den Freu links liegen lassen kann, wennschon man sich nahe an derselben halten soll, da an
der Küste das Wasser seicht ist. Nach der Punta Bianca kommen vorspringende Gonglomerat-Felsen
und dann das felsige Cap Calambáset, welches mit niedrigen Abstürzen vorspringt; vor demselben
ist eine Enseñada mit kleiner vorspringender Spitze in der Mitte und mit Kiefern bedeckten Hängen.
In eine Aushöhlung mit Tropfsteingebilden dringt das Meer ein. Calambaset weist gegen Norden
zu steile, knotige, verwitterte Wände mit einer Höhle auf, die von dem gleichnamigen Thurme,
Torre de Calambaset oder La Ravasada, überragt wird, wo wilde Tauben hausen. Er ist rund, von
9 Varas Durchmesser, mit Barbette-Parapet gegen das Meer, sowie einer höheren Wand mit Gewehr-
Schiessscharten nach rückwärts zu und ist der letzte Thurm der Westküste. Am Fusse desselben
erhebt sich ein mächtiger, phantastisch geformter Farallón. Die darauffolgende Cala Calambaset
hat 4 Faden Wasser mit Seetang und Felsengrund. Bevor wir die Schilderung der Insel fortsetzen,
wollen wir uns mit der Sn Telmo gegenüberliegenden Insel der Dragonera beschäftigen.
Die Isla de la Dragonera, hoch und felsig, liegt etwa eine Meile von der Küste Mallorca’s
entfernt, von welcher sie durch den gleichnamigen Freu geschieden wird. Sie hat 4 km Länge
und 800 m Breite. Gegen Osten und Süden zu, d. h. auf den Seiten, welche nach Mallorca zu liegen,
ist sie lehnig, auf der Nord- und Westseite aber mit wilden Abstürzen versehen, und überall felsig
und kahl. Die ganze Insel gehört der Dn Catalina Villalonga Zaforteza; nur wenig bebaute
Strecken dienen Schafheerden als magere Weide. Der Hauptlandungsplatz ist bei der Cala d’en
Lladó, wo neben dem Ufer ein kleiner Aujub mit etwas Wasser steht. Rechts ist eine Hütte, um
Boote hinaufzuziehen, in der Mitte eine felsige Spitze mit drei kleinen Häusern, mit einem Opuntien-
Corral, darüber ein Paret und einzelne Getreidefelder und eine Tenne mit einem Brunnen, aber
mit schlechtem, salzigem Wasser. Es hausen hier Leute aus der Bonanova und Valldemosa, welche
100 Duros Pacht für die Weiden und das wenige Getreide der ganzen Insel zahlen. Sie haben
ein Haus in S ’Arracó, wo sie zur Messe gehen. Der Weg zum Leuchtthurme geht oberhalb der
kleinen Häuser durch die Hauptfurche, überschreitet sie auf kleiner Brücke und zieht sich die
felsigen Lehnen hinauf. Oben fangen Strandkiefern an, sonst ist Rosmarin vorwiegend anzutreifen.
Es folgen zwei Riffe hinter der Cala, welche eine niedrige Spitze hat, dann ein Inselchen in der
Mitte des Freu; hierauf durchzieht man die lange Strecke gegen die Mola, und auf kurzen Serpentinen
gelangt man zu dem hochgelegenen Leuchtthurme, welcher im Jahre 1852 gleichzeitig mit dem
7 km messenden Dienstwege vollendet wurde. Der untere Theil des Gebäudes, der wegen der
steilen Lehne gänzlich von dem oberen getrennt ist, dient den Leuchtthurmswächtern als Wohnung,
als Oelmagazin und Reinigungskammer; der obere enthält die Wohnung für den Ingenieur und
bildet die Basis des aus seiner Mitte sich emporhebenden Thurmes. Dieser wurde aus Marés
gebaut; die äussere und innere Bekleidung, alle Ecken und Sockel bestehen aus hartem, daselbst
gebrochenem Kalkstein, die Schneckentreppe ohne Seele aus Márés mit Thonstufen. Der Apparat
ist von dritter Ordnung und von fixem Licht mit Blitzen (Destellos), von drei zu drei Minuten den
ganzen Horizont beleuchtend. Es ist katadioptrisch, von grossem Modell, indem die Laterne
inwendig * 7 , m Durchmesser hat. Von der Plattform, w o sich eine Cisterne, sowie ein Platz
mit Brunnenöffnung befinden, führen Stufen zu einer zweiten Terrasse; hier springen auf beiden
Seiten die Nebenflügel des Gebäudes vor, und zur dritten breiten Terrasse, von wo man weithin
die ganze Gegend bis zum Cap Blanc beherrscht; fernerhin sieht man den ganzen Vorsprung von
Andraitx mit der Mola, sowie die Nordküste und den Freu. Auf der nahen Höhe ist ein Blitzableiter
angebracht, und auf der anderen zweithöchsten Spitze der Dragonera, Cap del Falcó, ein
Triangulationszeichen, das 3 1 1 m über dem Meere steht. Von der Höhe der Thurmterrasse mit
Geländer ringsum zieht sich ein schwindelnder Abgrund bis zum Meere. Herrlich blickt man von
hier auf die Spitze des Cap de Falcó und das in der Ferne wie hingehaucht erscheinende Ibiza.
Gern möchte man stundenlang auf dieser Höhe weilen, und prächtig ist die Beleuchtung, wenn
die Sonne auf das spiegelglatte Meer sinkt und die fernen Schiffe vergoldet, die am Horizonte
dahinschwimmen. Unterhalb des Faro - Gebäudes liegt neben einem gesprengten' Felsen eine
starke, trockene Muralla mit Nebengebäuden. An dem hohen Pic des Leuchtthurmes befindet sich
eine Höhle, Sa Cova del Single de la Font genannt, mit Tropfsteinwasser oder Sa Font des Moro.
Welche Aussicht kann sich auch mit dieser, wie ein Finger in den Himmel sich erhebenden
Spitze von Na Popi messen! Die Leuchtthurmswächter haben, ein Maulthier. Zwei alte Matrosen
versorgen mit einem Falucho ihre Ueberfahrt nach S n Telmo. Man beabsichtigte, den Leuchtthurm
tiefer zu setzen, da er häufig von den Nebeln eingehüllt; wird und daher, wenn er am noth-
wendigsten wäre, unbrauchbar wird. Einerseits. wäre es doch sehr schade, denn man sieht ihn
wegen seiner Höhe bei klaren Nächten aus einer grossen Entfernung, von 52 Meilen, und gerne
sehe ich aus meinem Bette in Miramar das auf und nieder glitzernde Licht blinken, das mir wie
ein alter Bekannter und treuer Gefährte erscheint.
Geht man von Cala Lladó statt gegen den Leuchtthurm zu, hinauf auf den Comellar, so
trifft man die Cova del Moro mit doppelter Aushöhlung am Eingänge. Eine Treppe führt in dieselbe
hinunter; man findet mehrere Kammern mit abschüssigem Boden und Tropfsteingebilden. In einer
kleinen von zwei Säulen getragenen Höhle befindet sich Wasser, dessen Niveau um eine Spanne
höher als das Meer ist. Man hat hier viele Tropfsteine abgebrochen, um Bellems, d. h. Bethlehems-
kapellchen daraus zu machen.
Wir wollen nun um die Dragonera und die Nordküste herum fahren, und zwar zuerst an
der Ostküste anfangen. Nach der Cala Lladó oder Lladró, welche eine niedrige, sichelartige,
felsige Spitze umschliesst, kommt eine kleine Enseñada, Cala en Ragau genannt, und daneben
mehrere kleine und eine vortretende, schwarze, schwammige und von den Wogen abgewaschene
Spitze mit zwei abgetrennten Felsen am Ufer, welche die Cala abschliesst. Es folgt das massige,
wilde Cap de Tramuntana, welches den Wendepunkt von der Ost- zur Nordküste bildet; von
demselben hat man einen prächtigen Blick auf die wilde Trapa und die Falaisen der Nordküste.
Nach coulissenartig aufeinanderfolgenden Vorsprüngen mit horizontalen, gewellten Schichtungen
folgt der hohe Felsenpic des Leuchtthurmes mit phantastischen, schwindelnd hohen, senkrechten
Wänden. Bemerkenswerth sind die Tropfsteinabsickerungen der Felsen unterhalb der Font del
Moro und die Cova del Vey Mari, welche unter dem Leuchtthurme liegt. Zwischen zwei kleinen
Pies bildet sich ein Einschnitt mit grünenden Lehnen,. Single de la Ginebrera. Die Küste bietet
nun phantastische Gruppirung: man sieht das hohe, vorspringende Cap Llebetx mit einer Aushöhlung
in der Mitte und nur regelmässig gestellten, wagerechten Schichten; von diesem Cap ab
sind die Schichten gegen Mallorca zu schräg geneigt. Dunkelgraue Falken hausen auf dieser
Höhe. Knotige Felsenmassen zeigen sich an der Stelle, wo eine tiefe Spalte ist, von dem runden
Thurm überragt. Bei Cap Llebetx liegen der Forat de ses Gambas und hinter demselben Ses Peñas
Rotjes. Darauf folgt die ziemlich tief eindringende Cala Llebetx mit einer tief gezogenen Thalfurche
im Grunde.1 Der das Cap überragende Thurm, Torre de Llebetx genannt, dessen Erbauung
im Jahre 1585 angeordnet wurde, hat 9 Varas Durchmesser und etwa 12 Varas Höhe, mit einer
Wurfluke oberhalb der kleinen Thür, sowie einer vertieften Plattform mit Barbette-Parapet gegen
die Mola de Andraitx zu. Beim Ausgange der Cala Llebetx ist ein kleiner Caló, Cala en Bagu
genannt; dann kommen ungleiche, zerrissene Abstürze und die gegen Pentaleu zu sich vertiefende
Spitze, welche zwischen zwei Thalfurchen vorspringt. Nach dieser folgt die kleine Cala Cucó am
Fusse des abgerundeten Berges der Farola und nach einer steilen, aber wenig ausgeprägten Thalfurche,
welche den Hügel des Faro durchfurcht, die Cala deis Arts. Hierauf erreicht man wieder
die Cala Lladó.
Das Freu der Dragonera, welches die nach Barcelona fahrenden Dampfer gewöhnlich be^
nutzen, da sie blos um die Insel fahren, wenn das Meer zu stürmisch ist und die verschiedenen
in der Nähe der Dragonera gelegenen Riffe gefährlich werden, zeigt gewöhnlich hohe Wellen,
namentlich bei Nordost wird es von den Wogen durchpeitscht. Dafür ist es aber sehr fischreich,
und das wissen nicht blos die Fischer von Valldemosa und Andraitx auszunutzen, sondern auch
die unzähligen Cormorane und Puffinen, von welchen manchmal das Meer förmlich schwarz ist,
und die auf der Dragonera nistenden Seemöwen pflegen sich ihnen auch meistens zuzugesellen.
Kehren wir nun zur Schilderung der Küste Mallorca’s wieder zurück. Die dem Vorsprunge
der.Torre de Calambaset folgende, gleichnamige Cala mit 4 Faden Wasser, Seetang und Felsengrund
weist erdige, röthlich graue Abstürze und einige Strandkiefern neben den herabgeroilten