neben Eichen und Strandkiefern Palmen emporspriessen, heisst der Jardi des Cristid. Von hier
führt der geradeste Weg zu den Weinbergen der Estaca an einem Thürmchen Es Mirador des
Creue vorbei, so benannt, weil sich dort vier Wege kreuzen. Hier kann man am besten den
Felsenkegel der Kapelle überschauen. In der Mitte des Thaies zieht sich ein Weg zum Meere an
einem anderen bethürmten Mirador vorüber, dem des Pi sec, in Windungen hinab. Derselbe verbindet
sich bei der Playa del Guix mit dem an den Seiten mit Strandkiefern, Eichen, Palmen und
Bellombras bestandenen Fahrwege, der, einerseits allmählich ansteigend, zur Estaca, andererseits
am Meere entlang, zur Halbinsel der Foradada führt.
Geht man dagegen von der Kapelle des Beato Ramon westwärts, so gelangt man unterhalb
schroffer Felsenwände, in deren Einschnitten mächtige Kiefern wachsen, zu einer Höhle mit einem
Unterhalb Miramar.
breiten Exeder, zu welchem zwischen riesigen Myrten die kleine Font de s’ I-Iermitanet von der
Felsenwand herabrieselt, nachdem sie vorher eine mit Palmen umstandene Terrasse bewässert hat.
Eine Slufentreppe führt zwischen Agaven zu derselben hinauf. Geht man aber weiter nach Westen,
so kommt man unterhalb der Atalaya de Valldemosa an einer anderen Höhle vorbei zum Mirador
de ses Pitas, der auch von der benachbarten Carretera sehr leicht zu erreichen ist. Auf einer
senkrechten Felsenwand stehend, geniesst man hier einen überraschenden Fernblick. In der Mitte blickt
das Haus der Estaca hervor, und namentlich im Frühjahr, wenn die Weinberge in frischem Grün
erglänzen, gleicht es einer Perle in einer smaragdenen Schale. Vom Mirador de ses Pitas gelangt
man zu der Atalaya, auch Atalaya de la Trinidad genannt. Der Bau derselben wurde im Jahre 1600
beschlossen. Im Jahre 1606- verpflichtete der Gobernador der Insel die Univcrsidad zur Tragung
der Baukosten, welche sich auf 195 Libras 8 Sueldos beliefen. Es ist ein runder Wachtthurm mit
einigen Häuschen, umstanden von Celtisbäumen. Unten ist eine Terrasse, die von gelb blühenden
Violen, von Garrovds del Dimoni und Eichen umrahmt ist. Der Thurm, in dem Zustande wie zur
Zeit der Torreros erhalten, weist eine zu ebener Erde'gelegene und eine obere, gewölbte Kammer
auf zu welcher ausserhalb eine hölzerne Treppe führt. Eine andere Holztreppe leitet zu der
oberen Terrasse, von der aus man die Küste überblicken kann, von der Torre del Verger bis zu
jener von Deyä.
Verfolgt man vom Mirador de ses Pitas den Weg westwärts, so gelangt man zur Font des
Poll, einer mitten im Walde liegenden Quelle, dann zur Cova de s’Ermitä, einer der grössten
Höhlen bei Miramar mit ziemlich kleiner Oeffnung, vor der ein wilder Oelbaum steht. Ein künstlich
geschaffener Pfad führt dann in Stufen hinauf zu einem Thürmchen, Es Mirador Nou genannt. Hier
kann die Umgebung nach allen Richtungen überschaut werden, denn nicht nur seewärts, sondern
auch landwärts gegen die Carretera zu sieht man die waldigen Abhänge, sowie die Einsiedelei
und die die nächste Kuppe krönende Atalaya vor sich liegen. Nur die unteren Weingelände sind
unsichtbar, um so besser sind sie aber von dem darunterstehenden Mirador im Schatten einer aus
dem Felsen emporgeschossenen Strandkiefer anzuschauen. Hier hat man den ganzen östlichen
Theil derselben vor Augen. Ein Waldweg verbindet diesen Mirador mit dem Hauptwege der
Weinberge, dem Cami de sa Marina, der bei der schon erwähnten Barrera sich von der Fahrstrasse
abzweigt und in vielen Windungen durch ein steiles Waldthal zur Estaca hinabführt. Dort
unten scheint man in eine andere Welt versetzt zu sein, denn bei dem grossen Unterschied in
der Höhenlage ist es hier viel wärmer, und namentlich die Buschwaldvegetation hier viel üppiger
als oben. Riesige Mastixsträucher und Alaterne wuchern an allen Ecken, und dichte, hochstämmige
Strandkiefernhaine sind namentlich in der Thalmulde zu finden. Eine für sich abgeschlossene Gruppe
bilden die Weinberge, die mit ihren unzähligen, sorgfältig bebauten Terrassen das Auge des Beschauers
erfreuen. - Auf diesen Bergen wächst der trefflichste Malvasia- und Moscatel-Wein. Die
Stöcke des ersteren werden in Weinlauben an Oelbaumpflöcken festgebunden und hoch gezogen,
während letztere nur an Pflöcken, meist von Erdbeerbaum, befestigt werden. , Das Haus steht auf
einer kleinen Erhöhung. Bei demselben endigt die vom Guix kommende Carretera, welche den
östlichen Theil der Weinberge und dann eine mitten im Walde gelegene, in viele Terrassen ein-
getheilte Feigenpflanzung durchzieht. Das Haus ist von mir im Jahre 1878 nach sicilianischer
Bauart aufgeführt worden, hat eine grosse vordere Terrasse mit einem Rebendach, das von weissgetünchten
Rundsäulen getragen wird, und zwei obere Terrassen. Alle Räume sind gewölbt, wozu
Mares-Steine verwendet sind, die von der Südküste mittelst Barken zum Guix und von hier zur
Fahrstrasse hinaufbefördert wurden. Unten befindet sich der Keller, von welchem eine breite Treppe
in die Mitte der Eingangshalle hinaufführt. An den Seiten desselben sind zwei Cisternen, von
denen die an der Terrasse gelegene Trinkwasser hat, die andere aber, welche von den nahen
steilen Wegen (de Canrec) Zufluss hat, solches zu gewerblichen Zwecken liefert. Die Lage ist
wirklich bezaubernd: ringsum lachende Weingärten, hin und wieder durch Johannisbrodbäume
unterbrochen, und oberhalb des Hauses eine Palmenterrasse, im Osten die sphinxartige Foradada
weit in das Meer vorspringend, im Westen die Punta de s’Aliga, im Süden der steile waldige
Abhang und oben wie ein Adlerhorst auf den Felsenwänden der Mirador de ses Pitas, im Norden
das grenzenlose Meer. Von der vorderen Terrasse aus kann man auf den kleinen Calo schauen,
wo gegen 14 Hütten stehen, zu welchen ein steiler Pfad an einem kleinen, von einer gypshaltigen
Quelle bewässerten Garten und an einer tiefer gelegenen, trinkbares Wasser liefernden Quelle
vorbei hinabführt. Aus letzterer Quelle schöpfen besonders die Fischer ihren Wasservorrath.
Stundenlang kann man hier in diesem abgeschlossenen Winkel ruhen, ohne von Jemand gestört
zu werden. Wenn man oben im Saale sitzt und nach drei Richtungen das zu Füssen liegende
Meer überblickt, wähnt man sich auf einem dahinsegelnden Schiffe; umherfliegende Möwen vervollständigen
diese Täuschung. Man lässt dann wohl allerhand Bilder aus fernen Zonen in seiner
Phantasie aufsteigen, und wenn man schliesslich aus seinem Traume erwacht, so preist man sich
glücklich, in diesem gesegneten Erdenwinkel weilen zu dürfen.
Gehen wir von der Quelle von Miramar hinauf gegen den Wald zu, so kommen wir in