre, das jetzt zur
Wohnung des Donat verwendet wird. Die Kirche, an deren Eingang sich die letzte Kreuzwegstation
befindet, ist ein gothischer Bau, dessen Gewölbe durch zwei Spitzbogen in drei Felder mit