wachsenen Hügelabhange. Der Weg zieht sich nun zwischen zwei Hügeln hin; oben liegt der
majestätische Puig Mayor de Lluch oder de Masanella, und vor demselben erheben sich Kalkhügel.
An einem Brunnen, dann an Son Mague vorüberschreitend, sieht man am Fusse eines Hügels die
in der Mitte zwischen Caimari und Mancor liegende und dem Marquez del Palmer gehörige grosse
Possession von Masanella. Von dem vor dem Hause gelegenen Platze blickt man auf die Ebene
zwischen den Hügeln und dem fernen tafelartigen Puig de Randa. Hier sind zwei schöne durch
die Font des Prat bewässerte Gärten. Durch die Calle de Orient gelangt man nun nach Mancor.
Mancor, 7 km von Selva entfernt, liegt am Fusse von hohen, zum Theii terrassirten Hügeln.
Es zählt 1382 Einwohner und besteht aus 236 kleinen, mit viereckigen Thüren versehenen Häusern.
Zwischen den Häusern liegen Gärtchen mit Citronen- und Pomeranzenbäumen. In der Mitte des
Ortes ist ein Plätzchen, Plaza del Baile genannt. Die Bewohner von Mancor, das zur Zeit der Eroberung
eine einfache Alqueria war, besuchten vom Jahre 1300 ab die Kapelle von Sta Lucia und bauten sich
erst im Jahre 1580 ein eigenes Kirchlein. Letzteres wurde im Jahre 1843 a^s baufällig befunden und in
Folge dessen niedergerissen. Im Jahre 177 1 war die Kirche zur Suffragan-Kirche von Selva erhoben
worden, deren erster Vicario Dn Bernardo Nadal, der nachmalige Bischof von Mallorca, war. Unter
des Letzteren und des Marquez del Palmer Leitung wurde die jetzige Kirche im Jahre 1840 begonnen
und 1843 eingeweiht, doch ist dieselbe erst 1854 gänzlich vollendet worden. Die Kirche
von Sn Juan, die auf dem Plaza de la Concordia steht, hat eine Fensterrose mittleren Umfanges
und zur Linken einen Thurm mit achteckigem Helm, dessen Kugel 245 m über dem Meere liegt.
Durch ein einfaches Portal gelangt man ins Innere. Drei Kapellen befinden sich auf der linken
und zwei auf der rechten Seite; über dem Eingänge ist eine Empore, von der Orgel überragt.
In der ersten Kapelle zur Rechten, in welcher die Gebeine des Märtyrers Probus ruhen,
befindet sich auch das Grabmal des 1850 gestorbenen Marquez Don Jorge del Palmer, welcher
die Kirche renoviren liess. Auf einem kugelförmigen Hügel steht noch ein Kirchlein, nämlich
Sta Lucia. Unterhalb des Hügels liegt die Oelbaumvertiefung von Son Torrent. Das Oratorio de
Sta Lucia ist sehr alten Ursprungs; wie Urkundenbücher besagen, stammt es aus dem Jahre 1300.
Von dieser Zeit an bis Ende des 16. Jahrhunderts wurde in demselben die Messe an allen officiellen
Festtagen gelesen, weil keine andere Kirche in der Umgebung vorhanden war. Sie wurde namentlich
von den Insassen Biniamar’s besucht. In der Kapelle wird ein Bildniss der heiligen Lucia verehrt,
welches der Sage nach in einer Höhle, in unmittelbarer Nähe des Oratoriums, im Jahre 1233
aufgefunden worden ist. Die Statuette dieser Heiligen ist von silbernen Uyets de Sta Lucia, wie
man auf Mallorca silberne Augen darstellende Exvotos für erhaltene Gnadenbezeugungen bei Augenkrankheiten
zu nennen pflegt, umgeben. Bemerkenswerth sind ein gothisches Kielbogen-Reliquiar
mit zwei Fialen an den Seiten und eine schwarze, mit goldenen Haaren versehene Statuette aus
weissem Marmor. Der an der rechten Seite befindliche Seiteneingang mit Rundbogenthor ist
bedacht und führt in den Hof der ziemlich grossen Hospederia, von wo man das untere Thal von
Mancor mit dem Hügel von Sta Madalena in der Mitte, auf Campanet, die Bucht von Alcudia, den
Vorsprung des Bec de Farrutx und die üppige Ebene überschauen kann. Vom linksseitigen Thale
von Mancor sieht man die Hügel de Son Pico, die Häuser von Son Bonafe und Inca. Hinter uns
liegen die Höhen der Sierra mit dem Puig Mayor de Masanella. Es ist dies ein so ruhiger, friedlicher
Platz, dass man hier gern weilt, und die Leute der Umgebung machen diesen Ort vielfach
zum Ziele ihrer Wanderungen. Namentlich wird Pan Caritats gern aufgesucht. Die Hospederia
hat einen kleinen Hof mit doppelter Bogenhalle, deren runde Säulen von Passionsblumen überwuchert
sind. Es giebt in derselben zwölf Zimmer mit Betten; einige Zimmer haben Alcovenj
rechts liegen Küche mit Wasserleitung und Speisezimmer. Die Bewirthschaftung liegt einer
Donada ob.
Auf einer etwas weiter hinten gelegenen Hügellehne von Sta Lucia, steht das kleine Caserio
von Biniarroy und auf der Hügelspitze das im Jahre 1821 nach der Ausschliessung der Mönche de
la Real erbaute Oratorium von Sa Antonio Abad, in welcher aber schon seit langer Zeit kein
Messedienst mehr abgehalten wird. Dasselbe steht 465 m über dem Meere. Bei der Erbauung der
neuen Kirche von Mancor schenkte der Marquez del Palmer demselben die Ornamente der Kapelle
von Sn Antonio Abad, woher wohl auch der Name stammen mag. Das Oratorium hat nur einen
Altar und eine kleine Sacristei.
Um von Mancor nach dem benachbarten Biniamar zu gelangen, muss man ein wenig zurückgehen
und dann den zweiten Weg, den man bei diesem Rückwärtsgehen zur Linken lässt, ein-
schlagen. Zwischen fruchtbaren Feldern zieht sich der Weg von Mancor nach dem benachbarten
Biniamar, das von Selva 5 km entfernt ist. Es ist ein kleiner, nur 482 Einwohner zählender Ort,
der zur Zeit der Eroberung durch die Mauren eine einfache Alqueria war und den Namen Abena-
amar führte. Durch die Calle de Selva betritt man den Ort, dessen 126 Häuser meist viereckige
Thürme mit etwas grösseren Gesimsfenstern als sonst haben. Auf der Plaza de la Gloria liegt die
kleine Kirche von S ta Thecla, welche schon im Jahre 1627 als öffentliches Oratorium diente und
dann im Jahre 1804 zur Suffragan-Kirche von Selva erhoben wurde.
Der Weg von Biniamar nach Lloseta führt durch die Calle de Lloseta zum Orte hinaus, der,
am Hügelabhang etwas hochgelegen, die ganze Ebene bis zum Puig de Randa und die im Osten
erscheinenden Gebirge beherrscht. Der schlechte Fahrweg führt auf sehr steinigem Boden an
einzeln stehenden Bauernhäusern vorüber, und man tritt durch die Calle Nueva in Lloseta ein.
Lloseta hat 1195 Einwohner und 412 Häuser. Letztere sind alle einstöckig und weiss angestrichen.
Die Kirche, welche Suffragan-Kirche derjenigen von Binisalem ist, wurde von
Dn Arnaldo Togores, welchem Jaime I. el Conquistador im Jahre 1232 die Oberhoheit über jene
Gründe mit dem Titel eines Barons de Lloseta verliehen hatte, in demselben Jahre, und zwar unter
dem Namen Nuestra Señora de Lloseta (Mare de Deu de Lloseta), in Folge eines aufgefundenen
Bildnisses der heiligen Jungfrau gegründet. Die Chronik erzählt hierüber Folgendes: Ein Hirt
bemerkte einst beim Beaufsichtigen seiner weidenden Heerde des Nachts leuchtende Strahlen an
einer Stelle des in der Nähe der Ortschaft fliessenden Torrents. Seine Wahrnehmnng theilte er
dem Dn Arnaldo mit, der sich sofort an die genannte Stelle begab, wo unter einem Stein ein
Bildniss der heiligen Jungfrau vorgefünden wurde, das wahrscheinlich von den Christen, welche
vor den Mauren die Insel bewohnt haben, dort versteckt worden war. Dn Arnaldo liess das
Bildniss sofort zur nächsten Pfarrkirche tragen. Es war dies damals die Kirche von Rubinas, jetzt
die von Binisalem. Dreimal jedoch war das Bildniss aus der Kirche verschwunden, und zwar
wurde es die beiden ersten Male wieder an seiner ursprünglichen Stelle aufgefunden, das dritte
Mal aber im Stalle des Hauses von Dn Arnaldo, in welchem es ein kurz vorher zum Christenthume
bekehrter Maure erblickte. Man nimmt an, dass hier die erste Kirche von Lloseta errichtet worden
ist. Der Charakter eines einfachen Oratoriums verblieb ihr bis zum Jahre 17 1 1 , alsdann wurde sie
zur Hülfskirche oder Vicaria von Binisalem erhoben. Kurze Zeit darauf wurde sie neu und in
grösserem Mafsstabe aufgebaut, doch ist der Bau erst in der Mitte des jetzigen Jahrhunderts vollendet
worden. Die Hochaltarkapelle ist nischenförmig; am Hochaltar, in der Hauptnische, steht das alte
Bildniss, für gewöhnlich durch eine Leinwand verdeckt, auf welchem die Auffindung durch
Dn Arnaldo de Togores und den Hirt dargestellt ist. Die Capilla de Sn José ist die Begräbniskapelle
der Familie Togores der Condes de Ayamans; über dem Eingänge erhebt sich eine
Empore, unter welcher zwei Kapellen liegen. Von der Pfattform vor der Kirche hat man eine
ausgedehnte Aussicht über die fruchtbare Ebene und das Gebirge. Neben der Kirche stehen rechts
die grosse Posada des Conde de Ayamans und links das zweistöckige Haus von Palla.
Der Weg von Lloseta nach Binisalem führt zunächst nach unten gehend und dabei die
Richtung nach Süden einschlagend, durch die Calle de la Yglesia, dann durch die Calle de Abajo
und endlich durch die Calle del Herrero. Herrlich ist hier der Blick auf die Gebirge von Alaró, welche
aber leider vielfach von den Kronen der Oelbäume verdeckt werden. Man begegnet dem etwa
1 km von Lloseta entfernten kleinen Oratorium der Mare de Deu del Cocó, welches auf demselben
Felsen steht, wo im Jahre 1232 das Bildniss der Virgen de Lloseta aufgefunden wurde. Es hat
nur einen Altar mit dem Bilde der alten Virgen del Cocó. Weiter gehend, muss man ein Flüsschen
überschreiten und kommt auf gutem Fahrwege durch bebaute Felder nach Binisalem, einer der
angesehensten Ortschaften Mallorca’s mit 2577 Einwohnern. Es liegt vollkommen in der Ebene,
aber nahe an den Gebirgsabhängen. Was dem Orte seinen weitberühmten Namen verschafft hat,
Balearen II. 12