Ortschaft in jeder Beziehung beigetragen. Ein stark besuchter Jahrmarkt wird dortselbst alljährlich
am i i . November abgehalten.
Durch die Calle del Frio, in welcher das niedliche Haus Can Ferragut mit Rundbogenfenstern
und grossem Hort steht, verlässt man die Ortschaft gegen Muro zu. Eine gute Strecke von der
Fahrstrasse entfernt liegt das grosse Possessionshaus von Talapi, früher eine Alquería: Atánapi.
Dann gelangt man auf die steinige, nur mit Gebüsch bewachsene Anhöhe, auf welcher die schon
von weitem sichtbare Ortschaft Muro liegt. Dieselbe hat einen sehr hohen Thurm und ist von zahlreichen
Windmühlen umgeben. Den Hintergrund der Ortschaft bildet die prachtvolle Sierra. Leicht hinaufsteigend
und zur Linken den Kirchhof liegen lassend, sieht man zu beiden Seiten grosse Steinbrüche
mit förmlichen Gängen. Einige grosse Pfeiler stehen davon noch da, so dass das Ganze mit den
langen senkrechten Wänden das Gepräge einer versunkenen Stadt hat. Muro zählt 3174 Einwohner
und 1088 Häuser. Von letzteren liegen nur zehn in der Umgegend von Muro aus gleichem Grunde,
wie es bei Puebla der Fall ist und kurz vorher erwähnt wurde. Die Häuser sind klein und einstöckig,
dagegen haben die übrigen zweistöckigen grosse Rundbogenthüren. Einige sind fensterlos,
andere mit ganz kleinen Fenstern mit Gesims versehen. Die Gassen sind gerade und un-
gepflastert, und zwar zieht sich die Calle Mayor durch die ganze Ortschaft. An ihrem Ende liegt das
Haus Massanet. Auf der Plaza de Sn Marti befinden sich ein Steinkreuz mit Stufen und die Kirche.
Während die Pfarre von Muro schon im Jahre 1248 bestand, ist mit dem Bau der jetzigen Kirche
erst im Jahre 1570 begonnen worden. Einige alte Figuren und ein Altar der heiligen Margaretha sind
offenbar viel älter, als die eben angegebenen Daten besagen. Die Kirche hat eine hübsche Fensterrose
und ein in Zopfstyl gehaltenes einfaches Portal, während an der Vorderseite seitlich sich ein
schönes Portal mit dem Datum 1778 befindet. Die Strebepfeiler auf jeder Seite sind durch Rundbogen
verbunden. Der grosse viereckige Thurm ist in sieben Stockwerke eingetheilt; die zwei
letzten auf jeder Seite sind von zwei Spitzbogenfenstern durchbrochen. Die obere Terrasse wird
von einem Thürmchen überragt, dessen Knopf 117 m über dem Meere steht. An den Ecken sind
Thurmansätze, und ein kleiner Schwibbogen verbindet den Thurm mit einem der achteckigen Kirch-
thürmchen. Das Innere ist ein gothisches, von sieben Bogen gestütztes Schiff mit einer Empore
über dem Eingänge und sich einfach kreuzenden Rippen mit Wappenschild in den Schlusssteinen,
welche, vortretend, von leichten Rundpfeilern unterstützt werden, die mit pseudoionischen Knäufen
versehen sind. Jeder Bogenraum enthält ein Spitzbogenfenster. Die Kirche hat an jeder Seite sechs
Seitenkapellen und je eine unter der Empore; die dritte Kapelle links ist gross, und die rechts
gelegene wird als Eingang benutzt. Muro ist noch im Besitze der sehr schlichten Kirche des ehemaligen,
im Jahre 1583 gegründeten Minimen-Klosters von S^ Aña, die jetzt Yglesia ayuda der
Pfarrkirche ist. Im Klostergebäude ist die öffentliche Knaben- und Mädchenschule, ferner die
Kaserne der Guardia civil und das Gefängniss untergebracht. Die Einwohner beschäftigen sich hier,
wie in La Puebla, mit der Bebauung der Marjals-Gründe. Ganz besondere Pflege lassen sie der
Kultur des Hanfes angedeihen, der in Unmassen producirt wird. Der alljährliche Jahrmarkt findet
am 13. November statt.
Wir verlassen diese Ortschaft und gelangen an jetzt ausgebeuteten Steinbrüchen, schlechtweg
Ses Pedreras genannt, alsdann Aeckern mit ausgedehnten Feigenpflanzungen vorbei. Zur Linken
liegt Alicanti, und bald erreichen wir die Anhöhe von Sta Margarita. In die Ortschaft selbst
gelangt man durch die Calle de la Cuesta.
Das einförmige, von mehreren Windmühlen umgebene Sta Margarita hat 2273 Einwohner
und 887 einstöckige Häuser. Kleine Gärtchen mit Weinlauben befinden sich an den Häusern,
welche in der Regel ein grosses Rundbogenthor davor haben. Ein altes Kreuz erhebt sich auf
dem unregelmäfsig gestalteten Plätzchen, wo die Kirche steht. Urkundlich besass diese Ortschaft
im Jahre 1232 schon eine Pfarrkirche. Diese wurde im Jahre 1320 jedoch durch Brand zerstört,
und im Jahre 1336 schritt man zum Wiederaufbau, der indessen erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts
zur Vollendung kam. Auf dem im Jahre 1759 eingeweihten Hochaltar prangt das alte
Bild Sta Margarita Virgen y Mártir, welches bei dem Brande im Jahre 1320 gerettet worden ist.
Zur Kirche führt eine Gradinade hinauf. Sie hat ein schönes Portal mit cassettirter, sich v erengender
Wölbung und einem Wappen. Die Vorderseite ist in vier Stockwerke eingetheilt. Der
Thurm hat die Form, wie sie schon öfter bei anderen Gebäuden beschrieben ist. Das Innere ist
ein gothisches Schiff mit einer Hochaltarkapelle. Auf jéder Seite befinden sich fünf Kapellen.
Neben der Kirche steht das Rectoriahaus mit einem Kreuz am Dachrande und mit zugespitzten
Zinnen, die abwechselnd durch eine Kugel gekrönt werden. Fast demselben gegenüber liegt das
grosse alte Haus des Condes de Formiguera mit einem Wappen über dem breiten Rundbogeneingange.
Rechts sind zwei alte, jetzt vermauerte gothische Fenster zu sehen. Im Innern des
geräumigen und mit Brunnen versehenen Hofes ist eine äussere Treppe mit Steingeländer. Ueber
einer Thür zur Rechten sieht man in einem Wappen die Jahreszahl 1661 eingravirt. Von dem
Balcón des Hauses geniesst man eine schöne Aussicht. Das Haus hat einen grossen gewölbten
Keller oder Cellé, und über demselben befindet sich eine geräumige Sala, in welcher zur Zeit der
Zehntenablieferung das Getreide aufbewahrt wurde. Bei Sta Margarita, 1 km von der Ortschaft
entfernt, sind auf einem Hügel die Ruinen eines nicht vollendeten Oratoriums zu sehen.
Um nach der Ortschaft Maria zu gelangen, verlässt man S ta Margarita durch die Calle de
Buenos Aires, geht an einem Abeurador vorbei und steigt den ziemlich breiten Weg nach unten.
Man begegnet verstreut liegenden Bauernhäusern und von Parets umgebenen Feldern, und zur
Rechten präsentirt sich dann auf einem kleinen, mit einigen Windmühlen gezierten Hügel Maria
mit seiner Kirche und dunkler Häuserreihe. Die Kirche von Maria wa r ehemals ein kleines
Oratorium, wahrscheinlich noch aus den ersten Jahren nach der Eroberung stammend. Die
Chronisten berichten, dass wenige Jahre nach der Eroberung an dem Platze, wo die Kirche steht,
in einer Wand unter einem Baume das Bildniss der Nuestra Señora de la Salud aufgefunden
wurde. Das öffentliche Oratorium wurde in Folge der Vergrösserung der Ortschaft mehrfach umgebaut
und erweitert, zuletzt im Jahre 1856. Im Jahre 1876 wurde das Hauptportal vollendet, in
dessen Nische eine Virgen de la Salud steht. Am linken Ende erhebt sich der Thurm. Im Innern
hat die Kirche sechs Kapellen auf jeder Seite, von denen die neue, der Virgen del Carmen geweihte
Kapelle die schönste ist. Am Hochaltar befindet sich das alte Bildniss der Nuestra Señora de la
Salud in einer reich verzierten Nische. Das Aussehen des Ortes gleicht jenem von Sta Margarita
in mancher Beziehung; er zählt 1123 Einwohner und 406, fast durchweg einstöckige Häuser. Ein
Kapellchen neben einem Häuschen auf dem Hügel der Roqueta steht 143 m über dem Meere.
Der eigentliche Fahrweg nach Manacor zu berührt nicht die Ortschaft Maria selbst, sondern
diese ist durch zwei Wege mit demselben verbunden. .Die Fahrstrasse schlängelt sich durch die
baumlose Feldebene und führt dann über einen Bergrücken. Zur Linken erscheint auf einer Anhöhe
das einfache Kirchlein von Ariany, umgeben von einer Häusergruppe. Letzterer Ort zählt 137
Häuser mit 515 Einwohnern. Das öffentliche Oratorium von Ariany, von Petra abhängig, ist ein
moderner, der Nuestra Señora de las Nieves geweihter Bau. Das Kirchlein hat die Form eines
Rechtecks und drei Kapellen auf jeder Seite; den Hochaltar ziert ein Bildniss der Virgen
de Atocha.
Man durchwandert eine fast baumlose Fläche mit Weinbergen und Aeckern, und wenn
man die über einen wasserfreien Bach gelegte Brücke überschritten hat, so hat man Manacor
erreicht.
Palearen II. 18