Man überschreitet eine kleine Brücke und gelangt durch die baumreiche Ebene von Sta
Ponsa zu den spärlich mit Strandkiefern bewachsenen Hügeln. Die Windmühle bei Sta Ponsa nimmt
sich besonders schön aus. In drei Windungen zieht sich die Strasse, langsam ansteigend, zum
Hügelabhang hinauf, von wo man nicht nur prächtige Aussicht auf das Thal von Cal via hat, sondern
auch auf den alten Thurm des Castillo de S ta Ponsa und die hinter demselben liegenden Inselchen
des Cap Malgrat. Durch mehrere Einschnitte führt die Strasse, stark abfallend, in Krümmungen
hinab zu dem Gehöft von La Romana. Diesem folgt das stattliche Haus von Paguera mit ausgedehnten
Weinbergen. Beide Besitzungen gehören dem Marquez de la Romana. Vor dem Hause
von Paguera steht eine grosse Tanne; hier kann man das Hügelthal von Calviä und meerwärts
das Cap Malgrat überschauen. Nach Ersteigung eines waldigen Vorsprunges vom Cap Andrixol
oder der Sierra del Bosch, wie sie auch genannt wird, kommt man zu einer malerisch ge-
Am Strande bei Paguera.
stalteten Einbuchtung, die von den Höhen des Cap del Llamp umschlossen wird. Nahe am Ufer
derselben, in einem abgeschlossenen lauschigen Winkel, liegt das Possessionshaus des Camp de
Mar, neben welchem junge Palmen stehen. Im Hintergründe erblickt man die Abhänge des Puig
de sa Costa de na Mora und Es Coli des Pommarä. Entfernt man sich vom Meere, so begegnet
man nordwärts einem fruchtbaren Thale mit Bauerngehöften und der Besitzung Son Fortuny und
gelangt zu Hügeln, welche ein paar Windmühlen zieren. Hinter denselben liegt das Gebirge. Man
ersteigt einige Kalksteinfelsen, überschreitet eine Hügelkette und ist bald bei der Strasse angekommen,
die in gerader Richtung bergab zum Thale von Andraitx führt. Dieser Ort mit
seiner Kirche und einzelnen Windmühlen auf ziemlich hohen Bergen gewährt schon von Weitem
einen reizenden Anblick.
Andraitx, das alte Andrachium der Römer, wird meist von Seeleuten bewohnt und zeigt
in ganz besonderem Mafse Nettigkeit und Wohlhabenheit. Der Ort zählt 1426 Einwohner
und 748 zwei- und dreistöckige Häuser; dieselben sind alle sauber,, meist lichtgrau getüncht und mit
Mardsstaub überzogen. Fast alle Häuser sind mit Jalousien, sowie mit Dachrinnen versehen. Das
in letzteren angesammelte Wasser ist für die Cisternen bestimmt. Frohe und zufriedene Gesichter
lachen hier aus jedem Hause dem Beobachter entgegen; es ist eben einer jener Plätze, w o sich
Jeder gern niederlassen möchte. Andraitx liegt recht anmuthig am Hügelabhange, das gegen das
Meer und den Hafen sich hinziehende Thal beherrschend. Die ganze Ortschaft wird in zwei
Theile getheilt, von welchen der obere vorwiegend, der untere nur zum Theil Stufenstrassen enthält.
Die mittlere Gasse heisst Calle Mayor; sie ist durch die Plaza de Pou, wo ein Lavadero steht,
mit der Calle der Cerdä, welche meist neue stattliche Gebäude aufweist, verbunden. An alten
Gebäuden mangelt es aber Andraitx auch nicht. Zwei alte Thürme sind jetzt zu Häusern umgebaut
worden. Ein paar ältere Palmen erhöhen nicht wenig das malerische Aussehen der Ortschaft.
Auf der Anhöhe gegen Osten zu liegt die Pfarrkirche, eine der ältesten auf der Insel.
Dieselbe soll kurz nach der Eroberung von Jaime I. auf den Trümmern einer alten römischen An-
Von der Sierra del Bosch aus.
siedelung gegründet worden sein. In der von Innocenz IV. im Jahre 1248 erlassenen Bulle wird
sie schon als Sta Maria de Andraitx erwähnt. Es ist nicht erwiesen, ob die alte Kirche durch eine
neue ersetzt worden ist; wahrscheinlich ist es noch die alte Kirche, welche im Laufe der Jahre nur
einige Umbauten erlitten hat. Das Aeussere ist einfach; auf der rechten Seite steht ein Thurm
mit einem pyramidenförmigen Helm. Der Knopf des Thurmes liegt 132 m über dem Meere. Das
Innere zeigt Spitzbogenstyl; über dem Eingänge ist eine Empore, mit einer Fensterrose geschmückt;
eine kleinere befindet sich über der Hochaltarkapelle mit dem Bildniss der Nuestra Señora de los
Angeles. Auf beiden Seiten sind je fünf Kapellen; eine derselben ist der Beata Catalina Tomás
gewidmet und enthält deren Statue, welche der Bildhauer Adrian Ferran angefertigt hat.
Unmittelbar hinter Andraitx sind zwei Thalsenkungen; die östliche heisst Sa Coma Calenta,
die andere, mehr im Westen gelegene, Sa Coma Freda. Zu Beginn der Coma Calenta liegt auf
einer Anhöhe das dem Marquez de Bellpuig gehörige Possessionshaus von Son Mas. Der viereckig
gebaute Thurm giebt dem sonst schmucklosen Hause etwas Altertümliches und Malerisches. Dem