des Ufers; überall ist trefflicher Schlammgrund vorhanden. Die Süd- und Süd weststürme verhindern
Segelschiffen die Einfahrt, die Nord-und Nordoststürme die Ausfahrt. Die Nordost- und Nordnordostseestürme,
welche mit Gewalt gegen die Ausmündung drängen, machen bisweilen die Einfahrt
beschwerlich; die Süd- und Südwest-, sowie Ost- und Südostseewinde verursachen nur Wogenanprall
und Strömungen im Innern.
Wir wollen nun die Ufer des Hafens näher besprechen. Gleich nach der Punta de la Cruenta
kommt die Rinconada baix des Castell, auch Cala Castelias genannt, welche von dem malerischen
Schlosse überragt wird, und unterhalb derselben tritt der steile, felsige Vorsprung in die Punta des
Castelias vor. Hierauf kommen die schiefen Schichtungen der Cala Noitorn und der Landungsplatz
des Castell, von welchem der Aufgang zum Schlosse hinaufführt; er hat einen doppelten Mollet
vor dem Häuschen von Can Coraxet und Can Beya, welche von den Carabineros und ihren
Familien bewohnt werden. Unmittelbar neben einem halb zerstörten Mollet befindet sich, wenige
Der Hafen von Cabrera von der Miranda aus.
Schritte vom Ufer entfernt, das einfache, einstöckige Haus des Arreudadors, d. h. Possessionshaus
von Cabrera. Dasselbe hat ein breites Zimmer mit Küche und vorspringendem Backofen
mit von weitem sichtbarem Kamin; oberhalb des Hauses ist die Tenne und der Corral und
dahinter der Sestador für die Schafe, während etwas weiter ein grösser Figueral mit einem Brunnen
liegt. Am Hafen entlang läuft ein kleines Sandufer, die Playola, hinter welcher sich der Comellar
de sa Font hinaufzieht. Dann kommt die Ausbuchtung des Esplamador mit einem trefflichen Platz
zum Landen; dann die Punta del Espalmador, die Coveta Rotja, sowie die rothen Abstürze des
Llenegay, welche der Punta de la Crueta gegenüberstehen und somit die Grenze des eigentlichen
inneren Hafens bilden.
Das Interessanteste von Cabrera ist sicher sein, wie ein Adlerhorst aussehendes, 72 m über der
Meeresfläche gelegenes Schloss, zu dem vom Landungsplätze ein Fahrweg hinaufführt. Dasselbe scheint
spätestens am Ende des 14. Jahrhunderts erbaut worden zu sein; es war stets mit einer, wenn auch
gewöhnlich kleinen Besatzung belegt. Das Schloss hatte den Zweck, die algierischen Piraten
zu verhindern, sich im Hafen von Cabrera festzusetzen und von dort mit grösserer Leichtigkeit
ihre häufigen und zerstörenden Angriffe auf die freien Punkte der Küste Mallorca’s auszuführen.
Bei der allgemeinen Vertheilung der eroberten Gründe, welche Jaime I. anordnete,
entfiel Cabrera mit den benachbarten Inselchen an Dn Ferrario de Sant Marti Paborde de la Santa
Yglesia de Tarragona, als Lohn für die dem Könige mit seiner Person und seinen Mitteln gewährten
Dienste. Durch Erbe und Verkauf gelangte die Herrschaft der Insel und des Schlosses in viele
Hände; im Jahre 1534 wurde dieselbe der Universidad übertragen, welche dieselbe bis 1716 behielt
und mit Wachen und Alcaiden versah. Die kleine Besatzung einerseits, und andererseits die Nachlässigkeit,
mit welcher der Dienst verrichtet wurde, brachten es mit sich, dass das Schloss mehrmals
von Mauren angegriffen, ja eingenommen und theilweise zerstört wurde, so dass in
mehreren Fällen nöthig wurde, dass die bewaffnete Macht aus Palma ausrückte, um dasselbe wieder
einzunehmen oder um die wieder aufzuführenden Bauten zu schützen. Im Jahre 1587 wurde der
Bau einer kleinen Kirche angeordnet und zur Dienstverrichtung in derselben ein Feldcaplan bestimmt.
Castell de Cabrera.
Dieser war der erste Militärcaplan, den es für die Besatzung Mallorca’s gab. Das letzte Mal,- dass
das Schloss für die Artillerie zur Verwendung kam, geschah im Jahre 17x5, und zwar bei der
Gelegenheit, als das Expeditions-Geschwader, welches Philipp V. zur gelungenen Unterwerfung
Mallorca’s geschickt hatte, in den Hafen von Cabrera einfuhr. Im Jahre 1716 wurde das Schloss
mit Heerestruppen unter einem vom Könige ernannten Militär-Gouverneur besetzt, und noch heutzutage
untersteht es einem Hauptmann des Cuerpo Mayor de Plazas.
Das Aussehen des wilden Schlosses mit seinen hohen goldgelben Mards-Mauern ist, von
jeder Seite aus betrachtet, ausserordentlich malerisch; hauptsächlich nimmt es sich aber von dem Collet,
von wo aus man auch schon Mallorca schön sieht und auf dem sich der kleine ummauerte Kirchhof
befindet, herrlich aus. Das polygone, unregelmässig gebaute Schloss, welches auf Felsen ohne
Böschung ruht, liegt 72 m über dem Meere. Militärische Bedeutung hat es jetzt nicht mehr, denn
es hat nur sechs oder sieben kleine Geschütze in verschieden hohen Batterien aufgestellt, wovon
die höchste 87,50 m über dem Meere steht. Der erhöhte Theil des Schlosses bildet eine Art Thurm,
der untere, gegen Nordosten zu, ist aus unregelmässigen Quadern gebaut und wahrscheinlich älteren
Ursprungs; gegen die Hafenmündung zu hat es ein spitzes Ende mit unregelmässig geformten,
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