bepflanzte Ebene. In der Nähe des Gebirges beginnen Oelbaumpflanzungen. Man überschreitet auf
massiver Brücke den grossen Torrent des Pont Gros, gelangt am Possessionshaus von Son Vibiloni
vorbei und nähert sich immer mehr der schön geformten Sierra. Auf einem mit Oliven bestandenen
Hügel gewahrt man Raxa. Diesem gegenüber ist das grosse Possessionshaus von Caubet gelegen.
Das Haus von Raxa liegt auf sanfter Erhöhung und beherrscht zum Theil das umliegende Land;
es hat eine schöne Rundbogenhalle mit rustischen Knäufen. Raxa war zur Zeit der Mauren ein
Alquería, Araxa genannt, und gehört seit dem Jahre 1620 der Familie von Despuig, welche in
diesem Gebäude interessante Sammlungen unterhält. Das Museum verdankt seine Entstehung dem
Cardinal D» Antonio Despuig y Dameto, welcher 1797 in Italien ein Stück Land in der Nähe von
Ariccia bei Albano kaufte, wo ein von Domitian der Nymphe Egeria gewidmeter Tempel gestanden
hatte. Die Ausgrabungen an dieser Stelle förderten zahlreiche Gegenstände ans Tageslicht, und
diese bilden nun im Verein mit den während seines langjährigen Aufenthaltes in Italien gesammelten
Kunstschätzen den Bestand des jetzigen Museums in Raxa. Die Antiquitäten-Sammlung befindet
sich zu ebener Erde, und gleich beim Eingänge erblickt man an den Wänden viele lateinische
Inschriften. Der eine der Säle birgt auch die Büste des Begründers des Museums. In letzterem
werden viele recht schöne Säulen und Statuen aufbewahrt, von denen namentlich die Statuette
eines Dionysos und eine prächtige Säule aus orientalischem Alabaster hervorzuheben sind. Hinter
diesem ersten Saale liegt ein kleines Gemach mit einer Sammlung kleiner Bronce-Amuletts, Priapen
und Nipp-Statuetten. Ferner sind hier einige alte Vasen, ein paar versteinerte Seeigel und eine
Gryphaea aus Mallorca, sowie alte eiserne Waffen zu sehen. Sechs andere kleinere Gemächer
enthalten Kupferstiche nach berühmten italienischen Gemälden. Mehrere schöne und werthvolle
Statuen schmücken die von Rundbogen gebildete Eingangshalle. Neben der kleinen in Zopfstyl
gehaltenen Kapelle wird das Zimmer gezeigt, in welchem die Beata Catalina Tomás gewohnt hat.
Im oberen Stocke sind ein Saal und mehrere Gemächer mit Kupferstichen geschmückt; sie enthalten
ausserdem mehrere alte Schreine, von denen der eine, besonders sehenswerthe, aus Mallorca stammt.
Er ist aus Mahagoniholz gefertigt und mit Citronenholz eingelegt. Ein anderer Schrein ist mit
dicht neben einander stehenden hölzernen Statuetten geschmückt. Auch befinden sich hier zwei
gleiche Kasten, von denen der eine mit Elfenbein, der andere mit Schildpatt verziert ist, sowie
eine Anzahl Familienbilder. Von den verschiedenen Balconen des Hauses hat man schöne Aussicht
auf die Hügel und den grossen Hort, auf die in Terrassen angelegten grossen Gartenanlagen, in
welchen prächtige Pomeranzen-, Oel- und Eichenbäume wohlthuenden Schatten spenden. Schöne
Anlagen umgeben den Hügel. Oben befindet sich ein kleiner runder Thurm und ein Lusthäuschen.
Von beiden Punkten hat man Ausblick auf die Ebene, die Bahia de Palma bis zum Cap Blanch,
sowie die Anhöhen des Puig de Randa. Eine kleine Tropfsteinhöhle ist hier von Menschenhand
künstlich geschaffen worden. In Lauben und Gebüschen sind antike Gruppen und Figuren aufgestellt,
und eine Brücke führt in einen anderen Theil des Gartens mit Lauben, Gebüschen, Irrwegen
und einem Tempelchen, gebildet aus dem sich anschmiegenden üppigen Epheu. Neben
Raxa liegt Raxeta, gleichfalls dem Conde de Montenegro gehörig, und etwas weiter Biniatza,
welches ebenfalls eine alte Alquería war.
Kehren wir nun zur Carretera zurück. Ausser dem hohen Doppelhügel von Raxa zeigen
sich uns noch zwei andere, durch einen starken Sattel getrennte Hügel, sowie ein dritter, fast
isolirt in der Mitte des Thaies liegend. Dieselben sind insgesammt spitzig und kahl und führen
den Namen Colls de Raxa. Zwischen ihnen zieht sich eine enge Schlucht hin, welche von einem
Bächlein durchflossen wird. Man gelangt in eine thalartige Erweiterung, wo an einem Hügel eine
Alfarería, an der Fahrstrasse der Hostal de Can Perazo mit einigen Pomeranzenbäumen und auf
der Höhe des Bergrückens das dunkle Haus von Can Barcelona liegen. Nach Durchwanderung
schöner Oelbaumpflanzungen erreicht man Alfabia. Nach den Angaben einiger Chronisten war zur
Zeit der Eroberung Herr von Alfabia der Maure Benhabet, welcher dem Könige D» Jaime I. wichtige
Dienste geleistet hatte. Andere Schriftsteller dagegen behaupten, dass es eine Alquería war, welche
dem D» Ñuño Sanz, Conde de Rosellon, zufiel. Derselbe gab sie 1240 an Juan Bennassar in Erbzins,
und da sich dessen Nachfolger mit dem Adelsgeschlechte der Santa Cilias verbanden, erhielten es
mit der Zeit die Adelsfamilien Burgues Zaforteza y Cotoner. Alfabia ist ein grosses, schön gelegenes
Haus mit auffälliger breiter Front. Eine gerade Allee von Akazien und Platanen führt zu dem Hause,
in welchem sich trotz der vielen im Laufe der Jahrhunderte vorgenommenen Umänderungen noch
arabische Reste erhalten haben. Besonders ist dies in der Eingangshalle der Fall, welche zwei
flache Bogen und ein doppeltes Kreuzgewölbe aufweist. In dem ersten Theile befindet sich die
vierfach getheilte, mit flacher Decke in der Mitte versehene, arabische Bedachung mit schönen
Zierrathen. Im Architrav des Schlussgesimses des Baguan ist eine arabische Inschrift mit folgendem
Wortlaut angebracht:
Das Gesetz ist von Gott,
Die Kraft ist von Gott,
Die Barmherzigkeit ist von Gott,
Gott ist sehr gross,
Es giebt keinen Gott ausser ihm,
Der Reichthum besteht in Gott.
In der kleinen Kapelle wird die Silla de Alfabia aufbewahrt; es ist dies ein alter, in gothischem
Styl gehaltener Stuhl, anscheinend aus dem 15. Jahrhundert stammend. Links an der Wand der
schlichten Kapelle ist die Geburt Christi in kleineren Bildern dargestellt. Bemerkenswerth ist eine
hübsche Renaissance-Thür mit Kopf Verzierungen, oben mit einem Wappen und dem Spruch: „Vulnus
penique feret“ . Die inneren Räumlichkeiten von Alfabia sind luftig, aber modern eingerichtet. Das'
Haus bildet gegen die Gärten zu einen Winkel. Eine um das Haus laufende Terrasse wird von
runden Säulen mit rustischen Knäufen getragen. Die eine Seite zeigt auf S ’Alqueria Vella, die
beiden Felsenkegel von Raxa und die daranstossenden Gärten hin. Bei dem Alfabia gegenüberliegenden
Hügel Puig d’en Bennassar ist ein altes Stück des Santa Ciliashauses mit gothischem
Kielbogenfenster und unter demselben ein Durchgang mit drei Spitzbogen. Daneben ist ein alter
Cisternenbrunnen. Oben am Aufgange gegen den Hort zu sieht man einen Brunnen, geschmückt
mit dem Wappen von Santa Cilia. In der Nähe des Reservoirs für die Wasserleitung ist eine achteckige,
von Rosen bedeckte Laube mit achteckigen Säulen als Stützen, die gleichzeitig den Eingang
zum Hort bildet und in ihrer Fortsetzung eine Weinlaube mit ähnlichen Säulen bis zu einer
Terrasse mit Springbrunnen und einem Tische bildet. Die Laube und der ganze untere Theil der
Weinlaube, sowie die Vasen zwischen der einen und der anderen Seite enthalten verschiedenartige
Wasserkünste. Am Eingänge zum Hort steht das Haus des Hortolä und ein Häuschen, in welchem
das Obst aufbewahrt wird. Neben der Terrada ist der kleine Blumengarten, ein lieblicher Aussichtsplatz
auf das kleine, im Hintergründe liegende Thal. Wenn man von Alfabia aus dieses Thal
weiter verfolgt, so kommt man an zwei zwischen Felsengruppen und Baumgärten gelegenen Mühlen
vorüber. In den Aujub stürzt von einer ausgiebigen Quelle Wasser berab.
In Windungen zieht sich der Fahrweg hinter Alfabia nach oben und um einen Hügel gegen
das sich verengende Thal, das sich bald wieder erweitert. Im Grunde desselben liegt Biniforani
V e y mit kleiner Kapelle und oben Biniforani Nou, welches früher eine Alqueria war. Dicht bei
der letzteren Besitzung führt die Strasse vorbei, erreicht weiter das etwas höher gelegenePossessions-
haus del Teix, wo gleichzeitig ein Hostal ist. Zwischen Eichen gelangt man zum Sattel, Coli de
Soller genannt, und von hier aus geht es in Schlängelungen wieder bergab. Im Thale erblickt man
das weiss angestrichene Possessionshaus von Can Alegre, auch Cas Chocolaté genannt. Neben
dem Wege sprudelt ein Quell, in dessen Nähe sich Kalkstein vorfindet. Prächtig ist namentlich
bei dem Häuschen des Peon Caminero die Aussicht auf das Thal von Soller mit dem hohen Puig
Mayor. An isolirt liegenden Felsmassen vorbei gelangen wir wieder in die Oelbaumregion. In
dem stellenweise sich sehr verengenden Thale liegen, von einem Bache bewässert, ein kleiner Hort
de Can Birbö und daneben einige Pomeranzenbäume. Eine Acequia führt längs der Felsenwände
das krystallhelle Wasser weiter. An der Strasse liegt das neue Haus von Can Amenga, und an
mehreren Neubauten vorübergehend, ab und zu von Pappeln beschattet, führt der Weg in das
paradiesische Thal von Soller und mündet neben der Klosterkirche aus.