durch die letzteren gestaut wird. Im Hafen von Ciudadela sind die Schwankungen der Meeres-
Oberfläche noch bedeutender, was wohl in der geringen Breite und Tiefe des Canals seinen Grund
hat. Manchmal steigt sie um 1,20 m über die mittlere Höhe und bisweilen noch darüber. Im
Allgemeinen finden die grossen Fluthen während der Aequinoctien und Syzygien bei sehr leichten
Südostwinden unter sehr tiefem Barometerstande und drückender Hitze statt. Dabei ist die Luft
sehr unrein, und man hat beobachtet, dass sich dann eine leichte Wolke bildet, die im Zenith
unbeweglich stehen bleibt. Ihr schreiben die Seeleute die Unbehaglichkeit, welche man empfindet,
zu, während dieselbe in Wirklichkeit wohl nur in dem Mangel an Luftbewegung beruht. Die
Strömungen sind an den Küsten Menorca’s sehr veränderlich, je nach den herrschenden Winden
und anderen Verhältnissen. In der Mehrzahl der Tage besteht jedoch eine Strömung von Norden
Ansicht gegen Westen vom Escuy de ses Bledes aus.
nacli Süden mit einer Schnelligkeit von 2—3 km in der Stunde und eine in entgegengesetzter
Richtung bei frischen Süd- bis Südwestwinden. Man hat beobachtet, dass die heftigen Winde des
Golfes von Lyon in bemerkbarer Weise die Schnelligkeit der ersteren Strömung vermehren. In
der Bucht von Ciudadela besteht gewöhnlich eine Küstenströmung, welche eine der allgemeinen
Strömung entgegengesetzte Richtung hat
Menorca ist im Allgemeinen flach und bei oberflächlicher Betrachtung eher einförmig zu
nennen, indem die bedeutendste Erhebung der Insel, jene des T o ro , nur eine Höhe von 357*96 m
erreicht. Er nimmt mit den anderen Haupterhebungen, unter welchen die 274,58 m hohe Inclusa
die bedeutendste ist, so ziemlich die Mitte der Insel ein, und der flache Boden steigt auf beiden
Seiten derart an, dass von beiden Enden, von der Ferne aus betrachtet, die Berge des Centrums
nur als kleine Hügel über die Ebene emporragen, während sie doch von ihren Kesselthälern aus
sich ganz stattlich ausnehmen. Der Hauptfahrweg von Mahon nach Ciudadela schneidet die Insel
so ziemlich in zwei Hälften, und entspricht, wie wir später sehen werden, dem mit geringen Ausnahmen
die Scheidung der geologischen Structur derselben, so dass wir sehr gut diese künstliche
Linie als Trennungslinie der nördlichen und südlichen Hälfte ansehen können. Die nördliche bildet
eine ganze Reihe von ameisenhaufenartigen, durch kurze, enge Thäler getrennten kleinen Hügeln,
welche, von der nördlichen Seite des Hafens von Mahon anfangend, sich bei einer mittleren Höhe
von 50—100 m bis nahe an Ciudadela hinziehen, die Richtung von Südosten nach Nordosten einnehmen
und die Wasserscheide zwischen dem Norden und dem Süden bilden. Der südliche Theil
der Insel besteht aus einem gegen Süden geneigten Plateau, dessen höchste Stellen 170 m hoch
sind und welches auf beiden Seiten ansteigt. Im Osten erreicht es in den felsigen Höhen der
Cala Macarella.
Cutainas, im Westen in jenen der Murvedras, welche einander nach beiden Richtungen gewisser-
mafsen als Gegenstück dienen, seine grösste Höhe und nimmt in so ziemlich gleichmäfsiger Höhe
das südliche Centrum der Insel ein, durch tiefe Furchen zerrissen, welche den Abfluss der Gewässer
nach Süden gestatten. Etwas Oederes und Einförmigeres als dieses steinige Plateau-Land
lässt sich kaum denken, und es scheint fast, als ob sich die Natur vorbereiten wo llte , um die
Contraste gegen die Ueppigkeit der Torrenten-Furchen noch greller zu machen. Weit schöner ist
der bewegtere Norden; denn, wiewohl auch hier sich viele Stellen ähneln, fehlt es doch nicht an
herrlichen Punkten. Unter den schönsten stellen wir obenan die Aussicht von der Calafata von
Bini Mellä, eine der schönsten der Balearen, dann jene vom Puig des Caragol de Lonzell, welche
wohl die zweitschönste ist, die von Sta Eulalieta und die ganz herrliche von Puig Vermey bei
der Font Santa. Alle diese Punkte aber sind wenig besucht und bekannt, so dass viele Leute,
welche blos Mahon und Ciudadela ansehen, häufig mit einer ungünstigen Meinung von den land-
Balearen 11. 84