ist sein Wein, der in der Umgebung in grösser Menge gewonnen wird und zu den besten Sorten
Mallorca’s und überhaupt der Balearen gezählt werden muss. Auch die sorgfältige Pflege der
Feigen hat hierzu nicht wenig beigetragen, denn der Export getrockneter Feigen ist sehr bedeutend.
Die Häuser, 795 an der Zahl, welche den Charakter jener der Ortschaften in der Ebene tragen,
sind meist zweistöckig. In der Calle de Truy steht ein altes Haus, von dem das Volk, jedoch
irrthümlich, behauptet, dass es aus der Maurenzeit stamme. Die Pfarrkirche der Ascension de
Nuestra Señora ist die Nachfolgerin jener von Rubinas, in deren Nähe die ursprüngliche Häusergruppe
stand, welche zur Zeit der Eroberung die Alqueria eines Mauren, Namens Salem, war. Da
sich jedoch durch die Aufführung neuer Häuser die Ortschaft bei dieser Alqueria vergrösserte, so
verlor Rubinas von seiner Bedeutung, die sich nun auf Binisalem übertrug. Im Jahre 1364 sah man
sich daher genöthigt, daselbst eine neue Kirche zu errichten. Die Kirche, deren Kuppel 169 m
über dem Meere steht, hat ein gothisches, aber nicht vollständiges Portal; die Fensterrose erinnert
etwas an die von Sta Eulalia. Zur Linken der Kirche erhebt sich ein in fünf Stockwerke eingetheilter
Thurm, dessen letztes Stockwerk von zwei Spitzbogenfenstern durchbrochen und von einem Helm
überragt ist. Das Innere zeichnet sich durch schönen Bau und reiche Marmorverzierungen vor allen
anderen Landkirchen der Insel aus. Das dabei verwendete Material ist Marmor und Jaspis, welcher
grösstentheils den nahen Marmorbrüchen entstammt. Die Kirche hat die Form eines lateinischen
Kreuzes; vier Bogen, an den Seiten gewunden, stützen den längeren Arm. Ueber dem Transsept
erhebt sich eine hohe, nach aussen achteckige Kuppel. Die zwei Arme des Kreuzes und die Hochaltarkapelle,
welche etwas niedriger ist, bilden drei gleiche nischenförmige Kapellen. Um die
ganze Kirche herum läuft ein Sims aus hellrothem Marmor, welcher von Pfeilermassen aus polirtem
grauen Marmor mit pseudorömischen Knäufen getragen wird. Auf jeder Seite des langen Armes
befinden sich drei Rundbogenkapellen. Besonders reich sind der Hochaltar aus der Mitte des
18. Jahrhunderts, jenem von der Seo von Palma nachgebildet, und der marmorne, mit Bronze geschmückte
Altar der schönen Kapelle der Beata Catalina Tomás. Rechts, dem Eingänge gegenüber,
ist eine mit Marbre Vermey aus Binisalem geschmückte Kapelle, die aber bereits stark verwittert ist.
Ueber dem Eingänge erhebt sich eine hölzerne Empore, die von zwei dünnen ionischen Marmorsäulen
getragen wird. Die beiden anderen Kirchen in Binisalem sind die des alten Franziscaner-
klosters und jene der Tertiarier vom heiligen Augustin. Die erstere, von Sn Francisco, ist sehr
schlicht. In der unschönen Kapelle de la Germantad steht ein alter gothischer Flügelaltar mit
Darstellungen aus dem Leben Marias und im Mittelfelde des heiligen Franciscus. Im Altar befindet
sich ein sehr alter Stein mit hübschen Bogen und Verzierungen, Mann und Weib darstellend.
Oberhalb der niedrigen Wölbung sieht man noch die alten Spitzbogen. In der Sacristei werden
zwei alte Messkleider mit Wappen und vorzüglichen Ornamenten aufbewahrt. Die Kirche der
Tertiarier ist neu und wurde im Jahre 1881 eingeweiht, da sich erst im Jahre 1857 die Terciarios
de Sn Agustin in Binisalem angesiedelt hatten. Dieselbe hat auf jeder Seite zwei Seitenkapellen;
am Hochaltar ist eine von Ankermann verfertigte Copie der Transfiguration. In Folge der ziemlich
starken Bevölkerung, der grossen Feigen- und Weinproduction, sowie der Nähe der Steinbrüche
herrscht in Binisalem ein reges Verkehrsleben. An jedem Sonntage wird dort Markt abgehalten.
Ausserdem giebt es auch drei Jahrmärkte und einen Woll- und Viehmarkt. Hier sei auch noch
erwähnt, dass in dem südwestlich von Binisalem gelegenen, dem Conde de España gehörigen Gute
La Cabana der Pou d’en Torrens sich befindet, welcher dem Publicum zur Benutzung überlassen
ist. Derselbe enthält in ziemlicher Tiefe- unversiegbares fliessendes Wasser, dessen Temperatur
etwas höher, als die gewöhnliche, ist. Dem Wasser schreibt man heilsame Eigenschaften zu.
Binisalem ist durch eine Fahrstrasse mit der nur wenige Schritte entfernten Carretera de
Inca verbunden. Wir lenken unsere Schritte aber zunächst den Hügeln zu. In nördlicher Richtung
durchwandern wir die Calle de Truy nach den Bergen zu durch Mandel- und Feigenbaumpflanzungen,
zwischen welchen sich einzelne Häuschen» zeigen. Dann kommen wir durch Weinberge, welche
meist gute Tafeltrauben tragen, und gelangen, an kleinen Pomeranzengärtchen vorübergehend, an
die Marmor-Steinbrüche bei Can Marca. Von den Abhängen des mit Oelbäumen bepflanzten Thaies
von Can Pere Antoni stammt der röthlich und weiss geaderte Marmor her, Marbre Vermey genannt,
im Gegensatz zu dem gewöhnlichen hellgrauen, der Grog oder Pardo heisst. Die Cantera de
Torrella, zur Morneta gehörig und ein Steinbruch des Dn Fausto Gual de Torrella, welches eine alte
Alqueria wa r, ist klein und liefert gestreiften Vermey-Marmor. In der Nachbarschaft findet man
viele Ammoniten. An Can Pere Antoni ist Can Masia, zu Pons gehörig, angebaut. Der Boden
dieser gesammten Hügelkette ist sehr felsig. Die Aussicht auf Binisalem ist recht hübsch, da man
die gesammte von sanften Erhöhungen eingeschlossene Thalmulde und weithin die Ebene mit dem
Puig de Randa im Hintergründe erblickt.
Ein guter Fahrweg führt von Binisalem, von der Calle de Alarö ausgehend, nach Alarö.
Mehrere isolirt stehende Windmühlen sieht man aus der Ebene hervorragen, und eine einsame
Palme erhebt bei einem kleinen Bauernhause ihre majestätische Krone. Man biegt gegen die lange
einförmige Reihe niedriger, mit Bäumen bepflanzter Hügel ein, hinter denen sich die Gebirge der
Sierra emporthürmen. Die Vegetation ist hier sehr reich. Zur Rechten sieht man das Possessionshaus
von Can Cabrit, das auf die Ebene und den weiten Puig de Randa blickt. Der Weg steigt
allmählich gegen eine von Hügeln umringte Einsattelung zu, wo die Possessionshäuser von Banols
und Jorge Fortuny stehen. Erwähnenswerth ist die neben Banols dicht bei dem kleinen Flusse
gelegene Quelle. Geht man weiter vor, so erblickt man den Puig de la Alcadena, dann das Castell
de Alarö. Dann überschreitet man einen kleinen Bach, einen der Zuflüsse des Torrent de Conseil
oder de Sansellas und gelangt auf einen guten, nach Palma führenden Fahrweg. Den Friedhof
von Alarö lässt man links liegen und hat bald Alarö erreicht.
Zur Zeit der Eroberung war Alarö eine Alqueria, welche die Mauren Asarö genannt haben.
Der König verlieh dieselbe mit 12 Joch (Jovadas) Grund dem Raimundo de Paxonat. Wahrscheinlich
halte sie dieser an verschiedene Bauern gegen Zins verpachtet. Diese bildeten sie wohl zu einer
Ortschaft aus, welche schon vor 1300 von Dn Jaime II. den Titel einer Villa erhielt. Dieselbe liegt
am Fusse fast kahler, abgerundeter Hügel. Die Ortschaft zählt 3577 Einwohner und wird durch
den Torrent de Banols in zwei Theile geschieden: die Villa d’amunt und die Villa d’avall. Die ca.
1000 Häuser sind fast ausnahmslos einstöckig und haben viereckige Thüren mit Kalksteinpfosten.
Rundbogen kommen nur vereinzelt vor. Fast in der Mitte des Ortes liegt 246 m über dem Meere
die Kirche, welche eine der ältesten Mallorca’s ist. Dieselbe soll im Jahre 1235 erbaut worden
sein. Zum Hochaltar ist Marmor und Jaspis verwendet.
Von der gesammten Bevölkerung Alarö’s wird der Heilige Rochus, welcher gelegentlich
der Pest im Jahre 1652 zum Patron der Ortschaft ernannt worden war, hoch in Ehren gehalten. Seit dieser
Zeit wird auch alljährlich zu seinem Andenken ein kirchliches Fest mit sich anschliessenden Volksbelustigungen
gefeiert. Bei diesem Feste wird grösser Pomp entfaltet, wie wir bereits an anderer
Stelle mitgetheilt haben. An die linke Seite der Kirche ist ein schmuckloser, viereckiger, bedachter
Thurm angebaut. Das Innere der Kirche ist gewölbt. Ueber dem Haupteingange ist eine Empore
angebracht. Der Kirche gegenüber zieht sich eine breite Gasse hin, in welcher die Rectoria liegt.
An dem Eingänge derselben ist das Datum 1600 ein gern eisselt.
Von Alarö führt der Weg zum Castell an Felsenhügeln vorüber, an deren Fusse Bauernhäuser
liegen. Rechts ist die Vina de la Perdiguera, welcher entlang die Strasse bergan führt.
Links zieht sich der Weg zum Comellar del Verger an den Gewässern de Sa Font de Son Curt
entlang und an einem von Orangenbäumen umgebenen Hause vorüber, das man links liegen lässt.
Durch Oelbaumpflanzungen kommt man zu dem älteren Hause von Son Penaflor und, immer weiter
gehend, in den Comellar. Durch die unteren felsigen Lehnen gelangt man, in Windungen emporsteigend,
auf den Vorsprung des Castells und in einen mit Strandkiefern untermischten Eichenwald.
Das Schloss, noch aus der Eroberungszeit stammend, war in alten Zeiten von besonderer Wichtigkeit.
Es war eine der Festen, die sich Jaime I. am 28. September 1231 bei dem mit dem Infanten Dn Pedro
abgeschlossenen Vertrage des Eintausches von Mallorca gegen die Grafschaft Urgel zurückbehalten
hatte. Im Jahre 1285, als sich der grösste Theil der Inselbewohner dem Könige Dn Alonso III.
de Aragon, welcher seinem Onkel Dn Jaime II. das Reich von Mallorca entriss, unterworfen hatte,
weigerten ' sich der Alcaide und Andere entschieden, Dn Alonso als ihr Oberhaupt anzuerkennen,
weil sie ihn für einen Usurpator ansahen. Die Vertheidigung war eine so hartnäckige, dass
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