und der Kamin erhebt sich in der Mitte fast pfeilerartig. Der Mauer angeschmiegte rohrartige
Bufadors oder Menja fum oberhalb der viereckigen Foganas, um den Zug zu vermehren, sind in
der Gegend von Mercadal üblich, beispielsweise in Binisarraya und Biniatzend.
Manchmal werden die riesigen Kamine der Landhäuser auch als Backofen verwendet. Sie
haben im Innern hölzerne Stäbe (Travessés), damit man sie leichter ersteigen und vom Russ reinigen
kann. Der Backofen ist aber in der Regel von aussen angebracht und fast immer vom Hause
getrennt; er ist gewöhnlich von aussen tonnengewölbt, und einige kleine Stufen, die in die Mauer
eingeschnitten sind, führen meist aiif die Terrasse desselben. Als Backofenrauchfang wird häufig
ein Kochtopf (Olla) eingemauert, auf den man nach Bedarf den Deckel setzt. Die Picas de Rentar
oder Waschtröge, welche bei der grossen Reinlichkeit der Menorquiner eine besondere Wichtigkeit
haben, sind häufig nicht im Hause selbst,
sondern in nebensächlichen Hütten untergebracht,
und zwar mehrere neben einander
gestellt. Senedors für Mehl fehlen
in fast keinem Hause; und bei fast allen
Landhäusern in der Gegend von Ciuda-
dela ist eine Blutmühle vorhanden.
Neben vielen Häusern auf dem Lande
findet sich eine Art Platz, der ummauert
und bei wohlhabenderen Besitzern häufig
in ein Gärtchen umgewandelt ist, sonst
aber als Platz (Carrera), wo man das Vieh
mustert und sammelt, mit grossem Einfahrtsthor
und mit allen - Ungleichheiten
des natürlichen Felsenbodens belassen
wird. In der Gegend von Ciudadela.sind
gewöhnlich diese Vorhöfe ziemlich gross
und bilden lediglich eine einfache, viereckige,
längliche Tanca.
Die sog. Vinas-Häuser sind sehr
kleine, leicht aufgeführte Bauten und
bestehen meist aus zwei übereinanderliegenden
Zimmern. Sie dienen nur zu dem
Zwecke, dass man sich tagsüber zur Unterhaltung
dort aufhält; manchmal sieht man
oberhalb einen hölzernen Fisch als Ersatz
. fur eine Windfahne oder eine Flaggen-
Weinpresse. Stange. Höhlenwohnungen sind noch
mehrere auf Menorca vorhanden, so diejenigen
der Cova bei Algendar und von Sa Cova bei der Marjal nova, sowie andere bei
S “ Cnstobal und eine bei der Font Santa, die es, wie sich noch Viele erinnern können in früheren
Zeiten gewesen sind.
So einfach die Häuser Menorca’s auf der Aussenseite sind, so wohnlich, ja elegant eingerichtet
sind mehrere imlnnern, namentlich in den beiden Städten; wohl alle sind in modernem Geschmacke
mit hübschen Möbeln ausgestattet, die man theilweise auf der Insel selbst, und zwar recht gut
verfertigt, zumeist aber von Barcelona, aus Oesterreich und Deutschland bezieht. Teppiche und
Matten werden weniger als in anderen Gegenden benutzt, wohl in Folge der Sitte, die meisten
oberen Zimmer nur als Schlafzimmer zu verwenden und sich tagsüber in den ebenerdigen Wohnungen
aufzuhalten, die vielfach ein Holzparquet haben. Die Bettstellen der reicheren Leute sind
meist aus Metall, gewöhnlich Hohleisen, gefertigt; vor einigen Jahren noch bestanden sie aus Eisen
waren weiss angestrichen und vergoldet, und vor nicht allzu langer Zeit wurden die Luxusbetten fast allé
aus Mahagoni angefertigt. Ueberhaupt wechselt hier wie in anderen Ländern die Mode. Die Bettstellen
der ärmeren Klassen sind aus weissem Holze gemacht. Das Mobiliar ist in den menor-
quinischen Landhäusern recht einfach und nüchtern. Die Stühle mit gewölbt geschnitzten Lehnen
aus dunklem Holz haben einen breiten Sitz mit Polster, die in reicheren Häusern häufig mit rother
Seide überzogen sind. Spiegel aus dem vorigen Jahrhundert nach englischer Art und grosse Pendeluhren
finden sich in fast allen grösseren Häusern der Stadt und auch der Landsitze; von den
Spiegelrahmen sehen manche mit ihrem Schnitzwerk recht elegant aus. Llits entorsillats, wie auf
Mallorca, kommen manchmal in einigen älteren Häusern in der Gegend von Ciudadela auf dem
Lande vor. Vielfach sieht man französische Kupferstiche aus der Revolutionszeit, der Epoche
Ludwig’s XVI.,
oder andere Estampen;
auf dem
Lande bei Ciudadela
sind die
Bilderrahmen
aus Weizenstroh,
das mit Fäden
zusammengenäht
ist, beliebt und
überall anzu-
treffen.
Aus Spartgras
geflochtene niedrige
Stühle
findet man auf
dem Lande und
in Ciudadela und
im Viereck geflochtene
Stühle
in der Gegend
von Ferrerias.
Es werden Stühle
mit Bova in Mercadal
und
Sn Cristóbal verfertigt;
aus Leñan
del Nort macht
man in Mahon
derartig geflochtene
Stühle mit Tayador de Tabac.
zwei Querstäben
(Barrerons) auf drei Seiten und einem Querstab rückwärts; im nördlichen Centrum der Insel sind
aus einem Stück Taulö (Balken) gemachte Banquets mit runden, auseinanderstehenden Füssen
sehr gebräuchlich, ebenso Bänke mit vier wilden Oelbaumstäben, die die Füsse darstellen.
In den meisten Häusern auf dem Lande sind noch die alterthümlichen Spinnrocken (Filoua)
in Ehren; manche recht hübsche werden namentlich in S» Luis aus Pfahlrohr mit gewöhnlich roth-
und grünseidenen Quästchen gearbeitet. Die einfachen Spindeln (Fusos) sind meist aus wildem
Oelbaumholze gemacht. Man befestigt manchmal in der Gegend von S" Cristobal, was ich auch
in Ruma nou sah, den Spinnrocken in einem Fussgestell, Filador oder Peu de Filoua genannt, auf
dessen Basis man die Füsse zu stellen pflegt. Dasselbe besteht aus einem Stück Holz mit zwei
Messingringen, in welche man den Spinnrocken steckt, um ihn nicht auf der Seite unter dem Arme