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Chr. Belsersche Buchdruckerei Stuttgart.
Einleitung.
Zur Untersuchung des Primordialcraniums von Diddphys marsupialis überließ mir Herr
Professor K ü k e n t h a l ein Beuteljunges dieser Spezies, das eine Länge von 45,5 mm besaß.
Das Köpfchen wurde zunächst mit Hämalaun nach Meyer gefärbt, darauf in Paraffin eingebettet
und in Schnitte von 30 ¡j. Dicke zerlegt. In 33 V3 facher, linearer Vergrößerung wurde hierauf jeder
Schnitt gezeichnet und nach der Peter-Bornschen Methode ein Plattenmodell des Primordialcraniums
mit Deckknochen hergestellt. Als Vergleichsmaterial stand mir zunächst nur eine Serie durch den
Kopf eines Beuteljungen von Diddpliys zur Verfügung, die als einzige Maßangabe die Länge des
Köpfchens (1 cm) trug, und ferner Schnitte durch die Nasenregion eines Beuteljungenkopfes von
2,5 cm Länge. Im Laufe der Untersuchung stellte es sich als sehr wünschenswert heraus, noch
jüngere Entwicklungsstadien als die vorliegenden in den Kreis der Betrachtungen zu ziehen, und
Herr Professor Dr. E. B r e s s l a u i n Straßburg besaß die große Liebenswürdigkeit, mir noch zwei
Köpfchen von Beutelj ungen von Didelphys zur Verfügung zu stellen, wofür ich ihm auch an dieser
Stelle meinen verbindlichsten Dank ausspreche. Das kleinste Köpfchen, das ich nun zum Vergleich
heranziehen konnte, stammt von einem Beuteljungen von Diddphys marsupialis (D. aurita) von 19 mm
Länge. Es ist in der nachfolgenden Arbeit als Stadium IV bezeichnet. Das im Alter nächstfolgende
Stadium I I I entspricht einem Beuteljungen von 32,5 mm Länge, Stadium I I wurde das Köpfchen
von 1 cm Länge und Stadium I die zum Modell benutzte Serie benannt. Schließlich habe ich noch
die Nasenregion des Schädels von 2,5 cm Länge als Stadium 0 bezeichnet.
Lassen sich auch an dieser Folge von vier Entwicklungsstadien bei weitem nicht alle bei
der Bearbeitung auftauchenden Fragen in befriedigender Weise beantworten, so war ich doch
imstande, gerade aus den im Laufe der ontogenetischen Entwicklung auftretenden erheblichen
Umformungen, die das Primordialcranium erleidet, eine ganze Reihe von Schlüssen zu ziehen. Fü r
eine erschöpfende Behandlung des Themas wäre vor allem die Untersuchung noch jüngeren
Materials wünschenswert gewesen.
Bei der Untersuchung ergab sich, daß ich es mit dem zur Herstellung des Modells benutzten
Entwicklungsstadium in mancher Beziehung außerordentlich günstig getroffen hatte. Zwar finden
sich in dem K norpel schon einige Verknöcherungsherde, doch zeigt sich zum größten Teil das Primordialcranium
gerade auf der Höhe seiner Ausbildung, und noch keiner seiner Teile ist der später eintretenden
R eduktion anheimgefallen. Die Deckknochen sind sämtlich bereits in ziemlich ausgedehntem
Maße angelegt und lassen mit Leichtigkeit die Form des späteren knöchernen Schädels erkennen.
Bis vor wenigen Jahren lagen über die Entwicklung des Schädels der Marsupialier noch keine
Untersuchungen vor. Die Kenntnisse beschränkten sich auf wenige Bemerkungen bei P e t e r s
Zoologica. H e ft 70. , 1