des Casals. Jetzt geht es nach Pedruxella petit und dann hinauf nach Pedruxella gran, welches
zur Zeit der Eroberung ein Rahal war. Unterhalb des Hauses stehen bei einem Gärtchen • einige
alte, epheuumrankte Hütten, und eine Quelle fliesst in einen Sefareix, dessen Wasser einen Obstgarten
befruchtet. Etwas tiefer im Thal von Pedruxella petit liegt inmitten von Oel- und Feigenbaumpflanzungen
das kleine Gehöft, überragt von zwei Felsen, La Pedra Rotja und dem Castellet.
In dasselbe gelangt man durch einen Rundbogeneingang; es hat Dockenfenster und einen schief
bedachten Thurm.
Doch kehren wir auf den Hauptweg in die Thalsohle zurück. Der sich theilende Strom
bildet vom Wasser zerrissene Inseln, die mit Eichen und einigen Fächerpalmen bewachsen sind
und tiefe Becken bilden. Das Thal erweitert sich. Wir wollen den Weg nach Ariant einschlagen,
um auch noch dieses wilde Gebirgsthal, das abgeschlossenste der ganzen Insel, kennen zu lernen.
Die felsige, sich nach oben ziehende Schlucht heisst Es Clot d’Infern; sie führt zur Höhe des
Berges der Asolayadors, von dem man weite Aussicht über die beiden Thäler von Ariant und von
Mortitx, das Thal von Son March und die Berge von Femenia geniesst. Bald trifft man auch im
Thale neben einem grossen Felsen die Torre de Ariant. Mit ihrem runden und bedachten Thurme
beherrscht sie das Thal, das eine kleine, bei Pappelbäumen entspringende Quelle, sowie eine grössere,
von einem uralten* Mastixstrauch beschattet, bewässern. In der Nähe von Ariant findet man
ein Eisen- und Kupfer-Pyrit-Lager, das, im Jahre 1842 schon ausgenutzt, bald darauf ganz aufgegeben
wurde.
Kehren wir zu dem Fahrwege nach Pollenza, zu der Stelle, wo wir ihn bei Son Grua
verlassen hatten, wieder zurück, und überschreiten die Wasserleitung, die nach dem zur Linken
gelegenen Son Serra geht. Dieses ist ein grösseres Haus mit kleiner Kapeile. Im Hofe steht eine
Wassermühle. Auch ist dort ein Gärtchen mit einem Springbrunnen. Bei dem durch eine
Mauer umzäunten Obstgarten vorüber gelangt zum Bett des Torrent des Molins, der bei starken
Regengüssen einen Wasserfall durch die hohlen Felsen unterhalb Llinas bildet. Zur Rechten zeigt
sich uns in der Thal Vertiefung, zwischen dem Berg, der Cucuya de Fartarilx, mit den bis hoch
hinauf bebauten Abhängen und der Serra de la Coma neben einem Ulmenwäldchen das Haus Sa
Coma de Fartaritx. Eine Steinpfostenbrücke, Es Pas den Berqueta genannt, führt über das zum
Meere eilende Flüsschen. Der Weg verlässt nunmehr die Mitte des Thaies und erreicht Pollenza
mit seinem CalvarienhügeL
Pollenza, das seinen Namen dem alten römischen Pollentia verdankt, hat jedoch allem Anscheine
nach nicht an dieser Stelle, sondern unweit des jetzigen Alcudia gelegen. Die Ortschaft
hat 5023 Einwohner in 1661 Häusern. Die Lage von Pollenza, inmitten einer fruchtbaren, gut
bebauten Gegend, vom Gebirge umgeben, ist eine ebenso grossartige, als anmuthige. Da es die
nordöstlichste Ortschaft der Insel ist, wo Regengüsse mit Nordostwinden vorherrschend sind, so
regnet es dort verhältnissmäfsig häufig, wodurch es auch den Namen Orinal del Cel erhalten hat.
Diesem Umstande ist aber auch die Fruchtbarkeit des Landes zuzuschreiben. Bei allen diesen Vortheilen
ist die Luft zwar gesund, aber nicht von gleicher Reinheit, als bei den ändern Ortschaften der
Nordküste, da die Ausdünstungen der Sümpfe in der Nachbarschaft sich doch etwas bemerklich
machen. Pollenza ist eine der Ortschaften, wo sich der mallorquinische Charakter sowohl hinsichtlich
der Sprache, als auch bezüglich der Kleidung am meisten erhalten hat, wie wir dies im
allgemeinen Theil schon bemerken konnten. Nichts destoweniger verschwindet letzterer auch mehr
und mehr, so dass ich keinen Mann unter 30 Jahren auffinden konnte, der noch die alte Tracht mit
Pumphosen getragen hätte. Die Entfernung von Palma und die Grösse der Ortschaft haben dort ein
eigenes gesellschaftliches Leben herbeigeführt, dessen Brennpunkt die Botica als Versammlungsort bildet.
Hier lassen sich die Leute durch die Magd Branntwein holen, und zwar Dueno Jarabe. Dieser ist,
vielleicht mehr als anderswo, La Puebla ausgenommen, das beliebteste Getränk. Dasselbe wird
in kleinen, silbernen Schalen mit doppeltem Griff gereicht. Dank des Reichthums der Umgebung
ist das geschäftliche Leben ziemlich rege, namentlich des Sonntags, an welchem Tage Wochenmarkt
abgehalten wird. Der Jahrmarkt findet am 13. November statt. Die Ortschaft lagert sich
auf dem südlichen und östlichen Abhange des Calvarienhügels, und die Felsen der Sierra im Vall
d’en March dienen derselben als Hintergrund. Nach Süden und Osten zu verflacht sich der Boden
und neigt sich einerseits der Ebene, andererseits der breiten Bahia von Pollenza zu. Von den
meist engen, kurzen und gepflasterten Gassen ist die grösste die Calle Mayor, welche, ungleich
breit, die Ortschaft durchzieht; ferner giebt es ein paar Plätzchen, die kleine Plaza de la Constitución
oder Plaza Nueva mit schlechter Casa Consistorial, etwas weiter den Mercado, die Plazuela
del Asolayador mit einem Steinkreuz, von wo aus die lange Calle del Roser Veil sich hinzieht,
und die Plazuela de la Almoina im Süden der Ortschaft, auf der sich ein vasenförmiger Brunnen
befindet. Solche urnenartige, steinerne Fonts giebt es in der Ortschaft fünf, welche durch die
ergiebigen Quellen von Ternellas, die nach Pollenza geleitet sind, gespeist werden. Das Wasser
ist sehr gut, aber warm. Die Ortschaft hat drei Lavaderos; das grösste ist das am Ausgange der
Calle de Cernat auf dem Wege gegen die Vall d’en March gelegene Lavadero de la Princesa.
Ueberhaupt hat Pollenza grossen Wasserreichthum, und der durchfliessende Torrent der Solana
führt dem Orte manchmal auch zu viel davon zu, so dass Ueberschwemmung die Folge ist. Die
zweistöckigen Häuser sind meist klein; es giebt aber auch vereinzelt drei- und vierstöckige. Sie
sind vielfach aus Midjans gebaut, haben einen Rundbogen oder ein Segmentthor, hin und wieder
in Renaissance-Styl, und Dockenfenster; auch sind einzelne Ventanas Coronelías zu sehen. Das
etwas vortretende Dach ist vielfach mit Steinen beschwert. Viele Herren der Palmesaner Aristokratie
haben in Pollenza eine Posada; es sind aber meist schlichte, von den übrigen sich kaum unterscheidende
Häuser.
Pollenza besitzt mehrere Kirchen. Die Pfarrkirche, links davor die kleine Plaza de la
Constitución, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die ursprüngliche Pfarrkirche gehörte zu den
ältesten Mallorca’s und wird bereits in der Bulle von Innocenz IV. von 1248 erwähnt. Die jetzige
Kirche dagegen, gleichfalls der Nuestra Señora de los Angeles gewidmet, ist erst 1714 an Stelle
der alten gebaut worden. Der Bau ist ziemlich gross, aber das Hauptportal ist unvollendet
geblieben. An der rechten Seite befindet sich ein Thurm. Das Innere ist gewölbt. Auf jeder
Seite sind sechs Spitzbogenkapellen; über dem Haupteingange befindet sich eine von zwei runden
pseudojonischen Marmorsäulen getragene Empore. Die Hochaltarkapelle ist muschelförmig, und
der Hochaltar enthält das Bildniss der Nuestra Señora de los Angeles und in der Mitte unter
Marmorplatten die Gräber der Mönche.
Pollenza hat zwei Klöster. Von den Kirchen dient officiell die Dominikanerkirche, Nuestra
Señora del Rosario genannt, noch Cultuszwecken, und zwar ist sie Hülfskirche für die Pfarrei. Die
Gründung dieses Klosters erfolgte im Jahre 1578. Die Kirche hat ein Marés-Portal, einen Glockenbogen
zur Rechten und ein Rosenfenster auf der Vorderseite. Im Innern sind vier Seitenkapellen.
Die Kirche wird begrenzt von dem Kloster, von einem grösseren Gehöft und einem überdachten
Brunnen. Seit der 1835 erfolgten Aufhebung dient das Kloster als Spital, Hospiz, Municipal-
Gerichtshof und Cuartel der Civiles.
Am Ende der Calle de Montesion liegt etwas höher auf einem Platze die gleichnamige,
vom Orden Jesu im Jahre 1688 gegründete Kirche. Ein Spitzbogenportal mit dem spanischen
Wappen und darüber eine Fensterrose bildet den Eingang. Das grosse Innere, jetzt verwahrlost
und als Magazin benutzt, hat eine Empore über dem Eingang, vier Seitenkapellen mit Tribünen
und eine grosse Hochaltarkapelle, unter welcher sich eine Krypta befindet; eine andere ist unter
dem Eingänge. Das an die Kirche anstossende ehemalige Jesuitenkloster ist ebenfalls verwahrlost
und hat einen unvollendeten Hof. Ueber dem Eingangsthore ist das spanisch-bourbonische Wappen
angebracht. Das in zwei Stockwerke eingetheilte Gebäude wird gegenwärtig als öffentliche
Knabenschule benutzt. Ausserdem besitzt Pollenza noch zwei Kapellen: am Ende der Calle Mayor
die kleine Kirche de Sn Jordi, errichtet im Jahre 1532, und auf der Strasse nach Palma, am Ende der
Calle de S“ Domingo, das Kirchlein des Roser Veil. Letzteres soll die erste Kirche der Dominicaner
bei ihrer im Jahre 1406 erfolgten Niederlassung in Pollenza gewesen sein. Die erstere Kirche,
de S1» Jordi, deren Hochaltar dem heiligen Georg gewidmet ist, hat einen grösseren Anbau, die
Casa de la Caridad. In derselben wohnen zumeist etwa 16 Nonnen. Die Zahl der Mädchen,
Balearen II. IQ