Die Flora.
Der Boden ist auf Menorca in Hinsicht auf seine Fruchtbarkeit sehr verschiedenartig. Er
wechselt zwischen der Dürre der Nordküste, welche die Seewinde bestreichen, und der
ausserordentlichen
Ueppigkeit der humusreichen,
vor den Winden
gut geschützten
Barranc-Thäler. Im Allgemeinen
sind die auf
demMiocän-Plateau gelegenen
Gründe sehr
fruchtbar, wenn der
Boden eine gewisse
Dichtigkeit hat, was
jedoch ziemlich selten
der Fall ist. Fast überall
sieht man die felsige
Unterschicht an die
Oberfläche treten, w o durch
das Pflügen
dieser Gründe besonders
erschwert wird.
Auch nehmen leider die
Felsen zu, sie wachsen
so zu sagen empor;
denn die darauf liegende,
kleine Humusschicht
wird durch die Regengüsse,
welche die Erde
abspülen, und durch
die heftigen Winde,
welche sie in Staubform
wegtragen, von
Jahr zu Jahr vermindert.
Andererseits bilden
diese kalksteinhaltigen,
dünnschichtigen Gründe
treffliche Weideplätze,
die während des ganzen
Winters und Frühjahrs
grün sind. Ist hingegen
der Sommer gekommen,
so verdorren die bewachsenen
Flächen, und
man bekommt bis zum
Küche in S“ Luis. Herbst fast kein Gras
zu sehen. Die Thäler
des Nordens der Insel sind sandig oder lehmig und ermangeln im Allgemeinen des Humus;
wenn sie indessen gut bebaut und namentlich gut gedüngt werden, sind sie viel ertragreicher,
als die Kalksteingründe des Südens. Die fruchtbarsten Plätze der Insel sind wohl die von Bächen
und Quellen berieselten Barranc-Thäler, namentlich diejenigen von Algendar, im Süden von
Ferrerias und von Gala en Porter bei Alayor, sowie auch das Thal des Görg bei Mahon.
Die geringe Entfernung von Mallorca muss hinsichtlich der Flora selbstverständlich eine
grosse Aehnlichheit Menorca’s mit seiner grösseren Schwesterinsel bedingen. Man verzeichnet von
Gefässpflanzen der Insel 623, von den Monocotyledonen 180, von den Acotyledonen 16 Arten.
Diese Gesammtzahl von 819 Gefässpflanzen zeigt unter Berücksichtigung der geringen Ausdehnung
der Insel eine sehr reiche Flora, verhältnissmäfsig reicher, als diejenige anderer grösserer
Inseln des Mittelmeeres.
Allerdings
ist Menorca an Arten
weniger reich, als
Mallorca, weil ihm
die gesammte Flora
der Gebirgsgegenden
abgeht. In viel geringerem
Mafse sind
die cellularenPflanzen
erforscht, wiewohl
sie auf Menorca sehr
zahlreich sind, namentlich
die Lichenen
und Moose. Was die
Algen betrifft, wurden
461 Arten festgestellt,
die im Meere in einer
Tiefe von oft über
100 m zu finden sind.
Diejenigen Pflanzen,
welche wegen
ihrer auffälligen Erscheinung
und Häufigkeit
gewissermafsen
die Physiognomie
Menorca’s ausmachen,
sind wohl
nur Bäume oder
Sträucher. Obenan
stehen wegen ihrer
Häufigkeit der wilde
Oelbaum (Uastre)
und der Mastix— Küche in Lltnnesanes.
Strauch (Mata), die
allenthalben, bei jedem Schritt und Tritt, zu finden sind; sie bezeichnen gewissermafsen die Grenze
der Cultur, denn eine trockene Wand, ein Haufen Steine, die unwegsamen steilen Hänge eines
Barranc sind damit bedeckt, und in manchen derselben erreichen sie eine ausserordentliche Fülle
und Ueppigkeit, während sie oben auf dem PJateau-Land vom Winde zerzaust und südwärts gebeugt
mit knorrigen, alten Stämmen dahin wachsen. Von Waldbestände bildenden Bäumen giebt es nur
zwei, die immergrüne Eiche, Eusina genannt (Quercus ilex), und die Strandkiefer, P’ genannt (Pinüs
halepensis); erstere wächst mehr im Gentrum der Insel, letztere in den maritimen Gegenden
des Nordwestens und in einigen Theilen des westlichen Südens. Auf den unbebauten Hügeln des
Nordens wachsen in Menge Cistus Monspeliensis (Estepara negre), Erica multiflora (Sipell) und