Dn Alonso, als die Besatzung durch Hunger zur Uebergabe genöthigt worden war, eine grausame
Bestrafung eintreten liess, und zwar wurden zwei tapfere Kriegsherren der Feste, Guillermo Cabrit
und Guillermo Bassa, an zwei eiserne Stangen gebunden und in Gegenwart des ganzen Heeres
lebendig verbrannt. Seit dieser Zeit werden dieselben von den Mallorquinern als Märtyrer für die
bewiesene Standhaftigkeit und Heilighaltung des von ihnen geleisteten Eides betrachtet. Sie hiessen
fortan Sant Cabrit und Sant Bassa. Durch diese Maafsnahmen wurden die meisten Herrscher
Europa’s, namentlich der Papst, gegen den König von Aragon sehr aufgebracht. Als die Insel wieder in
den Besitz des legitimen Herrschers gekommen war, wurden die Aschenreste von Cabrit und Bassa
in zwei steinernen Urnen in der Domkirche unterhalb der Orgel an der Stelle, welche zur Sala
Capitular führt, beigesetzt. Zu jener Zeit wurden die Schlösser von Pollenza, Santueri und Alarö,
als die festesten Plätze im Innern der Insel betrachtet. Allem Anscheine nach muss aber Alarö,
als König Dn Pedro IX. de Aragon im Jahre 1343 Mallorca überfiel, doch nicht genügend befestigt
gewesen sein, denn der Alcaide dieses Platzes, Assaldo de Galiana, der heldenmüthigen Vertheidi-
gung von 1285 nicht mehr eingedenk, streckte bald darauf seine Waffen vor dem siegreichen
Könige. Im Jahre 1320 wurden an dem Schlosse verschiedene Ausbesserungen wichtigerer Art vorgenommen,
ebenso in den Jahren 1322 und 1352. Die Regierung wollte die Feste im Jahre 1480
zwar niederreissen lassen, die Jurados erbaten jedoch vom Könige, dass dieser Beschluss nicht zur
Ausführung kam, weil sie befürchteten, dass bei der nahezu uneinnehmbaren Lage der Ort sich zu
einem Räubernest ausbilden könne. Die Feste wurde auch bis 1714 weiter benutzt, dann aber
doch als nutzlos abgebrochen. Das Thor ist mit starken eisernen Balken versehen, und über demselben
in der Wand befinden sich drei Schiessscharten. Eine Stufenleiter führt zum Thurme hinauf;
ein Rundbogenthor und auf der anderen Seite ein Spitzbogenthor bilden den Eingang in den
gewölbten Raum. Dann kommen ein Rundbogenthürchen und ein Thurm mit Eckquadern. Die
Zinnenmauer zieht sich bis gegen das Ende des Vorsprungs hin. Auf letzterem steht wieder ein
Thurm. In dem Zimmer des Thurmes wächst jetzt eine Eiche. Ueber der Haupteingangsthür des
Thurmes sind Wurfluken angebracht. Der Abhang gegen die Ermita zu ist sehr felsig; zu derselben
führt ein gepflasterter Stufenweg. Links ist eine kleine Höhle, in welcher die heilige Jungfrau des
Castells aufgefunden wurde. In diese Höhle pflegen die Gläubigen kleine Holzkreuze zu legen.
Man ist jetzt am Oratorio von Nuestra Señora del Refugio, welches vielleicht noch das Kirchlein
der alten Feste ist, angelangt. Dasselbe hat schon seit geraumer Zeit den Charakter eines Sanctua-
riums. In früheren Zeiten war der Puig de Alarö von Einsiedlern bewohnt. Die Chronik
berichtet darüber, dass bei Gelegenheit der Festfeier von Nuestra Señora del Refugio im Jahre 1640
Juan Mir, welcher als der Reformator des Einsiedlerwesens Mallorca’s angesehen wurde, das geistliche
Kleid anzog. Vier Jahre später war er bereits Präses der dortigen Einsiedelei, von wo er 1646
nach Miramar übersiedelte. Die Nebenbauten des Oratoriums bilden jetzt eine Art Hospedería,
welche vom Ayuntamiento de Alarö unterhalten wird. In der Nähe kann man noch Ruinen der
alten Festungsmauer, sowie einen offenen Wasserbehälter sehen. Das Oratorio hat vorn eine
Giebelhalle mit Rundbogen und zwei achteckige Säulen, welche an den Seiten die Ziegeldachung
tragen. Die kleine schlichte Kapelle weist einen marmornen Altar auf, auf welchem eine kleine
hölzerne Statue der heiligen Jungfrau steht. In der Sacristei wird ein Portrait des Eremiten Juan
Mir aufbewahrt, der 48 Jahre in seinem Geburtsorte Alarö und später in Trinidad gelebt hatte und
im Jahre 1688, 64 Jahre alt, gestorben ist. Ferner befinden sich hier viele kleine Exvotos, von
denen einige aus dem 17. Jahrhundert stammen, Reliquien der Vaterlands-Märtyrer Cabrit und
Bassa, sowie ein theilweise verwischtes Bild, die Verbrennung der beiden Letzteren in Alarö darstellend.
Von hier aus begeben wir uns zum Camarín der heiligen Jungfrau. Neben dem Kirchlein
liegt das vom Donat bewohnte Haus mit Comedor für die Pilger. Es wird gekrönt durch einen
Glockengiebel in Spitzbogenstyl. Von dem Mirador oben hat man eine weite Aussicht auf das
Thal gegen die schlanke Alcadena zu, in der Tiefe auf Sollerich und die emporragende Sierra mit
dem zackigen Puig Mayor de Lluch. Schön ist auch der Fernblick gegen Süden zu auf die beiden,
die Ebene einschliessenden Buchten von Alcudia und Palma und auf die fernen Höhen. Vom
Oratorio führt ein Pfad zwischen Eichen und Strandkiefern zur Ermita hinab und an mehreren
gewölbten Cisternen vorbei nach der Avanzada Torre de sa Cova. Neben derselben ist im Felsen
ein künstlicher Einschnitt gemacht, damit die Cova de Sant Antoni das nöthige Licht hat. In dieser
Höhle kann man nur mit gebücktem Haupte einhergehen, da sie sehr niedrig ist. Unterhalb derselben
befindet sich ein breiter Abgrund. Ueberall, wohin man hier nur blickt, tröpfelt Wasser
von den Felsen herab. Der Boden ist schlüpfrig und abschüssig. Wenn man an die Felsenwand
schreibt, so überzieht sich die Schrift mit einer klaren Glasur, wodurch sie noch jahrelang leserlich
bleibt. Etwas weiter davon entfernt steht eine massive kleine Kapelle, welche der Tropfstein
auch mit einem Ueberzuge bedeckt hat. Gegen den Ausgang zu bildet die Höhle eine natürliche
Ausbuchtung. Neben der Cova de Sant Antoni befindet sich noch eine andere, aber kleinere Höhle.
Ein Thurm beherrscht die Ecke der Felsenspitze und bildet ein Viereck mit vortretender Kante.
Von seiner Terrasse geniesst man eine weite Fernsicht über die Ebene bis zur Bucht von Alcudia,
die Bucht von Palma und das ferne Cabrera.
Nicht minder schön ist der andere, 816 m hohe Berg vor Alarö, welchei zu der Possession
der Alcadena oder Eucadena gehört. Um zu dieser letzteren zu gelangen, muss man an dem am
Fusse des Alcadena-Hügels gelegenen Possessionshause von Son Berga vorübergehen. Letzteres
hat ein kleines Fenster in Renaissancestyl und einen Rundbogeneingang; über demselben befindet
sich eine Sonnenuhr mit der Jahreszahl 1765. Erwähnenswerth sind hier noch der kleine Hof mit
der Mondsichel der Bergas und die kleine Kapelle. Vor dem Eingänge des Hauses, neben einer
Tenne, steht ein grösser Celtisbaum. Von hier steigt man zum schlichten Hause der Alcadena
hinauf. Am Fusse der Felsen wände der Alcadena liegt eine kleine Höhle, in welche man durch
einen von Felsen gebildeten Bogeneingang eintritt, während sie oben offen ist. Das Wasser
sickert von den Wänden herunter, und hinten zieht sich ein natürliches kleines Rohr hin, aus
welchem Quell wasser hervorsprudelt. In der Mitte sind die Felsen wände der Alcadena durch den
Pas de Sa Corda geschieden. Das Ende bildet ein starker Felsenkegel, Penal de Cantat genannt.
Etwas tiefer liegt ein Tumulus (Claper de Gegants) mit trefflich erhaltenem Eingänge. Er besteht
aus grossen Felsblöcken und ist oben schneckenförmig gestaltet. In dem darunter befindlichen
Thale mündet unter einer Mauerwölbung mit Seitenbänken die ergiebige Font de s’ Eucadeneta.
Von Alarö aus kann man, indem man das von einem Torrent durchflossene Thal zwischen
beiden Felsenbergen durchschreitet, das Oelbaumthal von Sollerich erreichen. Dasselbe wird rechts
vom Castell de Alarö, links von der Alcadena und dem Puig de Sn Miguel begrenzt. Das grosse,
von Platanen umgebene Haus von Sollerich ist aus Steinquadern erbaut, hat ein Rundbogenthor,
einen Balcon, ein Dezvanfenster, und an der Ecke ist eine Sonnenuhr angebracht. Ueber
dem Eingänge ist ein Wappenschild, ein zweites über der Thür für den Eingang in die Kapelle
angebracht. Letztere ist geräumig, hat einen Bogen in der Mitte, eine doppelte Kreuzwölbung mit
Frescomalereien und eine sich verengende Hochaltarkapelle. Ueber dem Eingänge ist eine kleine
Empore. In der Mitte des Hofes befindet sich ein neuer Brunnen. Eine Doppeltreppe mit
steinernem Dockengeländer führt unter einem hohen, von achteckigen Säulen getragenen Vordach
nach oben. In dem Empfangssaale hängen einige bemerkenswerthe Bilder. Hier ist eine doppelte
Tafona mit je zwei Bigas, und hinter dem Hause ist ein Aujub. In der Nähe des Hauses treffen
die beiderseitigen Höhen beinahe zusammen, und der Torrent bildet eine Schlucht, in dessen Rahmen
sich ein schöner Rückblick auf das Kesselthal mit dem stattlichen Hause darbietet. Man schreitet
auf dem gepflasterten Wege fort, und zwischen den beiden Bergen von der Alcadena und dem
Castell de Alarö mit den röthlichen Felsenwänden gelangt man aufwärts in eine Ebene und über
den Torrent. Vor uns erhebt sich ein mächtiger Vorsprung des Puig de s’ Estorell und Puig de
Lloseta; am Fusse des Castell sieht man Son Cladera, Son Berga und S ’Alcadena, und den Hintergrund
bildet der Puig de Son Grau. Wenn man am Tumulus der Alcadena vorübergekommen ist,
hat man das Oelbaumthal vonEstorell mit dem viereckigen Possessionshause vonFilicomis mit grossem
Hof vor Augen, und schön ist der Blick dann auf die Ebene mit dem Puig de Sn Salvador und de
Bonany. Ein Fahrweg, der beim Hause de s’ Hort Nou vorüber sich an der rechten Seite des
Torrenten entlang zieht, führt in das breite, vom Puig de Lofre und de s’ Estorell überragte Kesselthal.
Zwischen Oelbaumpflanzungen wird ein grosses Haus einer von einem Terrado getragenen