Von hier an fehlt das flache Uferland, und die lehnigen, rundlichen, mit Mastixsträuchern
bekleideten Hügel reichen bis zum Meer, wo sie niedrige, erdige Abstürze aufweisen; hin und
wieder krönen einzelne Kiefern die Höhen. Man nennt dieses Ufer, welches mit der Punta Rabiosa
abschliesst, Sa Macada de Binigaus. Die Punta Rabiosa bildet einen sehr breiten Vorsprung mit
lehnigem, weisslichem Felsenufer und wird daan von einer mit einzelnen Kiefern bewachsenen
Thalfurche durchzogen, die wieder eine Hügelspitze trennt, in deren Felsen man eingelagerte,
wurzelartige Tropfsteingebilde sieht.
Verschiedene Calas dringen in das Land ein. Bemerkenswerth ist der herrliche Tunnel Es
Pont d’en Ali, von dem die Chronik erzählt, dass ein Maure, Namens AH, der häufig Raubzüge in
jene Gegenden unternahm, seine Galere unter diesem natürlichen Tunnel verbarg.
Wir kommen jetzt in den herrlichen, trefflich gegen Nordwinde geschützten Hafen von
Sta Galdana, in den der ergiebigste Fluss Menorca’s ausmündet.
Grossartig ist die Cova de S«* Galdana, deren riesige Mündung durch zahlreiche Felsen
versperrt wird. Sehr schön ist die Aussicht auf die herrliche Bucht von Sla Galdana von den
Lehnen hinter dem breiten Rio unterhalb des Hauses von En Sala Misas.
Zu den Höhlen von Cala Macarella führt ein theilweise in die Felsen gehauener Pfad. Die
letzte derselben ist eine der am besten erhaltenen und schönsten der Küste; sie hat zwei Thür-
öffnungen, sowie ein mittleres Fensterchen und besteht aus einer sichelförmigen Höhle mit einem
Pfeiler in der Mitte, zwei grossen Abtheilungen und vielen Nischen.
Die Punta de sa Guarda ist vom Meere abgewaschen und schwammig. Nahebei liegt der
Leuchtthurm des Trulx oder Dartuix von vierter Ordnung. Der Apparat giebt ein weisses Licht
mit Blitzfeuer von 3' zu 3', das 16 Meilen weit sichtbar ist.
Von der Terrasse aus, um welche Bänke stehen, hat man schöne Aussicht auf die Spitze
der Torre del Ram. Vor unseren Blicken erscheinen jetzt der Vorsprung der Torre del Ram, das
Cap Negret und nach einiger Zeit Es Cap de sa Paret.
Von Cala blanca aus zieht sich das Ufer mit niedrigen schwärzlichen Abstürzen fort, hin
und wieder zurücktretend. Es folgt die schöne und grosse Cala Sant’ Andria, von einem Thurme
beherrscht.
Die Einbuchtung des Degollador zeigt in der Mitte einen gleichnamigen Escuy, den Ueber-
resit des horizontal geschichteten Ufers; daran schliesst sich ein schmaler, flussartiger Grund, dessen
Felsenufer von trockenen Wänden gekrönt werden. Der uns schon aus der Schilderung Ciudadela’s
bekannte Hafen wird von dem Thurme auf der einen Seite und dem Leuchthurme auf der anderen
begrenzt. Der Hafenthurm, Castillo de S» Nicolas genannt, wurde 1679 wieder aufgebaut. Das
Leuchtthurms-Gebäude ist nett, und wurde ebenso wie die Ecken der Terrasse aus schönen, grauen
Kalksteinquadern erbaut Dieser Leuchtthurm sechster. Ordnung, 1863 erbaut, hat einen Apparat,
welcher ein sieben Meilen weit sichtbares, fixes Licht erzeugt. Die Cala en Blanes bildet einen tiefen
Einschnitt in diese felsige Küste und zieht sich mit gleichen Ufern weit hinein. Ganz schmal, aber
höchst malerisch ist die Einbuchtung des Recö des Cap de Banols. Es bietet sich uns nun das
graue, wie ein Schiff vorspringendes Cap de Banols mit zwei kleinen Seehöhlen dar. Eine tiefe
Seehöhle mit spitzer AVölbung und zellenartig ausgehöhlten Wanden, mit einem grossen, natürlichen
Bogen, Pont d’en Gil genannt, wo man durchfahren kann, gewährt einen herrlichen Rückblick
auf diesen Bogen mit Mallorca im Hintergründe.
Die starke, massive Bildung des Cap de Menorca mit ihrem von Spalten durchzogenen
Vorsprung wird durch drei Schluchteinschnitte getrennt. Die wilde Küste, die vielfach zerklüftet
und gespalten ist, biegt gegen die grosse Reconada de s’Amarrador ein. Die felsigen, ziemlich
lehnigen Ufer der grauröthlichen Cala des Morts gewähren einen höchst traurigen Anblick. Die
Wände werden jäh, höher, schwärzlich und haben ein ernstes, wildes Aussehen. Sie zeigen ein paar
Spalten am Ufer, darunter eine, welche eine pfeilerartig getrennte Felsenmasse bildet.
Cala Morell ist ziemlich gross und hat ein kleines Sandufer im Grunde, sowie eine breite
Thalfurche. Höchst malerisch wirkt die natürliche Felsenbrücke, unter der man mit Booten hindurch-
fahrenkann. Weiterhin erheben sich hohe, wilde Felsenwände, wie durch Titanenkraft emporgehoben
und zahnartig vorspringend. Es folgt die Einbuchtung der Algayrens oder Gayrens mit dem
gleichnamigen Escuy, der gegen die Einfahrt der Bucht stark geschichtete Abstürze von dunklem
Aschgrau darbietet. Die Punta rotja oder dels Algayrens enthält oben in einer kleinen Höhle der
convoluten, abgebrochenen Felsen Tropfsteingebilde.
Die Montana Mala steht nur durch den Dünenrücken mit dem hinten gelegenen Gebirge in
Verbindung, welches das Thal hinter Cala Carbö beherrscht. Nach aussen zeigt die Montaña Mala
mit senkrechter, kupferrother Stirnseite äusserst w ild e , zahnartige Riffe. Weiter hin gelangt man
zum Cap de Ferro, das eine schöne Aussicht von seinem Gipfel gewährt.
Hinter Cala en Calderers ändert sich plötzlich die Farbe der Küste, denn die grauen; weissgeaderten
Felsen, die ein paar zahnartige Riffe aufweisen, wandeln sich in kupferrothe Steinplatten
um, Es Vermes genannt, mit ein paar aschgrauen Adern. Einen höchst charakteristischen Anblick
gewähren die Riffe der Playa de Pregonda, die aus hoch aufgeworfenen, röthlich-gelben Sanddünen
besteht. Hierauf folgt die Playa de Binimellá, nach der gleichnamigen Besitzung so genannt-
dann wird die Torre de sa Nidja an der Cala Forta sichtbar. Auf dieser linken Seite der Einbuchtung
der Nidja legen die Fischer aus Fornells gewöhnlich an. Der gute Weg führt zwischen
niedrigen Mastixsträuchern und Rosmarin auf die Höhe des Faro de Cavalleria, der 1859 erbaut
zweiter Ordnung ist und dessen weisses, fixes Licht 18 Meilen weit sichtbar ist Dem Cap’
de Cavalleria gegenüber liegt die Isla de sa Nidja.
Die Hafeneinfahrt von Fornells wird durch einen runden Thurm gesichert. Zu dem Schlosse
Fortaleza de S" Jorge, später de S» Antonio genannt, wurde der Grundstein im Jahre 1625 gelegt!
enthielt früher eine unterirdische Kaserne für 100 Mann, Magazine und eine Cisterne. Das Wasser
des Hafens ist sehr seicht, so dass das Seegras weit hinein bis zur Oberfläche reicht. Wir setzen
unsere Fahrt fort und erreichen die Cala Rotja, die kleine Insel S ’Illeta de ses Figueres de Moro
und die grössere Isla de las Sargantanas mit den Ueberresten eines Cuartel.
Balearen II.
Die Riffe der Playa de Pregonda.