des Mittagessens in den meisten Familien, das in Verbindung mit dem trefflichen menorqui-
mschen Gemüse eine billige und sehr ausgiebige Speise liefert. Namentlich werden Kohl, Kichererbsen
und Kartoffeln mit einem Stück Schweinefett (Xüa) mit Vorliebe gekocht.
Als charakteristisch ist der Arros de la terra hervorzuheben, welcher eine unter den Landleuten
sehr beliebte Speise, namentlich in der Gegend von Ciudadela, bildet und im Sommer
bereitet wird; man kocht das Fleisch in einer Caldera, dann setzt man es in eine Tonne, trocknet
es, giesst kaltes Wasser darauf und schlägt dasselbe mit Massas, und, nachdem es gut ausgetrocknet,
wird es gemahlen. Die vielen Oli y Aigu nehmen die Stelle der mallorquinischen Sopas ein und
bilden eines der Hauptnahrungsmittel der ärmeren Klassen auf der Insel. Bei den wohlhabenderen
Klassen ist die Mayonnaise (corrumpirt aus Mahonaise) sehr beliebt, welcher einer alten und auf
Menorca allgemein verbreiteten Ueberlieferung zufolge von dem Koche des Herzogs von Crillon
während der Belagerung des Schlosses von S» Felipe erfunden worden ist, als er sah, wie seinem
Herrn die Grünwaaren von Menorca so trefflich mundeten.
Pi de Son Carabasset.
Als charakteristisch gelten auch die herrlichen Formatjadas von Fleisch, Käse mit Eiern und
Mehl, sternartig durchlöchert und zuckerhutartig aufgethürmt. •
Lebensweise der Menorquiner.
Die Menorquiner sind in der Regel wenig beweglich und bringen die meiste Zeit in ihren
Häusern zu, wo sie auch ihre Bequemlichkeit haben. Um so weniger ist bei der geringen Ausdehnung
der beiden Städte und der zerstreuten Lage ihrer Häuser, namentlich was Mahon betrifft, das
Bedürfniss nach einem Landaufenthalte fühlbar. Die Hauptursache, warum man im Sommer nicht
auf dem Lande bleibt, ist in der ungesunde Lage vieler Landsitze und in dem Mangel an Schatten
zu suchen.
Die unter einander bekannten Familien besuchen sich bisweilen häufig. Die gewöhnliche
Besuchsstunde ist zur Winterszeit von Mittag bis 2 Uhr und im Sommer von 5—7 Uhr Nachmittags,
mit Ausnahme der formellen Besuche, die stets Mittags stattfinden. Abends macht man in
der Regel keine Besuche, ohne eine besondere Einladung zu haben. Man hat zwar keinen speciellen
Tag für Besuche, stattet sie aber mehr am Sonntage als an Wochentagen ab. Jedes wichtige
Familienereigniss is t, wie anderswo, unter Bekannten die Ursache eines Pflichtbesuches. Man benachrichtigt
auch die zunächst wohnenden Nachbarn bei einem Wohnungswechsel, die ihrerseits
die neue Partei besuchen. Gebadet wird auf Menorca in Mahon und Ciudadela ziemlich viel,
wenig dagegen auf dem Lande, wohl in Folge der geringeren Gelegenheit. Man badet zu allen
Stunden, die wärmsten Tagesstunden ausgenommen. Die Süsswasser-Wannenbäder werden vorzüglich
früh genommen, die Seebäder dagegen mehr am Nachmittag bis gegen Sonnenuntergang.
Im Hafen von Mahon ist eine kleine Anstalt hierzu hergerichtet, und bei Ciudadela liefern die benachbarten
Calas einen recht guten Strand, wo sich Alt und Jung heiter herumtummelt. Am Meeres-
Buchs de Bey as.
ufer können die meisten Männer schwimmen, im Innern der Insel dagegen nur wenige, und wiewohl
die Frauen fleissig baden, so bilden doch Diejenigen, welche schwimmen können, nur eine
Ausnahme.
Die Singweise der Menorquiner ähnelt etwas derjenigen der Landleute Mallorca’s, es wird
aber in der Regel weniger gesungen. Die meisten Nationallieder haben die beiden Inseln gemein,
namentlich die älteren. Gar herzig sind insbesondere die Wiegen- und Kinderlieder, Ausflüsse
eines reinen Mutterherzens, die manchmal nur aus wenigen Worten bestehen, aber mit allen Modulationen
der Stimme und des Gefühles in einer lieblichen Melodie endlos wiederholt werden.
Trinklieder für zwei Stimmen und Chor sind namentlich bei den heiteren Gelagen, welche
die Handwerksgesellen (Menestrals) auf dem Lande an irgend einem Festtage veranstalten, sehr
gebräuchlich.
Auf dem Lande singt man menorquinische Glosas, die mehr oder minder alte spanische
Aragonesas nachahmen. Wir haben von denselben gelegentlich der Charakterisirung der Sprache
einige mitgetheilt.
Von den Musikinstrumenten Menorca’s ist das Clavier das verbreitetste unter den wohlhabenden
Klassen; die volksthümlichsten bleiben aber doch die Guitarre (Guiterra) und die Man