Zeit erblickte, sowie die Richtung, die sie einschlugen und von wo sie kamen. Dieses System
wurde bis m die neueste Zeit zur Anwendung gebracht. Wiewohl die Wachtthürme der Küste
schon seit den ersten Jahrhunderten nach der Eroberung bestanden, waren sie damals in so geringer
Zahl auf wenigen hoch gelegenen Punkten der Insel vorhanden, dass dieses Bewachungssystem
erst im 16. Jahrhundert zu seiner Entwickelung kam, in welcher Zeit wegen der zunehmenden
btreifzuge der Mauren sich eine aufmerksamere Bewachung nöthig machte. In Folge dessen erman
™ J ahre I 53° die Notwendigkeit, diese Thürme stärker zu befestigen, damit sich die
Wächter auch darin verteidigen konnten.
Die Municipalregierung beschloss, der Küste entlang Thürme zu erbauen, eine Bestimmung
die jedoch erst vom Jahre 1580 an, sehr rasch betrieben wurde, so dass im Jahre 1583 nur zehn
fehlten, die nöthig gewesen wären, entsprechend dem Projecte auf der ganzen Insel eine zuverlässige
Bewachung der Küste zu ermöglichen. Diese Thürme wurden sämmtlich auf Rechnung
des Königs erbaut; die meisten waren aus Mares-Quadern errichtet. Man trat in das Innere durch
eine kleine, ziemlich hoch gelegene Thür, zu welcher man mittelst einer Handleiter, meist aus Strick
mit Holzstäben bestehend, hinaufstieg, und welche man dann im Innern hinaufzog. Zu ihrer Verteidigung
waren die Thürme mit ein oder zwei Kanonen versehen. Die Bewachung derselben
war ehemals Wächtern anvertraut, welche in den ersten Jahren t e i l s durch die Ortschaften t e i l s
durch die Universidad, in den letzten Jahren insgesammt durch letztere bezahlt wurden. Ihre Zahl
schwankte zwischen zwei und vier; selten war ein einziger Wächter vorhanden. In den ersten
Zeiten war es nicht leicht, Jemand zu finden, der dieses Amt annehmen wollte, einerseits, weil die
Wächter sehr den Angriffen der Mauren ausgesetzt waren, welche dieselben manchmal gefangen
nahmen, andererseits wegen der strengen Anforderungen des Virrey, der bei manchen Gelegenheiten
verlangte, dass alle fortwährend auf der Wache wären, während sie sonst gewöhnlich am
Tage mit der Wache abwechselten und blos des Nachts alle zusammen wachten; endlich auch
wegen der Verspätung, mit welcher sie ihren Sold bekamen, weshalb sie häufig zum Virrey gehen
mussten, um denselben zu erhalten. Der Wachtdienst wurde Ende des 16. Jahrhunderts durch die
Ernennung von zwei Irispectoren oder Inquisidores, wie man sie nannte, vervollständigt, welche
die Thürme von Zeit zu Zeit zu besichtigen hatten. Einer von ihnen war für die Costa de Levante
von Palma bis Alcudia, der andere für die Costa de Poniente mit Palma inclusive bestimmt Unter
der Regierung der Königin Isabel II. wurde der Wachtdienst der Thürme neu organisirt, indem
im Jahre 1852 ein eigenes Corps, Cuerpo de Torreros, geschaffen wurde. Dieses hatte den Zweck
zur besseren Verteidigung der Insel beizutragen und für die Bewachung der Küste zu sorgen’
jedwede unerlaubte Landung zu verhindern, auch zur Unterdrückung des Schmuggelhandels und
zur Erhaltung der öffentlichen Gesundheitspflege mitzuwirken, sowie von jedweder Neuigkeit die an
der Küste sich ereignen würde, die Behörde mittelst der alten Feuer- und -Rauchsignale in K^nntniss
zu setzen. In Folge der königlichen Verordnung erhielt dieses Institut einen rein militärischen
Charakter; es unterstand dem Capitän general der Balearen als Inspector nato des Corps, während
die Mditargouverneure von Menorca und Ibiza Subinspectoren der betreffenden Inseln waren. Das
Corps der Torreros wurde im Jahre 1867 aufgelöst, und seit dieser Zeit wurden die Thürme aufgelassen
und von der Finanzbehörde an Private verkauft. Ausser diesen, der Regierung gehörigen Thürmen
waren längs der Küste noch einige Privatthürme vorhanden, die, theils einzelnd stehend, die Ufer
zu schützen hatten, theils, den isolirten Possessionshäusem angebaut, als Zufluchtsort und Verthei-
digungspunkt im Falle eines Angriffes dienten.
Die Torre de las Illetas (oder de las Isletas), im Jahre 1580 erbaut, ist rund, von 7 Varas
Durchmesser, aus gewöhnlichem Mauerwerk, mit einer Barbette versehen. In ihrem Inneren sind
zwei Räume für die Thurmwächter und ein Munitionsmagazin. Hübsch ist der Rückblick auf die
Illetas; dann folgt der Calö des Guix und gegenüber einigen röthlichen Abstürzen, vor welchen
em paar schwarze Riffe emporragen, die kleinere, erhöhte, kahle Isla d’en Salas; am Ufer befindet
sich die Kirche der Mare de Deu de Portals. Es folgen nach den jähen, roth gefärbten Abstürzen
des Forat den Palou mit Höhlen, wo man das Rauschen des hier gewöhnlich ruhigen Meeres hört
der Torrent de los Amellarets und die Playa de s’Hostalet; dann kommt die Punta Negre und die’
schön bepflanzte Verflachung von Ses Planas vom Coli des Cocons, welcher der bis hierher sich
hinziehenden Sierra de la Burguesa folgt. Hinter der Punta Negra liegt eine kleine Cala, welche
kleinen Küstenfahrern bei Ostwinden, wenn sie sich von La Porrassa zu weit entfernt haben, Schutz
gewährt. Daun sieht man auf einem kleinen Vorsprunge das Haus von Son Caliu. Der Name rührt
daher, dass die Fuhrleute, sich über die ebene Strecke freuend, hier einen Caliu, d. h. eine Cigarette,
anzuzünden pflegen. Dahinter liegt das Hostal der Carretera, wo die Leute, die nach La Porrassa
fahren, Rast halten. Am Ufer bietet sich uns ein Stück Mauerwerk dar, welches einst der Coman-
daria de Sn Pedro gehörte und als Schutzhäuschen für die Fischer diente, jetzt aber dachlos ist.
In der breiten Ausbuchtung von La Porrassa ist das Wasser seicht, am tiefsten gegen den Thurm
zu, an dessen rechter Seite man in einer Tiefe von 3 Faden am besten vor Anker geht. Gegen
aussen zu ist die Ausbuchtung etwa 7V2 Faden tief, während in der Nähe des Ufers die Tiefe
bis zu Vs Faden abnimmt. Der Grund ist Seetang; die Ufer sind niedrig, zum Theil Sandstrand.
Gegen den Thurm zu steigt ein Vorsprung an, in dessen Nähe sich drei zertrümmerte Häuschen
finden; der stattliche Thurm Torre Nueva de la Porrassa, auch Na Nadala genannt, im Jahre 1616
vollendet und 1619 wieder aufgebaut, ist rund, von 14 Varas Durchmesser, mit einer Barbette
(Brustwehr) gegen das Meer, leicht konisch, mit einem Cordon oben und unten. Eine hochgelegene,
viereckige Thür, oberhalb welcher sich eine Wurflucke befindet, bildet den Eingang. Von dem
Illetas.
Vorsprunge des Thurmes aus, der jetzt von einigen Roters als Unterkunftsstätte verwendet wird,
hat man einen schönen Ausblick auf die Ebene und die morastige Verflachung der Porrassa, auf
die Illetas, Bellver, S" Carlos und dahinter Palma, dann die Höhen von Son Segui, von Randa bis
zum fernen Cap Blanc und Cabrera. Auf der felsigen, aus Kalkmergel gebildeten Spitze von der
Torre de la Porrassa befindet sich ein alter Marés-Steinbruch. Hierauf erreicht man die Playa del
Megaluf, neben der sich ein Carregador befindet, von dem man zu dem nahen Hause der Porrassa
gelangt. Demselben gegenüber liegt die rundliche, einem Riesenwalfisch ähnliche Isla de la
Porrassa. Der Rücken derselben, der ganz aus horizontal geschichtetem Conglomérat besteht und
nur mit Gras und auf der Höhe mit wenigen Fächerpalmen bewachsen ist, zeigt an seiner höchsten
Stelle die Spuren eines Thurmes oder Schlosses. Man geniesst von hier einen schönen Blick auf
den Vorsprung des Thurmes, -die Porrassa, den Hügel von S<* Ponsa, die Mola de s’Escrop, die
lang gezogene, waldige Sierra de la Burguesa, Portals, die Illetas, Palma und die Ebene, andererseits
auf den langen Vorsprung von Calafiguera. Zahllose Heuschrecken beleben die sonst
unbewohnte Insel. Man sieht am Ufer das Haus von Campsaya, dann den Vorsprung von
Campsaya mit der Cova del Salamö.
Daneben springen die Abstürze des Cabo Falcon vor, oben mit spärlichen Kiefern bekleidet.
Wir treffen dann den Calö de la Nostra Dona mit geschichteten, ausgehöhlten Marés-Wänden. Weiter
sehen wir vor uns den mit einer schwarzen Scharte versehenen Morro de la Torre de Portals mit