Stellen, doch überwiegt der Carritx. Die Thalsohle ist reich mit Getreide bebaut. Man geht um
den Vorsprung herum, kommt unterhalb des Puig de ses Murades heraus und gelangt im Grunde
des an dieser Stelle steinigen Thaies zu dem schlichten neuen Hause del Verger mit einem ummauerten
Hort und einem Sefareix. An demselben vorbeigehend, ersteigt man auf felsigem Pfade
den Puig des Corp, welcher mit dem Porrassd und der Atalaya Freda das Thal der Alqueria Veya
umgiebt, das mit dem ziemlich steilen Comellar des Pinar beginnt und in dessen weiterem Verlaufe
sich Oelbaumpflanzungen befinden. Der Weg führt über den Coli des Garbayö, von wo
man zwischen der Atalaya Freda und dem Puig Porrassd das Thal de S ’Eusinaret, die ferne
Atalaya Moreya, das kesselartige Thal der Alqueria Vella mit dem zwischen Oelbäumen gelegenen,
kleinen, einfachen Hause, sowie das ferner liegende Thal von Artd mit seinen abgerundeten Höhen
sieht. Den Hügel verfolgend und an einem Avench vorbeigehend, gelangt man auf die mit Kalksteinfelsen
bedeckte Höhe der Atalaya Freda, auch Moreya genannt, die 562 m über dem Meere
steht, und von wo man das südöstliche Hügelland, die ganze Bucht von Alcudia mit der Ebene
bis zum Puig de Randa und die ganze Reihe der Sierra bis zum Cap de Formentor und del Pinar
mit der dahinter liegenden Bucht überschauen kann. Man sieht ferner den Scheroj, den Penal de
Farrutx', den höchsten, nach Westen zu gelegenen Berg, der sich 519 m über dem Meere erhebt,
alsdann den Puig del Pare, Calicant, den im Hintergrund einer Oeffnung sichtbar werdenden Puig
de Sn Salvador, dann die Colls de Arta, die Höhen hinter Son Servera, die lange Punta d’en Amer,
den Berg und das Thal von Canamel, die Höhe des Cap Vermey, den Berg von Ses Planetes,
die Vorsprünge vom Cap de Pera mit der Guya, den Marzoch mit dem Faroyö, das ferne Menorca
und die Atalaya Moreya. Geht man einige Schritte weiter, so hat man das ganze Ufer von der
Cala Moltö bis zum Pinar de Sa Canova vor Augen. Gern weilt man auf diesen Höhen und ergötzt
sich an der wohlthuenden Abgeschlossenheit vom Verkehrsleben und an der Stille, die nur
mitunter durch das Meckern der auf den unteren Hängen weidenden Ziegen unterbrochen wird.
Sehr gut übersieht man auch die beiden Ebenen von Bellern und der Devesa, sowie die Kuppen
des südlichen Theiles der Insel, die sich, von Randa anfangend, durch die fruchtbare Ebene hinziehen,
bis sie dann das südöstliche Hügelland bilden. Vom Coli de Garbayö führt ein Pfad oberhalb
des Thaies der Alqueria Vella zu der Ermita. Demselben folgend überblickt man die Thalfortsetzung
der Alqueria Vella, das schöne Olivar de Son Morey mit unbedachtem Thurm am
Fusse des felsigen Puig Figue, hinter welchem das Possessionshaus von Sos Sanchos mit guter
Quelle liegt und die Bucht von Alcudia. Unterhalb steiler Felsenwände fliesst eine kleine Quelle,
etwas tiefer unten die aus einem Felsen auf Venushaarfarn herabtröpfelnde Font des Capellä mit
grösser Tränke. Im darunterliegenden Thale befindet sich das neue Haus von Bellem. An der
zwischen Felsenwänden fliessenden Font de s’Ermita liegt eine kleine Wassermühle und eine Tanca
mit breiten Terrassen, welche mit grossen Feigen- und Oelbäumen, und vielen Cactusfeigen bewachsen
sind. Etwas weiter oben liegt der Hort der Einsiedelei. Die Ermita de Biniagolfa, die
entlegenste und abgeschlossenste aller Einsiedeleien Mallorca’s, ist noch nicht sehr alt, denn erst
im Anfänge dieses Jahrhunderts haben sich hier einige Einsiedler angesiedelt. In einem kleinen
Thurme» welcher dort stand, errichteten sie ein provisorisches Oratorium. Für dasselbe erbaute
man die jetzige Kirche, welche dem Cultus der Geburt Christi gewidmet ist, und daneben die
neue, im Jahre 1818 eingeweihte Einsiedelei. Die Kirche hat eine kleine Vorhalle; eine einsame
Cypresse wächst vor derselben. Oberhalb der Kirchenthür ist eine Sonnenuhr, ein Fensterchen
und darüber eine Rose angebracht. Die Kuppel und die Arme des Kreuzes haben ein gemeinsames
Dach. Das Innere der hübschen Kirche hat die Form eines lateinischen Kreuzes, mit
rustischen Säulen an den vier Ecken, welche mittelst vier Rundbogen die eiförmige Kuppel tragen.
Die Kuppel ist mit einem schönen Gemälde versehen. Im Schiff, wie in den Armen des Kreuzes
tragen platte rustische Pfeiler die Gurte, zwischen welchen sich Zwickelkappen mit Fenstern befinden.
Die Sockel derselben sind atfs Tropfstein, die Gesimse aus schwarz und weiss geadertem
Marmor aus Artd. In beiden Kreuzarmen sind Altäre. Der Hochaltar ist aus Marmor und Jaspis
der Insel hergestellt, und die Marmorfiguren sind von dem Bildhauer Adrian Ferran angefertigt.
Links ist das Grab des Jaime Morey, der den Grund und Boden für die Ermita unentgeltlich hergegeben
halte und 1853 gestorben ist. Rechts neben der Kirche besteht noch das frühere Oratorium.
Das Gebäude der Ermita bildet ein Viereck; es enthält im Centrum einen Hortet und sechs
Zellen und wird gegenwärtig von vier Einsiedlern bewohnt, von denen nur einer Priester ist.
Neben der kleinen Küche befindet sich der Zugang zu dem kläglichen Hortet; ein Stall mit breiter
Thür steht am Ende des Gebäudes, und im Garten ist der kleine Kirchhof, auf welchem einige
Cypressen stehen. Hinter Biniagolfa ersteigt man zwischen tief ausgehöhlten Felsenwänden
einen Hügel und wendet sich dem nahen Coli zu, von dem man das kesselartige, gegen die
Ebene der Devesa gerichtete Carritxthal und das lachende Arta sieht, das uns inmitten der mit
Bäumen bepflanzten Ebene mit den Torres des Cap Vermey erscheint. Ausserdem überblickt man
das Thal von Canamel und das ferne Son Servera, darüber die beiden Meeresbuchten von Alcudia
und Pollenza und den fernen Meereshorizont. Schlängelnd zieht sich der Pfad auf dem mit Erd-
beerbäumen bewachsenen Abhange nach unten. Auf gutem Fahrwege erreicht man Son Canals,
ein schlichtes, aber grosses Haus mit Glockenbogen und Son Sureda mit offener Clasta und Ründ-
Ermita de Biniagolfa.
bogenthor. Letzteres hat eine kleine Kapelle mit einer in Renaissancestyl gehaltenen Thür; ein
gewundener, auf kleinen Pfeilern ruhender Segmentbogen trägt die Wölbung. Unmittelbar am
Hause ist ein Tumulus. Der gute Fahrweg nach dem Figueral von Son Canals führt durch die
liebliche Landschaft nach Arta zu, welches man durch die Calle Mayor wieder erreicht.
Wir wollen nun die letzten Ausläufer des südwestlichen Hügellandes gegen die Ebene zu
betrachten. Durch die Calle del Higueral zieht sich von Arta aus die Strasse gegen Son Forteza
zu und weiter in der Richtung nach Calicant hin. Auf einer massiv gebauten Brücke überschreitet
man den tiefen Torrent de sa Font und, leicht bergan steigend, gelangt dann bald zu einer flachen
Einsenkung unterhalb der ersten Gebirgskette des Bec de Farrutx am Fusse des kleinen konischen
Hügels de s’ Esquerda, der sich 382 m über das Meer erhebt. Links erblickt man den 487 m
hohen Puig d’en Pare, an dessen Fuss das stattliche, weiss getünchte Haus von Carrossa von Villa-
longa liegt. Man geht abermals bergab und kommt nun an Ses Carbones vorbei; es ist dies eine
Vertiefung, in welcher einige Norias gebaut sind. Durch Eichenwald und Oelbaumpflanzungen
zieht sich der Weg gegen das auf einer kleinen Erhöhung gelegene Son Forteza hin. Dasselbe