die felsige Erhöhung, auf welcher ein altes, zerfallenes Schloss steht, dessen wir bei Beschreibung
der Küste noch gedenken werden. Der Weg führt bergab zwischen Fächerpalmen und Buschwald
an der Playa del Mal Pas hin, in deren Grunde sich der Canal de Coconä befindet, am Strande
entlang und steigt etwas in die Höhe auf eine Verflachung, La Guardia genannt. Von der Barrera
de la Montana ab wird der Weg schmäler und ist theilweise durch den bröckeligen Felsen gehauen.
Man überschreitet mehrere Felsenspitzen und gelangt an der Ausmündung eines anderen Torrenten
zu einer nur durch eine Landzunge verbundenen kleinen Insel. In einem steilen Felsenthale geht
es bergan zu dem auf einem Vorsprunge liegenden Oratorio der Mare de Deu de la Vitoria.
Nach der Ueberlieferung wurde hier das Bildniss der heiligen Jungfrau in Folge der Vision
eines Hirten um das Jahr 1300 entdeckt. Man erbaute nun an dieser Stelle ein Kirchlein, und zur
Pflege desselben siedelten sich Eremiten an. Ueber hundert Jahre weilten hier die Einsiedler,
welchen Carmeliter-Mönche folgten. Gegenwärtig ist es nur noch ein Wallfahrtsort, der von den
Der Cap del Pinar von der Playa del Mal Pas aus.
Bewohnern von Alcudia hoch verehrt wird. Dieselben schreiben nämlich dem Eingreifen der Mare
de Deu de la Vitoria die zahlreichen Siege zu, die ihre Vorfahren über die Mauren, die häufig
selbst auf die Berge des Sanctuariums kamen und namentlich am Strande von Alcudia und der
Cala del Pinar landeten, erfochten haben. Ebenso schreibt man Dank einer dem Padre Antonio de
Avila gemachten Offenbarung ihrer Hülfe den glänzenden Sieg zu, den die Insassen Alcudia’s über
die die Festung belagernden Comuneros zur Zeit Karl’s V. davontrugen, so dass Einige behaupten,
dass ihr erst um diese Zeit der Name de la Vitoria beigelegt worden ist. Das erste Kirchen- und
Wohngebäude der Vitoria war sehr einfach, aber als bei einem Angriffe und einer Plünderung
durch die Mauren alles Werthvolle, selbst das Bildniss der heiligen Jungfrau geraubt wurde,
das die Bewohner von Alcudia auf wunderbare Weise wieder zurückerlangten, begann man mit
dem Bau des jetzigen Gebäudes, welches im Jahre 1704 vollendet und eingeweiht wurde. Das
Hauptfest des Sanctuariums, dessen Kosten durch Almosen bestritten werden, wird am 2. Juli,
also am Tage der Heimsuchung Mariä, abgehalten. Die Verwaltung und der Kirchendienst untersteht
zwei Mayordomos, die vom Rector der Pfarre und dem Alcalde von Alcudia dem Bischof
zur Genehmigung vorgeschlagen werden.
Man kommt an einer Fuente vorbei, welche unter einer von zwei Pfeilern getragenen Halle
entspringt, und unter der sich ein Wasserreservoir und ein kleiner Gemüsegarten befinden, zu der
auf einer Verflachung liegenden Kirche, von der sich ein Vorsprung gegen die Ebene hin erstreckt.
Si$ nimmt den unteren Theil des Gebäudes ein und bietet auf der Vorderseite über der viereckigen
Eingangsthür eine Nische mit Statuette und eine Fensterrose dar. Das daranstossende Gebäude
zeigt ein Fenster mit Dockengeländer und darüber eine Wurfluke, Ueber den übrigen Fenstern
des Dezvan steht das Datum 1694, und auf der Nordseite ist das Terrado, wo an Festtagen Tanz
abgehalten wird. Im Innern hat die Kirche ein Tonnengewölbe, drei Kapellchen auf jeder Seite, eine
Hochaltarkapelle mit in Zopfstyl gehaltenem Altar, dessen Mitte das Bild der heiligen Jungfrau mit
dem Kinde einnimmt. An den Wänden hängen zahlreiche Exvotos, namentlich Matrosenhemden
und -Hüte. Oberhalb der Wölbung der Kirche befindet sich die Hospedería mit Küche, und auf
jeder Seite des grossen Speisezimmers sind drei Zimmer mit Betten und zwei weitere geräumige
Die Pedra Rotja.
Säle. Hinter dem Corridor liegt ein kleiner Garten, zu dem eine Treppe nach unten führt. An
der hinteren Seite sind die Stallungen angebaut.
Bei dem Oratorium der Vitoria liegt ein Marmorsteinbruch, welcher aber nur sehr wenig
ausgebeutet wird. Ueber den Hügel El Calvario, auf welchem drei Kreuze stehen, führt der Weg
zur Atalaya steil zu den mit Strandkiefern bewachsenen Abhängen des Canal de Ladernd hinauf
dessen Felsenwände zahlreiche Höhlen aufweisen. Bald gelangt man zu der Casita del Clot, und
auf dem Bergrücken kommt man oberhalb des Canal de s’Engolidö in ein Felsenthal mit Aussicht
auf den im Hintergründe liegenden Bec de Farrutx. Dann geht es am Fusse der Felsenwände
entlang zu dem auf hohem Felsen stehenden Thurme. Von hier, der höchsten Stelle der Halbinsel
des Cap del Pinar, ist die Aussicht auf den Vorsprung dieses Caps und auf die beiden Buchten
herrlich. Einerseits sieht man die Bucht von Alcudia mit dem in vier Theile geschiedenen Vorsprung
des Cap del Pinar, dann die zerklüfteten Höhen des Bec de Farrutx, die Colls de Arta
und die Hügel der Ebene, ferner die Fläche gegen Alcudia zu, den Hauptkanal, die beiden Albuferas.
die zackige Sierra und die Hügel von La Puebla, den Puig d’Inca; weiter die Bucht von Pollenza