116 ttl. Mallorca.
Plattform dieser Mühle hat man eine ähnliche umfassende Fernsicht, wie vom Cosi, wiewohl
erstere viel niedriger gelegen ist. Von der Höhe des Serral überblickt man weithin das Thal des
Ratxö, dann jenes von Galatzö, die beiden Berge von Galatzö und Escapdellä und das ferne Meer
mit dem vortretenden Cap Malgrat. Verfolgt man den Serral weiter, so kommt man zum Comellar
de Cal Bon Jesus, wo am Ende eines felsigen Vorsprunges die schon erwähnte Cova des Cavallös
liegt. Der Serral endigt mit einem von Kiefern bestandenen Vorsprung, Es Serral des Pins benannt.
Etwas weiter trifft man Son Perdiu mit einer kleinen Quelle. Dann folgt der Comellar de Sa Rota
d’en Pera und ein gleichnamiger Serral, hinter welchem unterhalb der Kirche das Thal wieder
seinen Anfang nimmt. Zahlreiche Hecken von Cactusfeigen sind hier zu finden. Man sieht hier
den Rafal, welcher prächtige Fernsicht auf Son Cortey mit der darunterliegenden Costa und auf
den Cosi gewährt. Junge Orangenbäume wachsen bei dem alten Hause von Son Cortey. Letzteres
hat ein Rundbogenthor und einen kleinen Hof, und in der Küche befinden sich eigentümliche,
kreisförmige Sitze mit einem Rauchfang in der Mitte. Zur Rechten des Hauses liegt ein Kapellchen,
in welchem einst der Gottesdienst abgehalten wurde. Oberhalb des Hauses steht eine Tenne, und
links liegt auf felsiger Höhe der Avench de Son Cortey, in welchen todte Thiere aller Art ge-
geworfen werden.
Von Galilea kann man, über Galatzö und die Coma de Son Vidal gehend, das zwischen
dem Puig de Galatzö und der Mola de s’ Escrop gelegene Estallenchs erreichen. Am v o r t e ilhaftesten
ist hierbei, in das Thal von Escapdellä hinabzusteigen und von Son Claret aus das sich
etwas erweiternde, von einem Flüsschen durchzogene und von hohen Hügeln begrenzte Thal zu
verfolgen. Man gelangt dann in ein grösseres Gebirgsbecken und geht an einem Flüsschen entlang.
Dann erscheint das ziemlich grosse Possessionshaus von Galatzö, umgeben von Orangen- und
Mandarinenpflanzungen. Neben einem Obstgarten steht vor einer Felsenwand, von der Wasser
herabfliesst, eine Wassermühle. Der Weg zieht sich durch die Gebirgsschlucht und bildet eine
Art Kesselerweiterung, Ses Sinis genannt, die von hohen und kahlen und stellenweise schroff abfallenden
Felsenwänden umgeben ist. Am Fusse derselben liegt die kleine Höhle Cova d’ Enterso.
Die Schlucht nimmt hier einen grossartigen Charakter an. Der sich durch dieselbe schlängelnde Pfad
führt auf felsigem Kalksteinboden steil nach unten, und der ernste Puig de Galatzö schaut auf ihn hinab.
In mehrfachen Windungen gelangt man auf eine kleine Anhöhe mit hübscher Aussicht auf die
Einsenkung Coma d’en Vidal. Zwischen den beiden Gebirgsspitzen, in deren Mitte Felder liegen,
schlängelt sich der Pfad weiter nach unten.
Einzelnstehende Felsblöcke und die auf beiden Seiten befindlichen Kalksteingebirge verleihen
der Landschaft einen alpinen Charakter. An den Seiten der Schlucht wachsen Strandkiefern,
und in der Mitte liegt ein von reissenden Gewässern gebildetes Bachbett. Durch eine vortretende
Felsspitze ist zum Theil die Schlucht versperrt, und derselben gegenüber liegt eine aus kleinen
Steinen erbaute dürftige Hütte, welche den Schafhirten als Herberge dient. Der Weg trifft hier
mit dem von Puigpunent über die Ermita nach Estallenchs führenden zusammen.
Die Carretera von Inca nach Alcudia.
Ueber Marratxi, Ste Maria, Conseil, Binisalem, Inca und Campanet.
Die Carretera von Inca, welche, von Palma ausgehend, über Inca nach Alcudia führt und fast
in gerader Richtung, so ziemlich mit der Gebirgskette parallel, beide Bahias verbindet, ist die
Hauptader des Verkehrs auf Mallorca. Fast alle anderen Fahrwege im Centrum der Insel münden
in dieselbe. Die vorzüglich gebaute Strasse ist 53 km lang und wird in sehr gutem Zustande
erhalten. Sie nimmt in der Nähe der Puerta Pintada ihren Anfang, führt zu den uns aus der
Umgebung Palma’s schon bekannten Hostals hinaus und durchzieht vier Ortschaften. Hier erblickt
man gleich zur Linken die Sierra, die uns mit ihren edlen Contouren den ganzen Weg begleitet.
Zur Rechten erheben sich die einförmigen Rücken, die sich mit dem Cap Blanc bis zum Meere hin
erstrecken. Der Weg zieht sich durch Mandelpflanzungen, und auf einer Brücke überschreitet man
ein kleines ausgetrocknetes Flüsschen. Dahinter liegt Pont de Inca, eine kleine Häusergruppe,
wohin Sonntagsausflügler gern ihre Touren unternehmen, weil es dort für wenig Geld ein gutes
Glas Wein zu trinken giebt. Der Wein in der Stadt ist deshalb theurer, we il er dort versteuert
werden muss. Die Schuhmacher fahren zu gleichem Zwecke Montags dorthin. Dieses regeren
Verkehrs wegen befinden sich in der Ortschaft eine Reihe von Stallungen und Taviernas. Hier
ist auch eine grosse Dampfmühle, La Harinera, durch welche der kleine Ort' einen bedeutenden
Aufschwung erhalten hat. In 300 m Entfernung von Pont de Inca liegt auf der Fläche Pia de na
Tesa das öffentliche Oratorium von S° Llatset unter dem Schutze der Virgen del Carmen. Dasselbe::
ist von der Pfarrei von Marratxi abhängig. Es wurde 1S43 erbaut und hat nur eine Hochaltarkapelle,
in welcher das alte S» Cristo dels Esparters, so genannt, weil es dem Collegium der Spart-
flechter gehörte, verehrt wird. Von Pont d’en Inca 2 km entfernt liegt auf dem Plä de na Tesa
Caserio mit 571 Einwohnern und 149 Häusern. In dieser Ortschaft befindet sich ein Kirchlein,
nämlich das öffentliche Oratorium von S” Llatse Nou, welches dem Schutze des heiligen Lazarus
anvertraut ist. Dasselbe ist moderneren Ursprungs und wurde aus gespendeten Liebesgaben und
gewissen Zehnten aus den Arbeitslöhnen der Ortseingesessenen errichtet. Es hat den Rang einer
Vicaria von San Marcial, und besitzt auf jeder Seite drei, unter der Empore zwei niedrige Kapellen.
In einer der letzteren befindet sich das Taufbecken.
Doch kehren wir nach Pont d’ Inca zurück. Die Aussicht, die sich in der Nähe dieser Häusergruppe,
auf die ganze Reihe der nördlich gelegenen Sierra dem Auge darbietet, ist wirklich prachtvoll.
In gewaltigen Massen thürmen sich die Gebirge auf einander, indem die niedrigeren gegenüber
den höheren die Stelle riesiger, von der Natur geschaffener Strebepfeiler vertreten. Bald erheben
sich ganze Reihen in hohen, kahlen, grauen, scharf gezähnten Kämmen, bald senken sie sich
wieder plötzlich in eine kleine Schlucht, die in das hell erleuchtete Bild durchsichtige Schatten
wirft. Andere Höhen dagegen sind mehr kuppenförmig gestaltet, und eine Reihe solcher Kuppen
lagert sich um die beiden Puig Mayors, gleichsam einen Hof um die Bergriesenreihe bildend.
Am Fusse eines niedrigen, baumreichen und mit einer Windmühle geschmückten Hügels liegt die