Myrtus communis (Murta), seltener Phyllirea angustifolia (Aladern),. Voll goldener Blüthen im
Frühjahr wuchert überall an unbebauten Stellen und im Buschwald (Garrigas) die Calycotome spinosus
(Argelaga). Die Fächerpalme (Garbayö), welche an der Ost- und Westküste Mallorca’s so häufig
ist, fehlt auf Menorca fast gänzlich; man sieht sie nur vereinzelt auf der Höhe bei Bini Ach nou
und in der Nähe von Curniola, unweit Ciudadela. Auf den trockenen Wänden, welche die Strassen
und Gründe einfassen, wuchert häufig die Clematis cirrhosa (Vidauba), und dort, wo die Gewässer
stagniren, sowie an den Torrenten entlang erhebt die Tamariske (Tamarix africana), Tamarell genannt,
manchmal in herrlichen, riesigen Exemplaren, vorzüglich in den flachen Thalsohlen der Nordküste
vertreten, ihre lockere Krone. Die maritime Zone wird durch Euphorbia dendroides (Mulas),
Sonchus cervicornis (Socorell), Astragalus Poterium (Socorrella) und Thymelaea velutina charakterisirt,
welche auf den der See zugewendeten Hügeln und Abhängen wuchern; die Felsen der Seeküste
sind mit Seefenchel, Critmum maritimum (Fonoy Mari), bewachsen, und die Sandufer der Nordküste,
sowie manche Waldufer der Südküste zeigen Juniperus Phaenicea (Sivina). Als eine Eigentümlichkeit
möge erwähnt werden, dass der Kapernstrauch, der auf Mallorca voll Dornen ist und
der in so grösser Menge die alten Stadtmauern von Alcudia überwuchert, auf Menorca überall
dornenlos ist-.
Die Fauna.
In ähnlicher Weise, wie die Flora, so ist auch die Fauna Menorca’s, welche eine Gesammt-
zahl von 1742 Arten ergiebt, derjenigen Mallacas fast gleich. Um nun einen Ueberblick zu ermöglichen,
geben wir eine Uebersicht über die Verteilung der verschiedenen Arten, wie folgt: Zoophyten 35,
Mollusken 402, Gliedertiere 920 und Wirbeltie re 387, zusammen 1744. Von den 402 Mollusken-
Arten sind sechs Menorca eigen. Sehr zahlreich sind die Helix-Arten; auffallend ist die bedeutende
Grösse, welche der Bulinus decollatus anzunehmen pflegt. Unter den Seemuscheln sind namentlich
die Venus-Arten zahlreich, unter welchen die Venus verrucosa zu den geschätztesten Marisc-
Arten des Hafens von Mahon gehört; auch sind die Pecten- und Murex-Arten, unter den ersteren
namentlich P. varius mit seinen unzähligen Varietäten, unter den letzteren brandaris und trunculus,
sehr zahlreich. Ueberhaupt sind die Küsten Menorca’s sehr molluskenreich. Von den Coleop-
teren sind nicht weniger als 13 Arten der Insel eigen, und ausserdem finden sich hier vier Arten,
welche der afrikanischen Fauna angehören. Einige Arten sind auf Menorca in auffallender. Menge
vertreten, so namentlich die Timarcha Balearjca, welche sich namentlich längs der Strassen an
schattigen Plätzen vorfindet, der Oniticellus flavipes und pallipes, der auf allen Strassen zu finden
ist, und der Copris Hispanus.
Von Fischen verzeichnet man .194 Arten, die wohl Menorca mit Mallorca gemein hat; ihre
Zahl dürfte indessen grösser sein; wir werden auf dieselben, was die häufigeren und gesuchtesten Arten
betrifft, gelegentlich der Schilderung des Fischfanges noch zurückkommen. Von Amphibien und
Reptilien giebt es 13 Arten. Merkwürdig ist hinsichtlich der letzteren das Vorkommen der gemeinen
Eidechse (Lacerta agilis) mit schwarzer Färbung auf der kleinen, flachen Isla del Aire,
während sie auf dem nur um Schussweite entfernten Menorca die gewöhnliche Farbe besitzt. Der
behende Gecko mauritanicus ist auf den vielen trockenen Mauern stets zu sehen; die Testudo
graeca ist manchmal, die Süsswasserschildkröte (Emys tigris) aber an allen sumpfigen Stellen, besonders
in der Gegend von Mercadal und in den Gewässern vieler Barrancs, massenhaft zu finden.
Von den Schlangen ist Coluber Aesculapii am häufigsten, den man bisweilen auf den Fahrstrassen,
namentlich auf der Seite von Ciudadela, vorüberziehen sehen kann; in sumpfigen Gegenden, vorzüglich
bei der Bufera, findet sich der Coluber natrix in ausserordentlicher Menge.
Die Zahl der auf der Insel vorkommenden Vogelarten ysird auf 153 angegeben; es sind
aber wohl auch bei ihnen mehr Arten vorhanden. In den Sümpfen der Nordküste und in der
Bufera hausen namentlich zur Winterszeit zu Tausenden Wasservögel, darunter der herrliche Flamingo,
der indessen wohl nur ein seltener Gast dort is t; häufiger dagegen sind die Reiher, von
denen alle unsere europäischen Arten daselbst Vorkommen. Die Wildente (Anas boschas) und
das Wasserhuhn nisten häufig dort, sowie bei Saleyrö, Lluriach und Son Bou; dasselbe thut auch
eine kleinere Entenart, hier Anadö genannt, die Querquedula aestiva. Der weisse Ptarmigan
wurde einige Male, offenbar von Nordweststürmen aus den Pyrenäen hierher verschlagen, bei
Ciudadela gefangen; auch der Pyrrhocorax alpinus hat sich manchmal auf ähnliche Weise nach
Menorca verirrt. Das Steinhuhn ist stark vertreten und wohl viel häufiger, als auf Mallorca. Auffallend
ist auch die viel grössere Menge kleinerer Vögel, was wohl hinsichtlich der Kernbeisser
in der ausgedehnteren Getreidecultur und den zahlreichen, für sie geniessbaren Samen tragenden
Weidepflanzen seine Erklärung findet. Unter diesen mag der Passer Petronia, der gleichfalls dort
vorkommt, hervorgehoben werden. Was die Sänger betrifft, so dürften diese wohl die windgeschützten,
busch- und insektenreichen Thäler der Barrancs anlocken; namentlich sind die
Nachtigallen im Frühjahre in Unzahl vorhanden, und es ist eine wahre Freude, am frühen Morgen
oder gegen Sonnenuntergang in jenen
grünen Hainen zu lustwandeln und ihrem
Gesänge zu lauschen. Die Drosseln sind
aber weniger zahlreich, als auf Mallorca,
wohl weil ihnen hier die Olive, einer
ihrer Hauptleckerbissen, abgeht. Manchmal
sieht man in ballenartigen Schaaren
die Staare dahinziehen, und auf den
etwas sumpfigen Ebenen des Nordens
finden sich bisweilen im Frühjahre zahlreiche
Merops apiaster. An den Seeküsten
sind die Wildtauben (Columba
livia) sehr häufig, wo sie während des
Sommers: die dort befindlichen kühlen
und schattigen Höhlen: bewohnen; auch
findet man sie an manchen Barranc-
Wänden, wo sie eigenthümlicher Weise
mit den Thurmfalken, Xoriguers genannt
(Tinninculus turrinus), in freundlicher
Eintracht leben. So manche Fischadler
nisten an den wilden Felsen des Ufers,
und sie werden hier so kühn, dass ich
sie mehrfach in dem inneren Hafenbecken
von Mahon beutesuchend gesehen habe.
Zwei Raubvögel sind aber in hohem
Masse charakteristisch für Menorca,
Kamin bei Mahon.
der Königsmilan (Milvus regalis), Milana,
und der Aasgeier (Neophron perenopterus), Miloca genannt. Ersteren kann man als wahren
Luftsegler stundenlang in der Nähe von Häusern in unermüdlichem Fluge seine Kreise ziehen
sehen. Die Kreise des letzteren sind länger und der Flug ist höher; sie sind recht zahme Thiere, und
häufig konnte man sie in der .Gegend von Ciudadela auf den Barracas für Schafe gravitätisch sitzen
sehen, namentlich vor Jahren, während jetzt ihre Zahl etwas abgenommen hat. Sie nisten
in den Felsenwänden der abgelegenen Hügel und stellen sich in grossen Mengen ein, wenn ihnen
ein verendetes Thier die stets erwünschte Gelegenheit zu einem Schmause bietet. Der grosse
Vultur cinereus, der auf Mallorca so häufig ist, fehlt hier gänzlich, wohl nur aus dem Grunde, weil kein
Hochgebirge vorhanden ist; ebenso fehlt die Loxia balearica, so viel ich zu erfahren im Stande war.
Von Säugethieren zählt man 26 Arten, die Hausthiere mitgerechnet; wohl zu den zahlreichsten
gehört das Kaninchen, das besonders in den abgelegenen Vorgebirgen der Nordküste
häufig ist. Der Myoxus nitela kommt, wiewohl selten, dort vor; der Igel ist häufig. Die Robbe
(Phoca monachus und vitulina) ist an der Seeküste nur ein seltener Gast; dagegen sind die Delphine
(Delphinus delphis und phocaena) namentlich an der Ostküste in grösser Menge vorhanden.
Balearen II. 36