Das Centrum der Insel.
Manacor, Petra, Sineu, Sn Juan, Llorito, Sansellas und Llubi.
Von den Ortschaften der Ebene ist die wichtigste Manacor, die Cabeza des gleichnamigen
Partido. Sie zählt 8725 Einwohner und 2925 Häuser und ist mithin nach Palma die grösste
Ortschaft der Insel. In der Mitte der mit Weinstöcken, Feigen- und Mandelbäumen bepflanzten
Ebene, zwischen zwei wellenartig bebauten Erhöhungen mit kegelartigen Höhen im Hintergründe
gelegen, erhält sie einen charakteristischen Anstrich durch die ca. 60 Windmühlen in ihrer Umgebung,
unter denen sich mehrere aus Quadern erbaute und mit eisernem Dache versehene auszeichnen.
Die Häuser, die auf einförmige Gassen stossen, sind meistens nach ländlicher Sitte
numerirt und in Manzanas eingetheilt. Sie sind, wenige ausgenommen, einstöckig und zeigen in der
Regel Rundbogenthüren und wenige kleine Fenster. Eines der besseren älteren Häuser ist die
Rectoria, die mit rund ausgelappten, mit Kugeln überragten Zinnen gekrönt und mit einem Renaissance
Cordon unterhalb des Dezvan geschmückt ist. Einige hübsche neue Gebäude befinden sich
an der Plaza, darunter die Fonda de Femenias mit luftigen, von Blumen gekrönten Bogenhallen,
ein gutes, sauberes Gasthaus, nächst dem in Palma das beste Mallorca’s. Gleich hinter demselben,
einst auf den Platz vor der Pfarrkirche stossend, lag das alte Alcazar von Manacor. Wie aus
einigen von den Königen Dn Jaime II. und Dn Sancho verliehenen Privilegien ersichtlich ist, hielten
sich diese Souveraine auch einige Zeit in diesem Alcazar auf. Der König Dn Fernando el Catoliqo
schenkte ihn seinem Secretair Juan Ballester; jetzt ist er im Besitz verschiedener Privatleute. Der
Palast ist im Laufe der Jahre ganz umgewandelt worden, und man sieht inmitten verschiedener
Häuser, welche nun den Raum, den er bedeckte, einnehmen, ausser dem noch erhaltenen Thurm
kaum noch einzelne Spuren des alten Zustandes. Die Pfarrkirche, welche mit ihrem Thurm die
Umgebung weithin beherrscht, gehört zu den ältesten Kirchen der Insel; wahrscheinlich wurde
sie um 1240 erbaut. Sie ist von einem Glockenbogen gekrönt, hat zwei Seitenthüren und ein
zopfiges Portal und an der linken Ecke einen Kuppelthurm mit achteckigem Aufsatz mit Spitzbogenfenstern.
Das Innere ist ein einziges gothisches Schiff, dessen Wölbung von Spitzbogen
unterstützt wird, an die sich die in hübsch sculptirten Schlusssteinen mit Wappenschildern und
Heiligenfiguren kreuzenden verkehlten Rippen anlehnen. Am Hochaltar sind die Statuen der Mutter
Gottes und dem heiligen Jacob, des Patrons der Ortschaft, aufgestellt. Zwei Kuppelkapellen bilden
gleichsam die Arme des Kreuzes; ausserdem zählt man noch sieben Kapellen, von denen nur noch
einige ihre einfach gekreuzte Wölbung und ihre zierlichen Pfeiler behalten haben.
Die zweite Kirche von Manacor, die Yglesia de Sn Vicente Ferrer stösst auf die Plazuela
del Convento. Dieselbe gehörte dem gleichnamigen im Jahre 1576 gegründeten Dominicanerkloster
an und dient jetzt als Yglesia Ayuda der Pfarrkirche. Den Eingang bildet ein einfaches Rundbogenportal,
über dem sich eine Fensterrose befindet. Das niedrige Thürmchen zur Linken, mit
einer Terrasse, die von einem Pyramidenhelm bedeckt wird, ist nach dem Vorbilde desjenigen von
S ta Cruz in Palma erbaut. Das Innere zeigt ein Tonnengewölbe mit sich verengender Kapelle für
den Hochaltar, der Sn Vicente Ferrer geweiht ist, zur Erinnerung, dass dieser Heilige dort predigte-
Ausserdem hat die Kirche fünf Seitenkapellen; die zweite, rechts in Renaissance-Styl erbaute, ist
recht hübsch; sie weist eine Kuppel und römische Knäufe an gewundenen Säulen auf. Eine von
pseudorömischen Säulen unterstützte Orgelempore befindet sich über dem Eingänge. Das ehemalige,
an die Kirche anstossende Kloster dient verschiedenen öffentlichen Zwecken. Es ist Sitz des
Juzgado de Partido, des Colegio de
segunda Enseñanza, und dient gleichzeitig
als Gefängniss. Davor liegt die Plaza
de la Balsa, wo der Schweine- und
Thonwaarenmarkt abgehalten wird. Der
schöne Klosterhof bildet ein längliches
Viereck; eine Säulenhalle läuft rings um
ihn herum. Auf derselben Plaza de la
Balsa in dem alten Hause der Puigdorfila
befindet sich in einer gothischen Bogennische
ein altes bemerkenswerthes R e lief,
Engel und Heilige darstellend. Das
Haus selbst dient jetzt als Kloster für
die Terciarias-Nonnen, die sich mit dem
Unterricht und der Krankenpflege beschäftigen
und sich neuerdings auch eine
Kapelle errichtet haben. Längs des
Baches wurde eine Art Spazierweg, die
Calle del Torrente genannt, angelegt und
mit Platanen bepflanzt. Viele Brücken
führen von derselben zu den gegenüber
liegenden Häusern, die auf der Seite des
Baches in seiner ganzen Länge mit einem
Trottoir versehen sind. Ueppige Gärten
mit frischem Grün unterbrechen hin und
wieder das einförmige Graugelb der
Häuser. Am Eingänge der Calle del Torrente
befindet sich ein mit einer Büste
geschmückter Brunnen. Daneben ist ein
Bassin, das von dicken Pfeilern und~einer
Dachung gedeckt wird und als Viehtränke
dient. Nahebei liegt das Schlachthaus
mit geschlossener Bogenhalle. Auf
der unregelmäfsigen Plaza de la Constitución
liegt die Casa Consistorial mit
dem Wappen von Manacor (eine Hand,
die ein Herz hält) und dem Datum 1573.
Manacor ist eine Ortschaft, deren Bewohner
die Landwirthschaft in hervor-
j -r-rr . M „ ______.i- 1 Torre ragender Weise betreiben; namentlich del Palau in Manacor.
die Viehzucht steht in hoher Blüthe. Der
Handel ist so rege, dass ein wöchentlicher Markt besteht und drei Jahrmärkte stattfinden. Die
Hauptindustrie von Manacor bildet die Fabrikation von Thonwaaren, hauptsächlich von grossen
Ziegeln, welche man ohne Bovedillas gleich auf die Balken legt. Auch bestehen zwei Dampfmühlen.
Die Umgebung von Manacor ist flach und einförmig. Auf der Strasse von Son Forteza, in
unmittelbarer Nähe von Manacor, erhebt sich die Torre des Anegistas oder de Can Ribera, ein
viereckiger, mit Zinnen gekrönter Bau mit langen Schiessscharten und einem kleinen Rundbogen-
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