der Kirche steht, mit Kappen und Kreuzgewölbe, von 20 m Länge und 7 m. Breite, welche einst
als Schule diente. Eine Segmentbogenthür mit abgefasster Kante führt zu der gewölbten Küche.
Rechts von der Kirche ist eine kleine Sacristei, wo ein Waschbecken mit der Jahreszahl 1662 in
einer Rundbogennische steht; es folgt ein einfaches Kreuzgewölbe mit Kugeln in den Ecken.
Hinter der Kirche führt eine Thür zur angebauten,, ausgebesserten Ermita mit Corridor und fünf
Zellen, der einstigen Wohnung des Professors. Auf der entgegengesetzten Seite befinden sich 15,
jetzt baufällige Zellen des Collegiums zur Unterbringung der Schüler, jede mit kleiner Wandnische,
die nur für den Waschtrog dient, und inneren Unterabtheilungen. Ein jedes Gemach trägt die
Spur der Camindachung der Küche. Die Zellen sind jetzt dachlos und baufällig;, darunter befinden
sich Gewölbe. Im Süden liegen sechs kleine Terrassen und eine Cisterne mit gemauerter Unterlage;
ausserhalb des Gebäudes sieht man ein eingestürztes Häuschen; mit einem doppelten
Backofen.
Auf dem Wege gegen Randa zu, unterhalb Cura, liegen zwei Höhlen, die nicht ihrer Grösse,
sondern der Ueberlieferung wegen, da sich der sel. Ramon Lull hierher zurückgezogen hatte,
merkwürdig sind. Unter einem herabgerutschten Felsen befindet sich die nur 2 m tiefe Cova de
San Ramon Nou, von der ein natürlicher, wie gepflastert aussehender Weg zur Höhle von San
Ramon V ey führt, und tiefer hinab im Torrent liegt die Cova Negra, hinter welcher das Postament
Creu de Randa steht; rechts führt ein alter Weg hinauf nach Cura. Erwähnenswerth ist der treffliche
krystallinische Kalkstein, der auf dem Puig gebrochen wird. Derselbe eignet sich vorzüglich
für die Sohle der Backöfen. Auch gute Schleifsteine, Pedras esmoladoras, werden dort gebrochen.
Llummayor ist mittelst' eines guten Fahrweges mit Palma verbunden. Man verlässt, um
dorthin zu gehen, die Ortschaft durch die Calle de la Caridad, gelangt an den zahlreichen Windmühlen,
welche Llummayor umgeben, durch Mandel- und Feigenbaumpflanzungen und überschreitet
auf einem kleinen Bogen ein trockenes Bachbett. Rechts behält man den Puig de Randa und erblickt
dann die Hügel von Galdent mit zwei spärlich bewachsenen, spitzigen Kuppen. Selten begegnet
man einem Bauernhause mit ein paar Obstbäumen und kleinem Gärtchen daneben. Der
Weg zieht sich geradlinig durch die öde einförmige Gegend; dann führt er hinab, passirt zwei
kleine Einsenkungen und gelangt an dem Hostal de Can Sopeta mit Vordach vorbei in eine grosse
Einsenkung im Buschwald, Sa Coma Fregon genannt, mit Häuschen, das, 269 m über dem Meere,
eine herrliche Aussicht auf die Huerta von Palma und die Bahia bietet. W^eiter gehend, kommt man
am Besitzthum von S ’Aranjasse, dann an zwei Hostals von Can Butxaca und Can Tofolet vorüber,
überschreitet wieder ein Bachbett, neben welchen Binsen- und Sivinengebüsch wachsen, von dem
in der Gegend auch baumgrosse Exemplare Vorkommen, und in die grosse Einsenkung des Prat de
Sn Jordi.
Man sah bis vor ungefähr 50 Jahren an dieser Stelle einen 5 km langen und 3 km breiten
Sumpf. Während der Wintermonate und in regnerischen Jahren war derselbe fast gänzlich durch
die von den Bergen herabströmenden Gewässer überschwemmt und machte durch seine Ausdünstung
die ganze Gegend ungesund. Eine Gesellschaft aus Palma führte in den Jahren 1846—-1849
die Austrocknung desselben durch, und seit dieser Zeit betrachtet man den Prat als ausgetrocknet
und vor der Gefahr neuer Ueberschwemmungen durch die Kanäle, die man zu diesem Zwecke
gebaut hat, geschützt. Nichtsdestoweniger bleibt dem Meere näher gelegen noch eine kleine
Lagune, Estany Blanc oder Estany de Son Suner genannt, welche das ganze Jahr hindurch Wasser
behält. Seitdem die Austrocknung ausgeführt ist, hat sich das ehemals unproductive Land mit
Feigen- und Mandelbäumen, auch Rebenpflanzungen, vielen Häusern, Wasserhebemühlen und Norias
bedeckt, so dass nicht allein die Mehrzahl der Gründe des alten Prat bereits bebaut ist, sondern
auch der Reiehthüm und die Zahl der Bevölkerung sich ansehnlich vermehrt hat.
Im Osten des Prat erhebt sich die Sierra de Sn Jordi, welche von dem alten Possessionshause
von Son Ferrer gekrönt wird, und gegen die Bahia zu, gleichzeitig an ihrer höchsten, 24 m
über dem Meere stehenden Stelle liegen die paar Häuser von Sn Jordi, an dessen Ende sich das
gleichnamige Kirchlein befindet. Das Oratorium bestand schon im Jahre 1451. Lange Zeit war
es nahezu verlassen, bis man es 1863 wieder dem Cultus widmete, und im Jahre 1880 wurde ein
Kaplan ernannt, der in S “ Jorge seinen Wohnsitz nahm. Da die Bevölkerung sehr zunimmt, wird
auch bald eine Ortschaft sich dort gebildet haben. Das Kirchlein sieht von aussen mit der breiten
Vorderseite mit Querbogenthor, Dach und Glockengiebel w ie . ein Bauernhaus aus. Auf dem linken
zopfigen Hochaltar, der aus der Kirche von S‘a Eulalia stammt, befindet sich ein Bild des heiligen
Georg, das einst auf dem früheren, aus dem 16. Jahrhundert stammenden Altare stand. Höchst,
interessant ist die Kanzel mit hölzernem Gitter, jener ähnlich, welche sich in der Hauptkirche von
Inca befindet. Im zweiten Bogen ist noch eine alte Freske zu sehen. Vor der Front der; Kirche
steht ein steinernes Kreuz auf Stufen und eine Cisterne. Der Rücken, mit vielen Mastixsträuchern,
bedeckt, erhöht sich noch etwas; links davon liegt Son Olivé und näher noch Son Fullana, neben
welchem viele Maulbeerbäume wachsen.
Sobald der Prat hinter uns liegt, wird der Boden bewegter und die Strasse führt langsam
hinauf. Am Anfänge eines mit Strandkiefern bedeckten Rückens sieht man Lon Sufíer, rechts die
Hügel gegen Marratxi, die einen ganz ungetrennten flachen, nur in der Mitte etwas erhöhten Rand
Son Ferrerei, ein Haus auf dem Prat.
bilden, und Son S “ Juan mit einem viereckigen hohen Thurm. Dann kommen Getreidefelder, die
Häusergruppen von Son Baña, eine alte Windmühle und neben Agavengebüschen der Steinbrdch,
die Torre d’en Pau. Es folgt ein kleiner Hostal. Der Boden wird jetzt fruchtbar und ist mit
üppigen Pflanzungen bedeckt, die von Parets umgeben sind, und an einer Windmühle vorbeischreitend
erreicht man durch die Huerta von Palma die bekannte Häusergruppe des Coli d’en
Rebassä, den Molinar de Levant und die Stadt.
Zwischen der Carretera de Llummayor und dem Meere befindet sich eine breite Fläche,
die mit dem Gesammtnamen als Marinas de Llummayor bezeichnet wird. Es ist ein flaches, wenig
fruchtbares, mit Garrigas bedecktes Land, meist in grössere Besitzungen eingetheilt und wenig bevölkert.
Es liegt aber ein eigenthümlicher Charakter und ein gewisser Reiz in diesen flachen, nur
hin und wieder gewellten Gegenden, wo nur die öden Tumuli oder einsame, meist bethürmte
Possessionshäuser die allgemeine Einförmigkeit unterbrechen. Wir wollen eine Tour durch dieselben
unternehmen, um die wichtigeren Punkte zu besichtigen und hierbei den Weg, der in der
Nähe von Son Suñer, von der Carretera de Llummayor abgeht, benutzen. Wenn man die kleine
ßiücke überschritten und an dem sandigen Pinar de Son Suñer vorübergegangen ist, w o zahl