mitx (mittleren Sumpf) und aus den Vorsprüngen des Sumpfes in den Waldungen von La Barrala
und von La Canova; sie hat eine Ausdehnung von etwa 128 ha. Die dritte, zwischen den eben
erwähnten Sümpfen und den bebauten Gründen von Campos, ist die grösste der drei Sectionen,
mit einer Oberfläche von etwa 262 ha. Der Boden dieser Sümpfe ist im allgemeinen hart; er besteht
ohne irgend eine Spur von Lehm aus Sand, unterhalb dessen in verschiedener Tiefe
Mares liegt, und ist am tiefsten gegen die Ufer, gewöhnlich mit 4—6 dem Wasser; in sehr
regnerischen Jahren aber erreicht dasselbe die Höhe von 8—12 dem. Die dammartige Chaussee,
El Pas genannt, welche die beiden Sümpfe der zweiten Section von einander scheidet, ermöglicht
es, von einer Seite der Lagune, die hier am engsten ist, zur anderen zu gehen. Sie
hat eine Länge von 292 m und eine Breite von 4—5 m. Wiewohl die kleine Lagune der
ersten Section 208 m vom Meere entfernt ist, und die grosse Düne, die sie von demselben trennt;
über 2 m über der Meeresfläche liegt, überschwemmen die Wogen des Meeres bei heftigen
Stürmen dieselbe doch und breiten sich im Sumpfe’ aus. Die dritte Section ist überdeckt von Pflanzen,
die in sumpfigen Gründen gedeihen, so mit Binsen, Tamarisken und Salsolas. Der harte Boden
zeigt hier und da grössere Vertiefungen, wo sich das Wasser lachenförmig lange Zeit hindurch
erhält. Er ist culturfähig, und man hat auch bereits begonnen, einzelne Strecken für den Anbau
von Getreide zu verwenden, wobei man freilich der Gefahr ausgesetzt bleibt, durch eine Ueber-
schwemmung von Salzwasser oder in regnerischen Jahren durch ein Uebermafs an Feuchtigkeit die
Frucht der Arbeit wieder zu verlieren. Der Salobrar wird erzeugt durch die Gewässer, die von
den Höhen des Cap Salinas, von Felanitx, Porreras und Llummayor herniederfliessen. Das zwischen
diesen Anhöhen gelegene Becken hat eine Ausdehnung von sieben Quadrat-Seemeilen. Während
der nassen Jahreszeit, namentlich wenn ergiebige Regengüsse stattgefunden haben, gewinnt der
Salobrar das Aussehen einer grossen Lagune, nimmt dann in dem Mafse, als die Ausdünstung zunimmt,
allmählich ab und verschwindet Ende Juni oder Anfang Juli, nur wenige feuchtere Kreise
oder kleine Lachen zurücklassend, wo das Wasser sich bis zu der neuen Regenzeit erhält. Man
weiss nicht, wie man sich den Salzgehalt des Salobrar erklären soll, da derselbe in keinem directen
unterirdischen Zusammenhänge mit dem Meere stehen kann, weil der Boden des Sumpfes 0,215 m
höher als das Niveau der Meeresfläche ist. Man erkennt im Salobrar noch Spuren einer früheren
Ausbeutung seiner Salze, die zweifellos wegen ihrer geringen Rentabilität aufgegeben wurde.
Von Campos nach Llummayor führt die Fahrstrasse, an mehreren Windmühlen vorbei, durch den
etwas steinigen, röthlichen Alluvialboden, man sieht mit regelmässig aufeinandergelegten Steinen
umzäunte Grundstücke und ausgedehnte Weinberge mit niedrig gehaltenen und in kurzen Stöcken
befestigten Reben. Rechts liegt auf einem kleinen Hügel das Possessionshaus von Son Mulet mit
einer Windmühle, schöne Mandelpflanzungen, üppige Johannesbrodbäume, die häufig die Strasse
beschatten; hochgewachsene Strandkiefern und einzelne wilde Öelbäume bilden die Vegetation, und
zahlreiche Windmühlen umgeben die Ortschaft Llummayor, in welche man durch die Calle de Campos
eintritt.
Llummayor, in gesunder Lage auf dem hochgelegenen Tafellande gelegen, hat 7640 Einwohner
und 2392 Häuser und ist mithin nach Manacor die grösste Ortschaft der Insel; sie gilt
aber auch als eine der vorgeschrittensten; Handel und Verkehr sind sehr rege. Es werden fünf
Jahrmärkte daselbst abgehalten. Die meist einstöckigen Häuschen sind klein, erdfarbig, mit grossen
Rundbogenthoren aus Steinquadern und ganz kleinen Fenstern mit unterem Gesims versehen.
Einzelne alte Reben bilden ein grünes Dach über den Thüren. Am Ausgange der Strassen stehen
steinerne Kreuze. Die ursprüngliche Kirche ist älter, als die Ortschaft, obschon diese im Jahre 1300
von Jaime II. gestiftet wurde, und zwar auf dem Grund der gleichnamigen Alqueria, und man
glaubt, dass sie 1235 mehreren der ältesten Pfarren Mallorca’s gegründet wurde. Im Laufe der
Jahrhunderte, bei der Zunahme der Bevölkerung, wurde der erste Bau mehrfach erneuert und ver-
grössert, und Ende des letzten Jahrhunderts fand man es nothwendig, eine neue, noch grössere
Kirche zu errichten, die im Anfänge dieses Jahrhunderts vollendet wurde. Sie ist nächst der Domkirche
von Palma die grösste Kirche Mallorca’s. Die Vorderseite zeigt ein schmuckloses Portal
mit einer mit farbigen Scheiben versehenen Fensterrose, ein niedriges Giebelfeld und zur Rechten
einen kurzen, unschönen Thurm, der 191 m über dem Meeré steht. Das etwa 66 Schritt länge,
sehr hohe Innere zeigt die Gestalt eines lateinischen Kreuzes, die Arme sind aber in unschöner
Weise kurz. Das Transsept ist von einer Kuppel überragt* die durch: vier-runde Fenster beleuchtet
wird. Der dem Erzengel Michael gewidmete Hochaltar steht in einer erhöhten Hochaltar
Kapelle. Zu beiden Seiten des Längsschiffes befinden sich sechs Kapellen, von denen eine
als Seiteneingang benutzt wird, und über dem Eingänge ist eine von zwei Massenpfeilern gestützte
Empore. Die Wandpfeiler, die ein schweres Gesims tragen, stützen das Tonnengewölbe, In der
grossen Sacristei wird ein Portrait des Miguel Thomas de Texaquet, Bischofs'von Lérida, aufbewabrt,
der einer der Doctores Canonici des Trienter Concils war. Bemerkenswerth ist eine hübsche
gothische Patena mit Pfeilerchen an den Seiten und ausgeschnittener Basis, so w ie ' Figürchen mit
'Narrenkäppchen und Fledermausflügeln an den vier Ecken. Ein altes Bildchen stellt auf Goldgrund
eine heilige Königin mit Hirtenstab und Krone dar. Hinter der Kirche sieht man Spuren der
einstigen Capilla Byzantina. An die Kirche stösst die Casa Rectoral an, welche auf der fast dreieckigen,
geräumigen Plaza Mayor liegt; sie enthält eine Halle, die von 14 Pfeilern gestützt wird.
Die Klosterkirche von S» Francisco, de Assisi auf der Plazuela del Convento, dem ehemaligen,
im Jahre 1600 gegründeten Franziscaner-Observanten-Kloster gehörig, ist in Renaissance-
Sty-1 erbaut. Die Vorderseite zeigt über dem Portal ein Giebelfeld mit Marmorbild; oben ist dasselbe
mit einem Engel, unten mit einem Adler mit schöner Verbrämung geziert,, und darüber
befindet sich eine Fensterrose. Zur Rechten erhebt sich ein viereckiger Thurm mit einer oberen
Terrasse und kleiner Kuppel, die auf jeder Seite von einem Fenster durchbrochen wird. Das
Innere ist ein einfaches Tonnengewölbe mit vier Seitenkapellen und vielen, in Zopfstyl gehaltenen
Verzierungen. Zum Hochaltar führen Stufen hinauf, eine Empore mit'.Orgel über dem Eingänge
wird von einem Bogen gestützt. Die Kirche dient als Hülfskirche der Pfarre, und das alte Klostergebäude
wird gegenwärtig als Hospiz, Gefängniss, Kaserne der Guardia civil und zu ebener Erde
als Schlachthaus benutzt.
Einen vorzüglichen Hintergrund von Llummayor bildet der 549 m hohe Puig dé Randa, der
von jedem Punkte der Ebene der Insel sichtbare heilige Berg. Auf diesem ist das Sanctuarium
von Gracia, am südlichen Abhange des Berges, der Ortschaft ganz nahe gelegen und durch einen
bequemen Fahrweg mit derselben verbunden. Die Geschichte des Sanctuariums - der Mare de Den
de Gracia verliert sich in das Mittelalter. Wie in der Beschreibung des Lebens des verehrbaren
Fr. Bartolomé Catañy zu lesen ist, zog sich im Jahre 1440 ein Franziscaner - Mönch, der ein einsames,
beschauliches Leben führen wollte, auf diesen Berg zurück, eine Statue der heiligen Jungfrau
mit bringend, der er den Namen „Virgen de Gracia“ gab. Man sagt, dass er in einer Höhle
wohnte, wo man heutzutage eine der heiligen Anna gewidmete Kapelle sieht. Der Eigenthümer
des Grundes der Alqueria S ’Aresta schenkte ihm ein Stück Land, und er baute von den Almose'á
der Gläubigen eine Kapelle und eine kleine Wohnung für den Donat. Die erste kleine Kirche
erweiterte man im Laufe der Jahre, bis sie 1644 die jetzige Grösse erhielt. Seit der Zeit wurden
aber noch mehrfach Verbesserungen an der Kirche und an der Hospedería ausgeführt. Die Verwaltung
des Sanctuariums und der Dependenzen steht dem Rector der Pfarre und dem Ayuntamiento
von Llummayor zu. Es werden zwei Feste gefeiert : das am 26. Juli, als. dém Tage der
Nuestra Señora de Gracia und der heiligen Anna, und am 25. März, dem Tage . von Mariä Verkündigung.
Alle Auslagen für die Erhaltung der Kirche, der Hospedería und der Strasse werden
mit den Almosen, die man in dem Opferstocke findet, bestritten. Der Donat hat keineruGehalt,
er lebt von den Erträgnissen der Naturalien, die er während dés Sommers auf seinen Bettelfahrten
im Distrikte von Llummayor erhält: Ausserdem darf er niemals wöchentlich in der- Ortschaft
Llummayor Brod sammeln. Andererseits ist er verpflichtet, die Lampen der Kirche .von Gracia
bei allen Gelegenheiten, w o dies anbefohlen ist,' angezündet zu erhalten. In den Felseriwänden
von Gracia steht am Anfänge La Presö , ein an den Felsen angebautes Bauernhäuschen, dann
kommt im Opuntien-Dickicht ein kleines Haus, das'als Stall díént. Auf einer Steinplatte ist
zu lesen, dass im Jahre 1794 der Einsiedler Jaume Bertrán hier : starb, und darüber steht ein
modernes, steinernes Kreuz auf Stufen. Bald gelangt man zu der hochgelegenen Cisterne von
Balearen II. 26