dreimal am Tage an jedem Hause vorüberkommen, wird das schmutzige Wasser, die Suchs, wie
man sie nennt, gesammelt, damit diese Abfälle nicht Gestank in den Strassen hervorrufen.
Unter den für Mahon charakteristischen Bildern sind ausser den eben erwähnten Fuhren
nur die Karren, welche, mit einer Laterne vorn versehen, Brod aus den Bäckereien von S“ Luis
und S» Clemente zur Stadt bringen und es von Haus zu Haus abliefern, sodann ein Wagen, der dasselbe
mit Wein aus S» Luis thut, hervorzuheben, und überall ist ein ältlicher Mann aus Llumesanes
anzutreffen, der seine umflochtenen Weinflaschen mit heiterer Miene auf einem zottigen Esel Tag
für Tag zur Stadt bringt. Erwähnenswerth sind auch die Xerigot- und die Salz-Verkäuferinnen aus
Villa Carlos, die sich bei jeder Thür auf halten, sowie die Verkäuferinnen von Capern, welche aus
Ciudadela kommen. Man kann sagen, dass alle Bewohner Menorca’s an dem einen oder dem
anderen Tage nach Mahon kommen. Es giebt kein Gesicht, das man in den entlegensten Besitzungen
der Insel gesehen hat, welches man nicht eines Tages in der Stadt wieder vor Augen bekäme.
Tafel und Einfassung der Torre d’en Gaumés.
Gegen Westen zu hat Mahon in seiner unmittelbaren Nähe einen Gürtel von Weinbergen
(Vinas), in denen wohl die Rebe die Hauptculturpflanze bildet, die Obstbäume aber auch nicht
fehlen. Auf der Mehrzahl derselben sind kleine Häuser, oft mit Terrassen oben, in welchen die
Mahoneser, wenn sie sich nicht mit Bootfahren auf dem stillen Hafen unterhalten, den Nachmittag
vergnügt verleben. Manche dieser Viñas sind gartenähnlich behandelt, daher mehr Garten, als
eigent ic e einberge, ja es giebt einige recht hübsche, mit Mandelbaumalleen und reichem
.Blumenschmuck.
, „ . 1^ tt®n u° ter diesen Weingeländen und freundlichen Lusthäuschen hegt die ernste Silhouette
es Friedhofes. Im Jahre 1697 begann man die Wiederherstellung des Presbyteriums und Camarils,
nachdem 1703 daselbst bereits eine Kaplanei gegründet worden war. Im Jahre 1733 wurde die
neue Façade der Kirche begonnen und 1735 wurde die Orgel gekauft. Im Jahre 1785 erbaute
man die Vorhalle und die Gallerie der Kirche. Eigenthümlich ist es, dass dieses als Kloster
erbaute Gebäude nie seiner Bestimmung diente; im Jahre 1644 benutzte man es als Spital der
französischen Flotte unter dem Befehl des Grafen Vivonne, 1648 als solches der spanischen Flotte
unter dem Befehl von Dn Francisco Diaz Pimenta und 1633 eines anderen spanischen Geschwaders
unter dem Befehl von Dn Pedro Corbete, der dahin über 300 Kranke schickte. Im Jahre 1781
wurde es als Pulvermagazin während der Belegerung des Castillo de Sn Felipe durch den Herzog
von Crillon verwendet, und endlich wurde 1813 in den dazugehörigen Gründen eine Ruhestätte
errichtet. Die dazugehörige Kapelle musste vor einigen Jahren abgetragen werden; jetzt dient als
Begräbnis-Kirche N. S. de Gracia.
Das Bildniss der N. S. de Gracia steht in grösser Verehrung; während der Dürren von
1557, 1721, 1735 und 1817 wurde es mit grossem Pomp zur Pfarrkirche von Mahon getragen. An
allen Samstagen der Fastenzeit sang man daselbst in den Jahren 1601 und 1685 Completen, und in
Ebene beim Pont d’es Mercadal.
diesen letzteren war der Andrang von Leuten so gross, dass man zu ihrer Unterbringung in der
Nähe der Kirche Häuser erbauen musste, welche noch bestehen, nachdem sie 1718 neu errichtet
waren. Bei der Einnahme Mahon’s durch die Truppen Philipp’s V. am 5. Januar 1707 rettete der
Kirchendiener die Krone der Mutter Gottes, die er nach Trapucö brachte und die am 22. Februar
wieder in das Sanctuarium geführt wurde. Im Jahre 17 13 machte man noch den Grabbesuch am
Chardonnerstag und zog in Procession zur Kirche, bis dies 1771 verboten wurde; häufig werden
noch heutzutage Dankesmessen daselbst gelesen, und die vielen Exvotos bekunden, dass die Andacht
dafür nicht abgenommen hat.
Unweit von Gracia .liegt in steiniger Umgebung mitten unter Mastixsträuchern die riesige
Tafel von Trapucö mit einem stehenden Stein und dem vom Herzog von Crillon gelegentlich der
Einnahme von Mahon umgebauten Talayot daneben, von dessen Höhe man eine herrliche Aussicht
auf die Umgebung, auf das Meer und die gegenüberstehende Mola geniesst, mit dem Blick auf das
benachbarte Sn Luis, zu dessen Fahrstrasse von hier aus ein Seitenweg führt.
Balearen II. gQ