Im Innern sind auf jeder Seite fünf Kapellen. Die Hochaltarkapelle ist nischenartig gebaut und
bildet einen Rundbogen. Der neu errichtete Hochaltar enthält in der Mitte die Nuestra Señora de
los Angeles, welche, wie die übrigen Figuren, von dem älteren Altar stammt. Die Kirche ist jetzt
Hülfskirche der Pfarre von Soller. Eine Seitenthür führt in den Klosterhof, welcher zu wiederholten
Malen als Tendido für Kämpfe mit Novillos und von Hunden gedient hat. Seit der Klosteraufhebung
ist das Gebäude erst als Klosterschule, dann als Kaserne verwendet worden, und neuerdings
befindet sich in demselben eine Privatschule.
In der Calle del Hospicio befindet sich die kleine, schlichte Yglesia del Hospital, an deren
Stelle schon 1324 ein Haus und eine Kapelle standen. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts, wo Haus
und Kirchlein als baufällig befunden wurden, unterzog man das erstere einer Ausbesserung, und
das letztere wurde auf Kosten der Ortschaft neu erbaut, und zwar in Folge eines Gelübdes
anlässlich eines im Jahre 1561 über algerische Seeräuber erfochtenen Sieges. Der Bau wurde im
Jahre 1571 vollendet, und die Kirche ist der Nuestra Señora de la Victoria, sowie dem heiligen
Pontius und Georg geweiht. Das in derselben befindliche Bildniss der Mutter Gottes stammt von
einem Einsiedler, der sich nach Sla Catalina zurückgezogen hatte.
Als um die Mitte des 16. Jahrhunderts die Verehrung des vergossenen Blutes Christi eingeführt
wurde, stand Soller in der Feier dieses Festes stets obenan. Im Jahre 1556 wurde das
Bildniss angeschafft und am Donnerstag der Charwoche, gleichwie in Palma, in feierlicher Pro-
cession umhergetragen, weshalb die Feierlichkeit dieses Tages in Soller wie in Palma den Namen
Procesió de la Sanch erhielt. Im Jahre 1829 wurde, da das alte Oratorium des Spitals baufällig
war, der Grundstein zu einem Neubau gelegt. Da die Verehrung für die Sanch stets zunahm,
stellte man ihr Bildniss am Hochaltar auf, während jenes der Nuestra- Señora de la Victoria auf
einem Seitenaltar seinen Platz fand. Die andere Kirche Soller’s, ein gothisches Oratorium mit
Balkendach, ist modernen Ursprungs und gehört zu dem für Mädchenerziehung bestimmten Collegium
der Madres Escolapias. Nebenbei sei die Casa de Caridad erwähnt, welche von Nonnen von
Sn Vincenz und Paul geleitet wird und ebenfalls ein Privat-Oratorium für das Haus enthält.
Die nächste Umgebung von Soller, die Huerta, gehört zu den schönsten der Insel. Nach
allen Richtungen ist sie von Bächen durchrauscht, mit Orangenbäumen umgeben. Die hauptsächlichsten
entspringen in dem Thale von Fornalutx und in jenem des Coli, welche sich dann zu
dem gemeinsamen Torrent de la Mar verbinden. Die ergiebigsten Quellen sind die Font de s’ A lquería
del'Compte und die Font de s’ Olla. Auch eine Mineralquelle ist vorhanden, deren Wasser
aber etwas eisenhaltig ist. Die Wirkungen dieses Wassers auf den menschlichen Körper sind
bisher nicht genügend erprobt worden. Das Wasser aus diesen Quellen wird in Leitungen angesammelt
und dient schliesslich zur Befruchtung der Ackerflächen, wozu man die verschiedensten
Vorkehrungen getroffen hat, als da sind: Hohlziegel (bei uns Drainröhren genannt), Leitungen mit
Azulejos mit Fiblas u. s. w. Diesem Wasserreichthum verdankt auch Soller jene Ueppigkeit des
Pflanzenwuchses. Der Humus in der ganzen Umgegend Soller’s ist von ausgezeichneter Beschaffenheit.
Dadurch, dass die Schafe des Nachts auf der Weide bleiben — natürlich unter den nöthigen
Vorsichtsmaisregeln — werden diese Flächen besonders ergiebiger Natur. Bäume aller Art wachsen
hier in Hülle und Fülle, und zur Zeit der Ernte reichen oft die Aufbewahrungsorte für die Früchte
nicht hin. Theilweise wird der Boden auch zum Gemüsebau verwerthet. In neuerer Zeit hat
man mit dem Anbau von Zuckerrohr begonnen. Dasselbe gedeiht auch recht gut. Die Grundstücke
sind meist mit Mauern umgeben. Fahrwege durchziehen die Huerta in hinreichender Anzahl;
ausserdem giebt es viele, bisweilen gepflasterte Saumwege.
Wir wollen nun die Abhänge jenseits des Klosters aufsuchen. Entzückend ist die Aussicht
über das Thal mit den isolirt stehenden Häusern der Huerta. In der Mitte sieht man den Häuserknäuel
von Soller und in der Ferne im Osten Biniaraix und Fornalutx. An dieser bevorzugten
Stelle- sind auch bereits einige zierliche Vergnügungshäuser erbaut worden. Das grösste und
schönste Haus des Thaies von Soller ist Son Angeláis; bedauerlich ist nur, dass man hier keinen
Blick auf das Meer hat. Diese Besitzung, D” Catalina Villalonga Zaforteza gehörig, liegt dominirend
in der Erweiterung des Thaies am Fusse des von Deyá herabkommenden Stufenweges.' Das Haus
ist in modernem Style erbaut und durch eine vor demselben stehende Palme kenntlich. Letztere
verleiht der Landschaft, von der Terrasse aus gesehen, einen orientalischen Charakter, und unwillkürlich
denkt man sich in das alte Solar mit seinen Moscheen und den blinkenden Minarets zurückversetzt.
Die Glocke läutet zum Abendgebet, welchem Rufe die Ortsbewohner in christlicher
Weise nachkommen. Die Sierra de Alfabia glüht im Abendschimmer, und tiefe Schatten lagern
sich schon in den Schluchten des Barranc und auf den Costas de Fornalutx. Wer ein irdisches
Cas Chamaire bei Soller.
Paradies erschauen will, der eile auf die Terrasse von Son Angelats. Auf einer anderen Terrasse
übersieht man das ganze Thal gegen den Hafen zu mit den Häusern der Huerta. Das Innere des
Hauses ist einfach, die Zimmer und Säle sind aber gross und im Sommer von labender Kühle.
Die ergiebige Quelle, welche bedeutend zu dem Reichthume dieses gesegneten Thaies beiträgt,
entspringt im Thale des Coli de Soller. In der Nähe von Son Angelats erreicht der von Deyä
herabkommende Stufenweg die Thalsohle.
Einen ungefähren Ueberblick über den Reichthum des Thaies von Soller kann man sich