befinden sich Exvotos und Photographien glücklich heimgekehrter Matrosen. Manchmal wird auch
aus Dankbarkeit dafür eine grosse messingene Ampel von Fischern, die ihre Boote an dem Strande
von Sn Telmo lagern lassen, angezündet. Auf der anderen Seite des Hofraumes, d. h. gegen das
Meer zu, ist die Hospedería an die Kirche angebaut. Sie besteht aus einem kleinen Zimmer, einem
gewölbten Speisesaal mit Bogengurt und einer Cisteme, sowie aus Küche und Stall. In der Hospedería
sind zwar die nöthigen Tischgeräthe vorhanden, aber Betten findet man niqht vor. Der
viereckige Thurm Castillo de S» Telmo wurde zur Vertheidigung von Andraitx im Jahre 1581
erbaut. Es ist ein starker Marés-Quadernbau von. 9 Varas Breite und Höhe, von Schiessscharten
durchbrochen. Durch den Rundbogeneingang und über eine Treppe gelangt man zur Plattform,
w o eine Kanone steht. Hier hat man eine entzückende Aussicht. Man sieht vor sich den Freu der
S’ Arracö von Son Nadal aus.
Dragonera, die felsenstarrende Insel selbst mit hochgelegenem Leuchtthurm, den historischen Pentaleu,
eine kleine Insel bei S» Telmo, auf welcher der Conquistador von Mallorca zuerst Fuss fasste, und
auf das Meer nach Gibraltar zu. Gern weilt man hier und beschaut die nach Barcelona durch den
Feu fahrenden Dampfer, die Escampavias, die zahlreichen Fischerbarken, die Barcas de Art, welche
des Morgens die fischreichen Ufer der Dragonera von Andraitx aus aufsuchen, die flinken Faluchos
der Valldemosa-Fischer oder die Schaaren von Puffinen und Cormoranen. Doch wir kehren zum
Meeresstrande zurück, um uns dort zu erfrischen. Dieser Theil Mallorca’s ist der schönste und
gesündeste und für Seebäder sehr geeignet, denn die übrigen Sandufer in den Buchten von Palma,
Alcudia, Pollenza oder Artä liegen in sumpfigen Gegenden. Am Abhange des Hügels von
Sn Telmo stehen einige Häuschen, welche von Cactus-Feigen umwuchert und von Johannisbiod-
bäumen beschattet werden. Die Niederungen sind mit Getreide bebaut und mit Feigenbäumen
bepflanzt. Die Früchte der letzteren sind nebst -jenen, von Calambaset in getrocknetem Zustande
die besten der Insel. In dem von dem Broll durchflossenen Thalgrunde wachsen Reben, Orangen-,
Mandarinen- und alle möglichen Obstbäume. Gleichviel, ob man den Süden oder Norden von
Sn Telmo aufsucht, überall ist es gleich schön. In ersterer Richtung ist hinter einem mit Kiefern
bestandenen Hügelvorsprung, der sich im Meere fortsetzt, das Thal von Calla Cunijs, die Grenze
von Sn Telmo und zugleich das Stelldichein der Fischer, die ihre Netze dort zu färben pflegen.
Auf der Nordseite von Sn Telmo führt der Weg durch das fruchtbare Thal an dem Bache
der Punta Bianca entlang aufwärts, und je höher man hinaufsteigt, einen um so ausgedehnteren
Ueberblick hat man über die Berge der Trapa. Dann viele Terrassen bergab bis zur kleinen Cala
von Calambaset, wo in der Nähe des Meeres der gleichnamige Thurm mit herrlicher Aussicht auf
die Dragonera steht. Um zur Trapa zu gelangen, muss man den Puig d’en Trobat zwischen Jo-
hannisbrod- und Oelbäumen durch das vielfach gewundene Thal von Cala s’Anutges hinaufsteigen.
Vom C oli de la Trapa aus.
Stellenweise ist ein steiler Stufenweg zu passiren, ehe man die Spitze des Coli de la Trapa
erreicht. Hier bietet sich eine weite Fernsicht dar. Am Fusse desselben liegt das alte Kloster von
Sa Trapa mit prächtiger Aussicht auf die herrlich geformte Dragonera und das ferne, bei Sonnenuntergang
leicht sichtbare Ibiza. Der einsame, weit abgelegene Platz, nur von diesem Coli aus
erreichbar, ist durch seine Lage wie zu einem Trappistenkloster geschaffen. Alten Ueberlieferungen
zufolge hatten sich 1798 einige französische Trappistenmönche nach Mallorca geflüchtet und an dieser
Stelle angesiedelt. Sie wurden 1821 kraft königlicher Verordnung mit anderen Ordensbrüdern von
dort vertrieben. Jetzt ist das Kloster ein modernes Possessionshaus, und von der Kirche ist jede
Spur verschwunden. In der Nähe des Hauses grünen ein einsamer Palmenbaum und ein paar uralte
Feigenbäume. Nahebei ist ein kleiner Garten, welcher von einem Wassergraben durchzogen wird.
Balearen II.