III. Mallorca.
an den Häusern, namentlich auf der Plaza Nueva, wo auch die Pfarrkirche liegt. Die Pfarre von
Montuiri, eine der ältesten, umfasste ursprünglich ein grosses Territorium, von dem nach und nach
Felanitx, Algaida, Llummayor, Porreras, Campos und Santagny abgetrennt wurden, als im Jahre
1300 Jaime II. diese Ortschaften gründete.
Nach der Ueberlieferung war die ursprüngliche Pfarrkirche eine dem christlichen Cultus
angepasste Moschee und befand sich an der Stelle vor der Ortschaft, die man El Velá de la Torre
nennt. Die zweite Kirche wurde auf dem „El Molinar“ genannten Teile von Montuiri errichtet,
endlich erbaute man die jetzige Kirche, welche zu Anfang des 17. Jahrhundert umgebaut und dem
Sn Bartolomé Apostol gewidmet wurde. Die Façade ist mit einem runden Fenster und einem
zopfigen Portal versehen. Der Thurm ist mit einem Kuppelchen gekrönt. Das Innere zeigt eine
nischenförmige Hochaltarkapelle, sechs Seitenkapellen und eine Empore über dem Eingänge. Der
ehemalige Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert, jetzt etwas verkleinert, steht in der Kapelle von
S” Pedro. In der Wölbung sind die Daten 1550—1770 aufgezeichnet. Ueber einem Seitenportal
steht die Jahreszahl 1643.
Unterhalb Montuiri steht ein grosses neues Hostal mit Säulenhalle vor dem Eingänge. Die
Carretera zieht sich von hier durch die Ebene hin, die mit Feigen-, Maulbeer-, Mandel-, Quittenbäumen
und Weinbergen bedeckt und von einigen Norias bewässert wird. Man überschreitet einen
unbedeutenden Hügelrand, sieht rechts Son Collell und links neben der Strasse den auf dieser Seite
nur mit Mastixsträuchern besetzten Puig de S “ Miguel mit dem Oratorio, zu dem ein Weg in sanften
Windungen hinaufführt. Es fehlen genauere Notizen über den Ursprung und das Alter des jetzigen
Gebäudes, man weiss nur, dass es Ende des vorigen Jahrhunderts vergrössert und renovirt wurde.
Wir kommen an einem verlassenen Corral, der einst als Ruhestätte diente, vorüber und erblicken
links die Kirche, den Stall und die Pajissa, sowie andere Nebengebäude. Die einfache Kirche hat
einen Spitzbogen-Glockengiebel, sowie ein Segmentbogenportal mit Lünette und Rosenöffnung;
zwischen diesen beiden befindet sich eine Sonnenuhr. Das Innere des Kirchleins ist schlicht; eine
Empore über dem Eingänge, auf beiden Seiten eine Kapelle, jedoch ohne Altar, und eine nischen-
förmige Hochaltarkapelle bilden die Gliederung des Innern. Am Hochaltar ist das Bildniss der
Nuestra Señora de la Buena Paz mit dem heiligen Michael und Johannes dem Täufer. Verschiedene
Exvotos hängen an den Wänden. Zur Linken, an die Kirche angebaut, befindet sich ein doppeltes
Haus mit zwei Thüren, an einem vorn offenen Hof, dessen obere Räume für den Donat
bestimmt und eine Art Hospedería waren. Seit einiger Zeit wohnen dort einige Einsiedler aus der
Ermita de S» Honorato vom Puig de Randa, welche das Oratorium bewachen. Rechts von der
Kirche ist ein Anbau und eine Cisterne mit dem Spitzbogengiebel des achteckigen Brunnenaufsatzes,
etwas weiter ein Aujub de Carré. Man hat von dieser Höhe eine hübsche Aussicht auf den Puig
de Randa und die sanften Höhen bis nach Montesion de Porreras und auf diese Ortschaft, ferner
auf die Gruppe von Sn Salvador mit Felanitx bis nach Llodrá, auf die Höhen von Bonañy und
Farrutx im Hintergründe. Auf der anderen Seite erblickt man die wellige Fläche der Insel mit dem
nahen Montuiri, den Thurm von Algaida, den länglichen Puig de Son Seguí und die luftige Sierra
de Galatzö bis nach Formentor. Auf der Plattform des Puig, wo ein paar grosse Stein-Clapérs
stehen, wachsen einige Feigenbäume.
Hinter Sn Miguel geht der Weg den Coli de sa Grava hinauf, zu dessen beiden Seiten sich
Gravabrüche, welche zu den besten der Insel gehören, befinden. Man kommt dann auf dem
hügeligen Boden, bald bergauf, bald hinunter, gehend zu Son Camellas und einer zertrümmerten
Windmühle. Die Strasse schlängelt sich durch Getreidefelder an Weinbergen und verstreuten
kleinen Bauernhäusern mit doppelter Dachneige vorüber in die Ebene hinab, welche von der Gruppe
des Puig de S» Salvador und der ihn fortsetzenden Hügelreihe eingefasst wird. Zur Rechten lässt
man Son Sant Marti liegen und tritt durch die Calle de Palma in den kleinen Ort Villafranca ein,
den man mit seinen Windmühlen und seiner Kirche schon eine lange Zeit vorher sieht. Die fast
durchweg einstöckigen Häuser mit Rundbogenthor haben üppige, über die Mitte des Hauses herabhängende
Rebenlauben. Hauptsächlich sind die Häuser der Calle de Ia Yglesia auf diese Weise
ausgeschmückt, was nicht wenig zur Hebung der einförmigen Erscheinung dieser Ortschaft dep
Ebene beiträgt. Im Jahre 1630 wurde der Grundstein zur jetzigen Kirche gelegt, die der heiligen
Barbara gewidmet ist, deren Bildniss auch den Hochaltar schmückt. Der viereckige Thurm ist mit
Spitzbogenfenstern und einem Pyramidenhelm bedeckt. Das Innere zeigt ein Tonnengewölbe
mit drei Seitenkapellen auf jeder Seite und eine Empore mit der Orgel, welche das Datum
1804 trägt.
Eine gute Strasse mit Maulbeerbäumen an den Seiten führt von Villafranca nach Son Sant
Marti, dessen- stattliches Possessionshaus, auf einer sanften Erhöhung gelegen, weithin sichtbar ist.
Es hat einen Rundbogeneingang, über dem sich ein Relief befindet, welches den heiligen Paulus
darstellt, wie er einem Bettler ein Stück seines Mantels giebt. Rechts sind die Kapelle und ein
breites Gehöft mit einer Halle, die von sieben, auf achteckigen Pfeilern ruhenden Segmentbogen
getragen wird, unter welchen von der Mitte aus eine bequeme Treppe hinaufgeht. An einer
thurmartigen Erhöhung des Gebäudes sieht man eine Sonnenuhr und Spuren vermauerter Ventanas
Cornelias. Das Ganze krönt ein Thürmchen mit Glocke. Die breite felsige, zum Theil als Tenne
verwendete Plattform vor dem Hause gewährt eine herrliche Aussicht auf Villafranca und den
Puig de Bonañy mit der fernen Sierra; links erblickt man den Peñal de Farrutx und die von den
Höhen von Calicant, Artá, Llodrá, Fangar, S» Salvador und Santuiri begrenzte, reich bebaute Ebene.
Deutlich sieht man das lachende Felanitx. Zwei Cistemen befinden sich im Hofe und zwei Norias
bei den Häusern. Der Keller oder Cellé mit vier Pfeilern, welche je vier Bogen tragen, hat einen
riesigen Holz-Cup, welcher wie eine sehr umfängliche Bota congreñada aussieht, die auf 21 Marés-
Pfeilern ruht. Im Pinar, nicht weit von dem Hause, stehen zwei alte Windmühlen. An Son Sant
Marti vorbei führt ein Weg von Villafranca nach Porreras.
- Von Villafranca kann man leicht S“ Juan erreichen. Man kommt auf diesem Fahrwege am
Possessionshause des Cremat vorbei und steigt dann in ein Thälchen hinab, auf dessen Anhöhe
der Calderers ein weitläufiges Haus mit drei Stockwerken mit grossem Keller und einer kleinen
Kapelle liegt. Im Hofe ist ein guter Brunnen mit kühlem Wasser, ringsum ein Rebendach, und
hinter dem Hause sind weitläufige Nebengebäude und ein grösser Weinberg. Sn Juan liegt in einer
Vertiefung; dahinter erheben sich ein Hügel mit Windmühle und der Puig de la Consolación, und
man gelangt auf den Weg von Petra.
Die Fahrstrasse von Villafranca bis nach Manacor zieht sich in sanfter, aber dauernder
Senkung hin; sie durchzieht guten Ackerboden, der mit vielen Weinbergen bepflanzt ist. Man hat
schon einen hübschen Blick auf Manacor und links auf La Moleta, sowie auf Alcudierom, welches
auf einer Erhöhung liegt. Der Boden der Ebene ist weiterhin etwas steinig; man überschreitet eine
Brücke über den Torrent und sieht auf einem kleinen Hügel das Possessionshaus von Caparó, dann
Petra und Bonañy. Rechts geht ein kürzerer Weg ebenfalls nach Manacor. Die von uns eingeschlagene
Fahrstrasse ist sehr schön und in der Thalvertiefung mit Wasserdurchlässen versehen;
sie führt auf eine sanfte Wellenerhöhung, von der man einen weiten Blick auf die Ebene und das
ferne Randa hat; namentlich hübsch erscheint die ferne Gruppe von Llodrá del Fangar, die aus
sechs kegelartigen Hügeln besteht, mit S“ Lucia und dem hohen Felsenkegel Casteilet de Gegant,
auf San Salvador und Calicant. Durch Mandel- und zahlreiche Feigenbaumpflanzungen erreicht
man Manacor.