Gärtchen. Darin gedeihen in Fülle Granatäpfelbäume, seltener, aber nicht minder üppig, Citronen-
bäume und in vollster Pracht Palmen. Das Verkehrsleben in Inca ist ein ziemlich reges. Die
Weinlese besonders bringt den Leuten viel Verdienst. Morgens herrscht auf der Plaza de la Yglesia
durch den dort abgehaltenen Obstmarkt viel Leben; ausserdem findet an jedem Donnerstag ein
Viehmarkt statt, zu welchem die Bauern aus der ganzen Umgebung ihr Vieh bringen. Jahrmärkte
giebt es fünf im Jahre. Die Umgebung Inca’s bietet wenig Abwechslung dar. Sie ist vollständig
flach, mit Ausnahme der nördlich gelegenen Erhöhung des Serral de ses Monjes, von wo man
schön die Sierra und das ferne Selva übersieht. Diesen Hügelrücken krönen sieben Windmühlen.
Der Boden in der Ebene ist sehr üppig; vorherrschend sind Feigen- und Mandelbaumpflanzungen;
dazwischen finden sich aber auch Kohl- und Gemüsegärtnereien. Hie und da stehen
isolirte Bauernhäuser, bisweilen von Dattelpalmen umgeben. Im Nordosten des Ortes, neben einem
Pappelwäldchen, befindet sich eine breite bedachte Tränke (Abeurador), wie solche in den Ortschaften
der Ebene von Mallorca öfter zu finden sind.
Einer der sehenswerthesten Punkte bei Inca ist der Puig de S*a Madalena, gewöhnlich
schlechtweg Puig d’Inca genannt. Der Weg dorthin ist der alte Weg nach Alcudia. Auf diesem
Berge stand schon in alter Zeit ein der heiligen Magdalena geweihtes Kirchlein, bei welchem der
Ueberlieferung nach die Mönche der Merced bis um das Jahr 1335 lebten. Alsdann hatten die
Franziscanerinnen hier ihre erste Stiftung, von wo sie im Jahre 1515 zur Esglayeta und von dort
nach Palma zogen. In dem verlassenen Kloster lebten einige Zeit Jeronimiten-Nonnen. Diese
zogen wegen der unbequemen Lage im Jahre 1534 nach Inca und erhielten die Kirche Sa Bartolomé.
Neben dieser bauten sie ihr Kloster auf. Nachher wurde die Kirche als öffentliches Oratorium
und Sanctuarium benutzt; in den Klostergebäuden dagegen richtete man eine Schule ein. Das
Aeussere der Kirche ist einfach. Die Vorderseite hat einen Glockengiebel mit rosengeschmücktem
Spitzbogen und ein Rundbogenportal. Stufen führen hinab in das Innere, welches zwei schlanke
Spitzbogen hat. Bemerkenswerth sind die Balken, die mit hübschen, sich durchkreuzenden Zier-
rathen in lebhaften Farben angestrichen sind. Es befindet sich darin ein roh gearbeiteter Hauptaltar
mit der Sta Madalena, ein Seitenaltar und ein dritter Altar des S° Cristo neben einer einfachen
Kanzel. An die Kirche ist rechts das Klostergebäude angebaut, zu dessen Rundbogenportal eine
äussere Treppe hinaufführt. Von diesem Treppenabsätze hat man eine herrliche Aussicht. Das
Haus hat zu ebener Erde zwei Zimmer, eine Sacristei, Speisezimmer und daneben Küche und
Speisekammer; vom Speisezimmer gelangt man zum Chor der Kirche. Von der Kirche getrennt
und dem alten Klostergebäude gegenüber steht das Haus der Donada. Oben sind verschiedene
Zimmer und eine Küche und unten in dem Felsenboden zwei Zimmer, von denen das eine mit
Tonnengewölbe zum Schlafen dient. Links von der Kirche befindet sich ein 1761 erbautes Häuschen,
und rings um die Gebäulichkeiten zieht sich ein Corral von Cactusfeigen und Agaven. Die Aussicht
nach Norden zu ist prächtig: man sieht Selva, Mancor, Caimari, Moscari, Campanet, Buger,
La Puebla und die Bucht von Pollenza. In der Mitte erheben sich die beiden Puig Mayors und
die scharfen Höhen von Alarö. Die zweite Höhe von S ta Madalena ist die höchste, und auf derselben
befindet sich das 304 m über dem Meere stehende Triangulationspfeilerchen. Am Abhange, unterhalb
des Berges von Ste Madalena, sieht man auf Son Sastre des Puig d’Inca mit Weingeländen
und Rundbogenthür. Daneben ist ein Aujub de Teulada. Etwas weiter liegt Son Vivot. Vor
demselben steht ein Celtisbaum; es ist dies ein grosses Haus mit vielen Nebengebäuden und einem
Hof, von zwei Seiten mit Gebäuden umgeben. Ueber der äusseren hohen Freitreppe befinden sich
zwei Säulen mit einem Vordach. Die Vorderseite hat einen viereckigen Thurm und ist mit einem
Balcón geschmückt. Auf dem Wege nach Inca begegnet man dem weissen stattlichen Hause Son
Fuster, welches die Jahreszahl 1612 trägt. Das Wasser kommt aus der Nähe von Selva und füllt
damit die Aujubs, damit man im Sommer Wasser hat, denn letzteres fliesst nur im Winter. Zieht
man dagegen durch die Oel- und Mandelbaumpflanzungen ostwärts, so kann man das grosse, in
der Nähe des Torrent de Llubi gelegene Haus von Vinagrella erreichen, in dessen Nähe sich ein
herrlicher Weinberg, eine Feigenbaum- und eine Cactusfeigenpflanzung ausbreitet. Das von einem
Glockengiebel überragte grosse Haus hat einen bedachten Thurm und Terrassenhallen mit Säulen
und Dockengeländer, die Eingangshalle zwei Segmentbogen und zur Linken eine kleine Kapelle
mit Treppenaufgang..
Um von Inca die Carretera weiter gegen Alcudia zu verfolgen, muss man die Ortschaft
durch die Calle de la Sirena verlassen. Gleich hinter dem Orte führt eine Chaussee durch zwei
Einschnitte hindurch, allmählich sanft bergab steigend, und kommt dann durch schöne Oelbaum-
pflanzungen. An den Seiten der Strasse machen sich Agavenhecken breit. Der gute Boden wird
durch mehrere Norias äusserst fruchtbar gemacht. Vielfach wird das Land zum Maisbau verwendet.
Wenn man den von der Sierra kommenden Torrent de Buger, einen Nebenfluss des Torrent de
S" Miquel, überschritten hat, erblickt man die hochgelegenen Ortschaften Selva, Moscari und
Campanet. Die von Pappeln beschattete Strasse kreuzt sich mit den beiden nach dem nähen
Campanet führenden Wegen und führt hinter der Brücke von Campanet an einer Windmühle
vorüber.
Buger und Campanet von Sta Madalena aus.
Campanet fast gegenüber erhebt sich auf einer sanften Erhöhung in kurzer Entfernung von
der Fahrstrasse Buger. Der von der Carretera dorthin führende passirbare Weg zieht sich mitten
durch ein Thal, auf dessen Höhen einige Windmühlen stehen. Wir gelangen nunmehr nach Buger.
Dieser Ort hat 694 Einwohner und 2 11, fast durchweg einstöckige Häuschen, die häutig mit einer
Rebenlaube geschmückt sind. Auf dem höchsten Punkte der Ortschaft liegt die Kirche von Sn Pedro
Apostol, zu welcher einige Stufen hinaufführen. Sie wurde im Jahre 1541 errichtet und ist Hülfs-
kirche jener von Campanet. Die Kirche hat ein einfaches Portal und eine mittlere Fensterrose, und
an dieselbe schliesst sich der viereckige, von Spitzbogenfenstern durchbrochene Thurm an, überragt
von einem pyramidenförmigen Helm mit hervortretenden Ecksteinen an den Seiten. Der Thurm
erhebt sich 128 m über das Meer. Das Innere zeigt ein von sechs Rundbogen gestütztes Tonnengewölbe,
eine nischenförmige Hochaltarkapelle, vier Kapellen auf jeder Seite und eine Empore
über dem Eingänge, welche die Orgel trägt. Eine zweite Orgel befindet sich in einer Seitenkapelle
rechts, in welcher ein werthvolles Bild, die Kreuzabnahme Christi darstellend, aufgehängt ist.
Neben der Kirche sieht man in der Calle Mayor zwei Steinkreuze auf kegelförmigem Grunde.
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