treten, sei Einiges über dessen Geschichte mitgetheilt. Die Entstehung des Castell del Rey oder
Castell de Pollenza verliert sich im Nebel der Jahrhunderte. Man weiss nicht, ob es schon zur
Zeit der Römer bestanden hat; das aber scheint sicher festzustehen, dass es eine wichtige Feste
schon zur Zeit der Araber war. Die Mauren des Gebirges nahmen nach dem Verluste der Hauptstadt
unter der Führung von Xuayp in grösser Menge dorthin ihre Zuflucht. Dn Jaime I., die
Wichtigkeit dieses Schlosses erkennend, behielt sich dessen Besitz in dem Vertrage vor, in
welchem er im Jahre 1231 die Insel gegen die Grafschaft Urgel eintauschte, und der Schutz des
Schlosses wurde schon vom Beginn der christlichen Herrschaft ab hervorragenden Männern anvertraut.
Als die Hauptstadt Mallorca’s sich am 1. Juni 1343 dem Könige von Arragon, Dn Pedro IV.,
ergeben, und selbst nachdem alle Ortschaften und andere Schlösser der Insel sich demselben unter-
Castell del Rey.
worfen hatten, wehte noch die Fahne Jaime’s III. auf der Torre del Homenaje, dem Schlosse von
Pollenza. Am 23. Juni desselben Jahres sandte Amaldo de Cril, Gouverneur von Mallorca, für den
König Dn Pedro das Heer, welches das unbesiegbare Schloss belagern sollte, von Palma ab,
während man zur See die erforderlichen Maschinen dorthin schaffte. Die Krieger des D“ Jaime ergaben
sich aber erst am 29. August, als jede Hoffnung auf das Gelingen ihrer Sache aufgegeben
werden musste, um später Zeugen oder Opfer der blutigen Verfolgungen zu werden, welche alle
Anhänger des entthronten Königs erlitten. Der letzte Castellan, ein mallorquinischer Edelmann,
Namens Arnaldo Alberti, wurde im Jahre 1445 ernannt.
Vor der Schlossbrücke ist eine mit einer kleinen Thür versehene Mauer, welche vom
Wallgraben zu dem im Felsen eingehauenen, schief aufsteigenden Eingang mit Schiessscharten
hinaufführt. Auf der nordöstlichen Ecke befindet sich die Kapelle von S” Gabriel, ein einfaches
Gewölbe. Grossartig ist hier die Aussicht auf das Meer, auch gegen Formentor und das untere
Thal zu. Der höchste Punkt bildet eine kleine Höhle. Landeinwärts sieht man den Puig Tomi
und die nahen Berge S“ Salvador, die Colls d’ Artä, die Einbuchtung der Albufera und die vorderen
Hügel. Zwei Cisternen sind der äusseren Wand angelehnt, von denen eine noch erhalten ist.
Das Hauptgebäude ist das auf der Westseite, auf einem künstlich geschnittenen Felsen gelegene
und von zwei Spitzbogen getragene Cuartel mit aus Steinquadern und Mards bestehenden Ecken.
Von Fenstern ist nirgends mehr eine Spur zu sehen. Oben ringsum sieht man noch ein stark
abgebrochenes Gesims. Von dem Cuartel geht der Eingang zu der von zwei Spitzbogen-getragenen
Cisterne, wo viele Knochen zu finden sind, daneben liegen die Trümmer zweier Häuser und südlich
vom Schlosse unweit seines Eingangs ein Backofen. An dem südlichen Eingänge ist eine Art
Donjon. Sehr malerisch bietet sich das Schloss von der Westseite, von der Höhe des nahen
Kammes aus dar: als stolze Akropolis, die jähen Felsen krönend, im Hintergründe das blaue Meer
und das classisch geformte Cap Formentor.
Von Ternellas aus kann man auf einem anderen Wege die Vall d’en March erreichen.
Am Waldessaume führt der Weg unterhalb des Pinarhügels vorbei. In der Thalsohle stossen wir
auf die Quelle von Llinäs. Der schattige Weg führt ins Thal hinunter, wo das Bächlein in den
Torrenten der Thalsohle mündet. Hinter dem Thale von Ternellas hört die Sierra mit ihren Haupthöhenzügen
auf und lässt einem gegen Osten gekehrten, bis zum Meere sich erstreckenden Thale,
dem Vall de S“ Vicente, Raum, um dann nach Cap Formentor den letzten Ausläufer auszusenden. Der
Fahrweg geht von Pollenza nach S“ Vicente an Can d’en Camp vorüber. Rechts sieht man den
Felsenhügel Es Beguins und lässt den Weg, der zum Possessionshause von Llenayre führt, links
liegen. Hierauf erblickt man die Berge von Santuiri ,und Punta. Wir verlassen den Cami des
port und wenden uns dem Possessionshause von La Font gegen das Meer zu. Zwischen Bäumen
stehen einzelne Bauerngehöfte. Das Thal mit dem Bach in der Mitte verengt sich immer mehr.
Am Fusse eines Hügels, hinter welchem die Spitzen von Formentor emporragen, liegt S “ Vicente,
links hinter einem Eichenwäldchen Can Martorell, w o eine ergiebige Quelle entspringt. Daneben
befindet sich die Font de Can Martorell. Dieselbe fängt plötzlich bei einem Windstoss zu sprudeln an,
weshalb sie una Fuente loca genannt wird. Das Haus von S» Vicente mit einem Bogen in der Mitte
und einem viereckigen bedachten Thurm ist sehr alt. Ein Weg führt hinunter zum Meer mit Aussicht
auf den Vorsprung von Formentor.
Unweit vom Ufer sind die Pedreras oder Steinbrüche de S" Vicente mit Winden zum Heben
der Steine und kleinen Hütten für die Arbeiter. Etwas weiter liegt das Häuschen des Eigenthümers
dieser Besitzung, und am Ufer neben einer kleinen Calo stehen drei Fischerhäuschen. Der Thurm
Puig Tomi, auf dem Vorsprung der doppelten Einbuchtung am Meer, ist hinten rund und vorn
dreieckig, mit einer Wurfluke über der Thür und einem Fenster gegen das Meer zu versehen;
er hat eine Barbette-Brustwehr von zwei Fuss Stärke. Besonders grossartig ist von hier der Ausblick
bei stark brandendem Meer. Im Thale bei S» Vicente liegen drei gewölbte Höhlen neben
einander, von denen die mittlere, noch gut erhaltene auf beiden Seiten eine Grabnische, eine Halle
und Vorhalle hat. In diese kann man nur gebückt hineingehen.
Nach Ueberschreitung des Torrenten gelangt man auf gutem Wege durch Baumpflanzungen
aller Gattungen zum Port. Der angenehme Weg läuft an dem felsigen Berge entlang, der den
Hafen vom Thale von S° Vicente trennt, und führt, beim Hause von La Punta vorübergehend,
am Fusse der mit Fächerpalmen überwucherten Lehnen zur Ebene, wo sich rechts ein Hügel, der
Puig de Llenayre, dem Auge darbietet. Der Colomerhügel mit jähen Felsenabstürzen, trägt ein Taubenhäuschen.
Auf einem Hügel mit Cactusfeigen liegt das Haus von Llenayre mit Rundbogenthor und
einer Cisterne, und am Colomer befindet sich ein Tumulus beim Häuschen, Pedra de Llenayre
genannt. Herrlich ist der Blick auf die Ebene, auf das bepflanzte Thal von Pollenza und Colonia,
wo zwischen den bebauten Feldern kleine Possessionshäuser sichtbar sind; dann kommt ein runder
Thurm einer einstigen Windmühle mit Ausblick auf Aubercuix. Das Haus von Boca hat einen
starken Thurm und Rundbogen und an der Vorderseite ein Kielbogenfenster mit Wappenschild.
Dahinter erheben sich stolze Felsen. Einige Gruppen von Bauernhäusern bilden in der Nähe eines