liegt die kleine Tropfsteinhöhle Cova Petita, in welche Stufen hinabführen. Dieselbe enthält einen
kleinen natürlichen Saal, dann einen grösseren mit breiten Säulen und dünnen Tropfsteinen, die
von der Decke herabhängen. Dann kommt die kleine Aushöhlung des Sagrario mit röthlichen und
weisslich glitzernden Tropfsteinen, endlich folgen rostfarbige Stalaktiten und der gewaltige Ochsenkopf
oder Cap de Bou.
Manacor ist durch eine Chaussee mit Palma verbunden, welche nach jener von Inca die
wichtigste der Insel ist. Durch die Calle de Palma und dann durch die der Alegria verlässt man,
an der Fuente de Campo vorbeigehend, die Ortschaft. Die Strasse führt in gerader Richtung
Der See in der Cova des Drach.
von Osten nach Westen bis nach Palma; sie schliesst auf diese Weise mit der Carretera von
Inca ein gleichschenkliges Dreieck ab, dessen Basis die Carretera von Sta Margarita im Osten
bildet und welches das eigentliche Centrum der Insel umschliesst. Die Bodenformation dieses
Theiles von Mallorca ist ein leicht gewelltes Flachland. Unter den Ortschaften ist Sineu die wichtigste.
Wir wollen uns zuerst nach Petra begeben, wohin eine gute Fahrstrasse von der Carretera
de Manacor abbiegt. Sie durchzieht den flachen, etwas steinigen, meist mit Feigenbäumen bepflanzten
Boden, wo auch gute Weinberge mit an kurzen Pflöcken befestigten Reben auftreten.
Durch die Calle de Manacor tritt man in Petra ein. Windmühlen umgeben den Ort, welcher
2104 Einwohner und 703 meist einstöckige Häuser hat, an denen eine Art Trottoir, aus Schotter
gepflastert, entlang führt. Die Sala oder das Ayuntamientogebäude ist mit einem Thürmchen und
einer Uhr versehen. An jedem Ende der langen, uneben gepflasterten Calle Mayor, welche den
Ort quer durchzieht, liegt eine der zwei Kirchen der Ortschaft. Die Pfarrkirche von Petra gehört
zu den ältesten Mallorca’s, sie wird schon im Jahre 1248 erwähnt. Ursprünglich befand sie sich
indessen an einer anderen, nicht weit entfernten Stelle. Der Grundstein der jetzigen wurde im
Jahre 1582 gelegt und dieselbe dem hl. Petrus und der hl. Praxedes, der Patronin der Ortschaft,
geweiht, welche auf dem Hochaltar dargestellt sind. Die Kirche wird auf beiden Seiten von
Strebepfeilern unterstützt; die in fünf Stockwerke eingetheilte Vorderseite ist durch achteckige
angebaute Thürme flankirt. welche auf jeder Seite oben von einem Fenster durchbrochen sind,
der linke ist nicht ausgebaut. Das Spitzenbogenportal ist nicht fertiggestellt, darüber befindet sich
eine riesige, aber unschöne Fensterrose. An das hintere Ende des Chors lehnt sich ein .sechseckiger
Thurm an, dessen zwei oberste Stockwerke von Spitzenbogenfenstern durchbrochen sind.
Das Innere, ganz aus Mares gebaut, ist recht hübsch, es bildet ein einziges gothisches Schiff; die
Wölbung wird von sieben Spitzbogen unterstützt, welche, wie die sich einfach kreuzenden Rippen,
breit verkehlt sind. Auf jeder Seite sind sieben Kapellen. Die andere Kirche von Petra ist die
des ehemaligen Franziscaner-Observantenklosters von Sn Bernardino de Sena, welches im Jahre 1607
gegründet wurde. Sie hat ein Renaissanceportal mit cassetirtem, sich verengendem Gewölbe,
zwei Seitennischen und eine hübsche Renaissancerose nach Art jener von Sn Francisco in Palma,
sowie einen Thurm in demselben Styl, welcher 103 m über dem Meere steht, und die linke Seite
der sonst flachen, steinernen Vorderseite überragt. Das Innere ist ein einfaches Tonnengewölbe,
das von fünf Rundbogen unterstützt wird, die auf eben so vielen flachen, römischen Säulen ruhen.
Ueber dem Eingänge befindet sich eine Empore mit sich einfach kreuzenden Rippen und die Orgel;
fünf Kapellen sind auf jeder Seite. Ausserdem besitzt die Kirche eine sich verengende Hochaltarkapelle,
links ist unter der Empore die Bellem-(Präsepium-) Kapelle. Das Klostergebäude
weist noch einen halbzertrümmerten Klosterhof mit rohen Helldunkel-Malereien auf.
Vier Kilometer von Petra entfernt liegt auf der Höhe des Puig de Bonany die Kirche, in
welcher das alte Bildniss der Mare de Deu de Bonany verehrt wird. An den Mühlen vorbei
geht der Fahrweg nach Bonany durch Feigen-, Mandel- und Johannisbrodpflanzungen, sowie
Weinberge hinauf und erreicht in sechs Serpentinen die Höhe des Hügels. Die Ueberlieferung
berichtet, dass das alte Bildniss von den mallorquinischen Christen, als die Insel im 8. Jahrhundert
von den Mauern besetzt wurde, in einer Höhle versteckt worden und, als durch Jaime I. die Insel
wieder in die Hände der Christen kam, dort entdeckt worden sei. Durch seine Einwirkung sei
den Bewohnern der dortigen Gegend viel Gnade zu theil geworden. Im Jahre 1697 fand die
Einweihung der jetzigen Kirche statt, welche unter dem Schutze des Ayuntamiento de Petro steht
und namentlich durch milde Gaben—von Privaten erhalten wird. Zuweilen liest man dort Messe
und am dritten Ostertag wird ein kirchliches Fest gefeiert, das von vielen Andächtigen besucht ist.
Vor der Kirche steht ein eisernes Eingangsgitter mit rund ausgeschweiften Pfeilern aus Midjans
an den Seiten. Die kleine Kirche selbst trägt das Wappen von Petra mit dem Datum 1789 auf
der Eingangsthür und einen kleinen Glockengiebel. Im Innern sind bemerkenswerth zwei Rundbogenkapellen,
sowie zwei alte Triptichons. In der dem heiligen Johannes geweihten Kapelle
befindet sich ein Kielbogen mit einem Heiligenbild. In der Kapelle rechts ist Mariä Verkündigung
dargestellt. Hinter dem Altar befindet sich die verehrte Statue der heiligen Jungfrau mit dem
Jesuskind auf dem Schoosse, welche nur bei Festlichkeiten von vorn sichtbar ist. An den Wänden
sind viele Lluis und Purisima-Kleider, Krücken und andere Exvotos aufgehängt. Bei der Kirche
steht ein Brunnen mit erhöhter Terrasse und achteckiger Oeffnung, die einen eisernen Renaissance
Aufsatz trägt. Von hier hat man einen herrlichen Blick auf das untere Villafranca und
Petra, die lachende, sanftbewegte Ebene von Manacor mit ihren vielen Ortschaften und der Sierra
im Hintergründe. Die nahe Hospederia, die unter der Obhut eines dort wohnenden Donat steht,
enthält ausser dem Empfangs- und Speisezimmer und der Küche vier Schlafzimmer mit Betten.
Der Gebirgsstock des Puig de Bonany, welcher 317 m über dem Meere steht, zieht sich ziemlich
genau von Nordost nach Südwest. Prächtig ist die Aussicht, die man von hier auf die nahe Hos-
pederia und die Kirche geniesst. Dahinter sieht man die Bahia de Alcudia, die Höhen von Farrutx