Jahre 1780 wurde dieselbe nach der Vorderseite durch zwei Seitenkapellen verlängert. Der niedrige
Glockenthurm stand schon seit 1591 und war allem Anschein nach von der Kirche ziemlich weit
entfernt. Im Jahre 1849 wurde der Thurm erhöht, so dass er jetzt 156 m über dem Meere liegt.
Die Kirche ist einfach und im Aeussern ohne Schmuck, nur mit einem spitzigen Thürmchen versehen;
ihre Länge beträgt 28 m und ihre Breite 8 m, und das Innere ist im Spitzbogenstyl erbaut.
Vor der Kirche geniesst man eine schöne Aussicht auf das Thal. Es giebt noch ein Kirchlein in
Calviä, nämlich die aus dem 15. Jahrhundert stammende Mare de Deu dels. Dolors, in welcher
die Mare de Deu de Portals zur öffentlichen Verehrung aufgestellt wurde, die jedoch, so oft sie
dorthin gebracht Wurde, stets wieder verschwand und später in ihrer Höhle anzutreffen war. Das
Kirchlein wird viel besucht; am Charfreitage wird das Grab Christi in der Kirche ausgestellt..
Knaben und Mädchen versammeln sich dort ebenfalls zum Empfange der ersten Communion, um
dann processionsmässig zur Pfarre zu ziehen. Am Altäre befindet sich ein rundes Holzbild, die
Mutter Gottes mit dem todten Heiland auf dem Arme darstellend. Sonst befindet sich in dem Orte
ausser der Casa Consistorial nichts Bemerkenswerthes.
Von Calviä begeben wir uns nun auf das dahinterliegende Thal gegen Validurgent zu.
Hinter der Ortschaft führt der Weg auf einem hügeligen, mit Oel- und Johannisbrodbäumen bepflanzten,
recht kalkigen und weissen Boden weiter. Rechts lässt man Son Roig, ein grösseres,
weiss angestrichenes Possessionshaus liegen; bei Beginn des Thaies liegt Son Pieras und auf einem
kleinen Hügel Son Riute. Am Abhange des Thaies erblickt man das Possessionshaus von Son
Boronat, und in dessen Nähe liegt das durch Tropfsteinbildungen interessante Avench de sa Moneda.
Dieses hat zwei Oeffnungen, von denen die eine, in welcher sich Wildtauben aufhalten, zugänglich
ist und tief in den Felsen eindringt. Die Sierra de Burguesa zeigt spitzige, nur hie und da felsige
Hügel. Links liegt Benatia nou, ein kleines Possessionshaus mit herrlicher Aussicht auf das ferne
Valldurgent. Man überschreitet hier den Torrent de S ’ Arena, der mitten durch das Thal fliesst,
und gelangt zu einer welligen Hochthalsohle, wo links das Possessionshaus des Burotell und rechts
Valldurgent, ein schwärzliches Possessionshaus mit einem Kapellchen, liegt. Die Glockenbogen des
letzteren fällen, schon von Weitem auf. Ueber dem Rundbogeneingang befindet sich das Lohrungenwappen;
in der Eingangshalle ist eine römische Inschrift, sowie zwei Amphoren und ander Hauskapelle
die Jahreszahl 1635 angebracht. Von der Terrasse aus hat man schönen Fernblick auf das Thal
und das Meer. Hinter dem Hause, wo sich eine Cisterne befindet, geht der Weg über die Sierra
de la Burguesa und über den Coli de sa Creu nach der Stadt Palma ab. Verfolgt man den Weg
thalaufwärts, der, steil bergauf gehend, zu einer Einsattelung, Coli des Tords genannt, führt, so
hat man bei einer kleinen Quelle weite Aussicht auf die herrliche Sierra. Weiter gehend, gelangt
man an mehreren Possessionshäusern vorbei schliesslich auf die Fahrsträsse von Puigpunent.
Calviä ist durch einen guten Fahrweg mit der auf der ändern Seite des Thaies gelegenen
Ortschaft Escapdella verbunden. Man muss hier ein Stück der Fahrstrasse, die zur Chaussee von
Palma führt, zurückfahren und dann rechts einbiegen und kommt an kleinen Bauernhäusern mit
Opuntien-Gärtchen und einzelnen Palmen vorüber. Ein fahrbarer Weg führt durch das Thal zu
dem Possessionshaus von Son Alfonso. Bei Son Claret steht an der Strasse ein Oelbaum, dessen
Stamm 9 m Umfang, dessen Krone aber nur wenige Zweige hat. Diesem gegenüber befindet sich ein
zweiter von fast gleicher Grösse; auch sonst sind dort noch einige grosse uralte Bäume vorhanden.
Unternehmen wir nun einen Ausflug rechts in der Richtung des hochgelegenen Galilea, dann
gelangen wir zu dem von Palmen beschatteten Hause von Son Marti mit einer von Säulen getragenen
Weinlaube und einer Aussentreppe im Hofe, Anmuthig ist hier der Blick auf das Thal
von Galatzö und gegen Son Claret zu. Rechts vom Hause stehen Myrten- und Lorbeerbäume.
Durch das mit Oelbäumen bewachsene Thal kommt man an einem von Eichen beschatteten Sefareix
vorbei, der ein Bächlein aufnimmt, das von der Coma del Llamp herabkommt und eine Wassermühle
treibt. Auf den Höhen unterhalb von S“ Marti liegt S a Cova de sa Germania, eine 50 m tiefe
Höhle mit Wölbungen und Tropfsteinsäulen. Die Halle weist grosse Stalagtitsäulen auf, und
andere Stalagtitmassen bilden wandartige Abtheilungen und Seitenkammem. Geht man dem
Torrent-Bett entlang weiter hinauf, so sieht man einen Vorsprung mit vier Aushöhlungen im Felsen,
Es Armaris genannt; etwas weiterhin entspringt die Font d'Ufana, welche im Winter viel Wasser
hat. Durch das schluchtenartige Thal der Grau gelangt man zu drei Bodeneinschnitten, von denen
einer hohe graue, stellenweise röthliche Wände hat und Bosquet de baix de Son Cortey heisst,
weil er mit immergrünen Eichen bewachsen ist. Am linken Abhange ist die Cova des Cavalles
mit einer kleinen Oeffnung und einer Höhle, Cova d’en Salvador genannt.
Wir setzen unseren Weg auf der Fahrstrasse von Escapdellä auf hügeligem Boden fort,
überschreiten das trockene Bett eines Baches und wenden uns gegen die mit Oelbäumen bepflanzten
Hügel. Der hohe Puig de Galatzö, der, von hier besehen, fast eine Kugelgestalt hat, ragt majestätisch
zum blauen Himmel empor. Man erreicht bald Escapdella, eine nur 778 Einwohner zählende,
mit Calviä politisch zusammengehörige Ortschaft, von dem sie 2 km entfernt ist. Sie liegt am Fusse
eines mit Windmühlen geschmückten Hügels und besteht aus 2 11 zerstreut liegenden Gartenhäusern,
Valldurgent.
die häufig vor dem Eingänge eine Weinlaube haben. Die Kirche, welche 1779 von dem reichen
Dn Jaime Palmera gestiftet und der Nuestra Señora del Carmen gewidmet wurde, wa r bis 1869 nur
klein, wurde in diesem Jahre aber durch Kreuzarme und ein Presbyterium vergrössert, so dass
sie jetzt recht stattlich aussieht. Sie hat vier Seitenkapellen; in einer derselben sind die Reliquien
des Märtyrers Urbanus aus den Katakomben von Rom beigesetzt. Unter der Empore über dem
Eingang sind zwei Kapellen, von welchen eine als Aufgang und die andere als Raum für das Taufbecken
dient. Von Escapdellä führt ein Fahrweg, theils durch den Torrent, theils an demselben
vorbei, zur Haupte Carretera. Rechts erblickt man die Gebirgszüge des Coli d’en Esteva. Der
baumreiche Boden ist hügelig. Nach dem Vorbeipassiren an dem in einiger Entfernung liegenden
Possessionshaus von Paguera gelangt man auf der Carretera de Andraitx zu der Stelle, wo das
Doppel-Torrententhälchen bei dem sog. Pas oder Coli de Sa Mula sich vereinigt. Etwas weiter
entfernt ist die Fahrstrasse von Andraitx. Wir nehmen unsere Schilderung wieder an der Stelle
auf, wo wir sie verlassen haben, nämlich an der Abzweigung der Strasse nach Calviä.
Balearen II. 2