halten zu müssen. Die Garnwinden sind aus Pfahlrohr und Eisen, wie in Mallorca. Im Norden
von Ciudadela wird noch manchmal, um das Oellicht (Llum d’oli) aufzuhängen, ein Pajez zum Zusammenklappen
an der Wand, über dem Esstische im Eingangszimmer angebracht. Noch seien die
gläsernen Wandöllichter erwähnt, die wie Prätzchen aussehen und an die Wand gehängt werden;
namentlich verwendet man sie in den Sacristeien und an den Kirchthüren.
Da die Fliegen auf Menorca zur Sommerszeit sehr lästig sind, bringt man auf dem Lande in
den Eingangshallen und Zimmern Passol, d. h. die Randstücke von Tuchwaaren, meistens Baumwolle,
um einen eisernen Draht befestigt, an, damit sich die Fliegen dort festsetzen und Niemand
belästigen; gleichzeitig sieht dies recht nett aus. Viele hängen zu demselben Zweck Feston-
guirlanden aus buntfarbigen Papierringen auf, die sich nach verschiedenen Richtungen kreuzen,
andere ganz einfach Bündel von wilden Spargelblüthen. Die
Erwärmung der Zimmer ist noch fast ausschliesslich auf den
Brasero beschränkt; nur bei reicheren Familien sind Kamine vorhanden,
meistens in den Speisezimmern oder Salons, welche mehr
als ein Luxusgegenstand betrachtet und als Mittelpunkt nach Tisch
zur Conversation benutzt werden. Man erzählt, dass zur Zeit
der Engländer der Verbrauch an Brennholz, das ihnen die Behörden
der Insel liefern mussten, ein derartig grösser war, dass
die Wälder dadurch eine Abnahme erlitten.
Tabakstosser zusammengesteckt. Tabakstosser auseinandergenommen.
In fast allen Häusern, ob gross oder klein, ist eine Cisterne vorhanden. Das Wasser wird
von der Bedachung mittelst gefirnisster Tbonleitung oder einer Leitung aus Blei oder Zink dorthin
geführt. Die Cisternen sind gut abgeschlossen, damit das Wasser nicht verdunstet und kein Staub
oder Schmutz hineingerathen kann, und für die Erneuerung der Luft ist das Schlagen des Wassers
mittelst des Kübels jedesmal, wenn man schöpft, genügend. Sie sind in der Regel hinreichend gross
für den Hausgebrauch; grössere Häuser haben deren mehrere? Die Cisternen werden inwendig
mit einer Art Mörtel aus Kalk und gemahlenen Hohlziegeln, aus Puzzolan oder aus römischem
Cement oder Parker beworfen. Auf dem Lande laufen die Ziegeltraufen nicht unter den Hohlziegeln
hin, sondern, um bei Wind mehr Wasser aufzufangen, in der Neigung auf der Häuserfront,
die sie verschiedenartig durchschneiden, manchmal eine zickzackartige Zeichnung bildend. Es sind
dies entweder einfach eingemauerte Hohlziegel, oder es werden dieselben durch kleine tragsteinEras
artige Marés-Ecken unterstützt; manchmal sind flache Thonrinnen verwendet, welche häufig in
einen trichterartigen Napf (Embud) zu neigen, von welchem aus das Wasser mittelst geschlossener
Thonröhren (Cañonadas) in die Cisterne geleitet wird. Zur Filtrirung des Wassers verwendet
man vielfach Destilladors aus Miocän-Gesteinen, die in Villa Carlos in verschiedenen Formen,
in sehr konischen und in halbkugelförmigen, gearbeitet werden. Sie stehen auf einem gerüstartigen
Fussgestell, manchmal zwei über eipander. Unter den zu diesem Zwecke benutzten Fuss-
gestell ist auf dem Lande am gebräuchlichsten der Pié d’Oastre, sehr einfach, aber sehr stark; in
den Ortschaften und Städten verwenden Leute in bescheideneren Verhältnissen einen hölzernen
bei Sn Clemente.
regelmäfsigen Pie, ähnlich einem Rentador de mans oder Waschbeckenhalter. Bemitteltere
Leute haben andere Pies von verschiedenen Gestalten und Grössen, die von aussen einem Nachtkästchen
ähneln und mit einem Deckel mit Charnieren versehen sind, der das Wasser vor Staub
und anderen Unreinlichkeiten bewahrt. Es giebt von diesem manche recht elegante, die im Speisezimmer
wie ein ‘anderes Möbel gehalten werden. Einige wenige in älteren reicheren Häusern sind
im Hofe in einer Art Hütte wie eine gestutzte Pyramide von vier Seiten, mit Sommerläden ringsum
versehen, untergebracht, damit eiue Ventilation möglich ist.
Zum Bau der Häuser verwendet man keine geschlossenen Gerüste, welche die ganze Frontseite
einnehmen und in dem Mafse, wie man weiter baut, zunehmen, sondern lediglich fliegende
Gerüste, die aus einem oder zwei Brettern bestehen. Recht interessant ist das System, nach