diese Bildung an den jüngsten Stadien, die mir zur Verfügung standen (III und IV) sehen (siehe
Seite 13, Figur 5), wo das Septum interorbitale einen etwa sagittal gestellten, oben abgeplatteten
und an den Seiten etwas verdickten Körper darstellt, der ventral mit einem ganz deutlichen, spitzen
Kiel versehen ist, welcher kurz vor der Hypophysengrube verstreicht. Recht bezeichnend für die
Richtigkeit der Homologisierung ist ferner der Umstand, daß die Wurzeln der Ala orbitalis gerade
am oberen Rande des Knorpelbalkens ansetzen, genau so wie das Solum supraseptale von Lacexta
am Septum interorbitale. Recht gut vergleichbar den Verhältnissen bei Diddphys sind die, welche
Lepus zeigt. Auch dort sehen wir das Septum interorbitale zunächst zwischen den hinteren Nasenkuppeln
beider Seiten als sagittal stehende Platte, deren dorsaler Rand schnell in kaudaler Richtung
abfällt. Die ventrale Kante dagegen behält ihre zugespitzte Form als Kiel, genau so wie bei Diäel-
phys bei, der erst kurz vor der Hypophysengrube verstreicht. Im Laufe der ontogenetischen E n twicklung
verlieren sich bei Diddphys die Ähnlichkeiten des basalen medialen Knorpelbalkens mit dem
Septum interorbitale der R eptilien immer mehr. Mit zunehmendem Alter wird der vorher so deutliche
ventrale Kiel immer flacher, und schon an unserem Modell ist er kaum noch und zwar n ur im vordersten
Teile des Septum interorbitale zu entdecken.
Hinterer Teil der Orbitotemporalregion.
Trabekelplatte. Die Fortsetzung des Septum interorbitale in kaudaler Richtung, die
Trabekelplatte, zeigt wenig Besonderheiten. Auffällig ist nur zunächst ihre frühe Verknorpelung,
später ihre verhältnismäßig frühzeitige Verknöcherung. Bei meinem jüngsten Stadium, einem
Köpfchen von 4 mm Länge, an dem sowohl die Nasenkapsel als auch die Ohrkapsel noch zum großen
Teile vorknorpelig sind, ist doch der Balkenboden bereits vollkommen solide. E r zeigt keinerlei
Andeutung einer paarigen Anlage oder einer anderen Art selbständiger Verknorpelung mehr. Von
einer Fenestra hypophyseos ist nicht das Geringste mehr zu entdecken. An unserem Modell ist die
Trabekelplatte zum größeren Teile bereits verknöchert.
Ala temporalis. Die Ala temporalis des Schädels von Diddphys unterscheidet sich in
ihrer großen Einfachheit ganz wesentlich von den zum Teil höchst komplizierten Bildungen höherer
Säuger. Wie ich schon früher ausführte, können wir an ihr zwei streng voneinander getrennte Teile
unterscheiden, einen knorpeligen und einen knöchernen Anteil. Beide sind denkbar einfach gebaut.
Der k n o r p e l i g e T e i l entspringt lateral von der Hypophysengrube an der Balkenplatte, mit
der er in breiter Linie homokontinuierlich verbunden ist. E r ist sehr kurz und zieht in lateraler und
ein wenig ventraler Richtung von der Trabekelplatte ab. Seine lateral vordere Ecke besitzt einen
Ausschnitt, der gerade noch einen Teil des Foramen rotundum für den zweiten Ast des Trigeminus
bildet. Geschlossen wird dieses durch den knöchernen Teil der Ala temporalis. Fragen wir uns nun,
inwiefern diese einfache Bildung der Ala temporalis anderer Säuger vergleichbar ist, so kommen wir
zu dem Schluß, daß wir hier' ein Homologon des Processus alaris der Schädel höherer Säuger vor uns
haben. Das können wir aus folgenden Überlegungen schließen. Der Processus alaris verknorpelt
in engem Anschluß an die Balkenplatte und zeigt nicht die große Selbständigkeit wie die Lamina
ascendens und die Lamina pterygoidea. Dies ist auch bei der knorpeligen Ala temporalis von D iddphys
der Fall. Die laterale Grenze des Processus alaris finden wir (ich ziehe hier zum Vergleiche
Lepus heran) dort, wo der Ala temporalis der zweite Ast des Trigeminus aufliegt, um bald darauf
aus dem Cavum epiptericum auszutreten. Der medial davon liegende erste Ast des Trigeminus zieht
bis zum Verlassen des Cavum epiptericum direkt über den Processus alaris hinweg. Dem lateralen Teile
der knorpeligen Ala liegt das Ganglion semilunare auf, zum Teil allerdings auch noch dem knöchernen
Anteile des Temporalflügels. Typisch ist ferner seine einfache, ungegliederte Gestalt. Bei jüngeren
Stadien zeigt die Ala temporalis an ihrer Ventralfläche allerdings noch einen, kleinen Knorpelhöcker,
den G a u p p auf Abbildungen von Pexamdes in seiner Arbeit „ S ä u g e r p t e r y g o i d u n d
E c h i d n a p t e r y g o i d “ als Processus pterygoideus bezeichnet hat. Da der F ortsatz im Laufe
der späteren Entwicklung wieder rückgebildet wird und nicht mit dem Pterygoid verschmilzt, da
er ferner nach meiner Homologisierung zum Processus alaris und nicht zur sekundären Ala temporalis
gehört, so kann man ihn wohl nicht mit den bei vielen Monodelphieren auftretenden
Lamina pterygoidea der Letzeren homologisieren.' (Siehe Seite 46, Figur 17.) Zuerst h a t die
knorpelige Ala temporalis einen deutlich dreieckigen Querschnitt. Die ventrale Spitze dieses
Dreieckes bildet der kleine Knorpelhöcker. Mit fortschreitender Entwicklung g eht diese Querschnittsform
ganz allmählich in eine ovale über, deren größter Durchmesser eine Richtung von dorsomedial
nach ventrolateral hat. Auch an unserem Modell zeigt sich die Ala temporalis nur noch als dünne,
ventral abgebogene Platte. Der Processus pterygoideus an der Ventralseite der Ala temporalis bei
den Marsupialiern entspricht am Echidnacranium der Umbiegungsstelle der Ala temporalis aus der
dorsoventralen in die laterale Richtung.
Betrachten wir nun einmal den k n ö c h e r n e n A n t e i l der Ala temporalis. Er besteht
aus einer flachen, nach oben konkaven, dünnen Schale, deren lateraler, oberer Rand sich von außen
her über die ventrale Kante der Ala orbitalis legt. Diese knöcherne Lamina ascendens bildet, zusammen
mit der knorpeligen Ala temporalis die ventrale und laterale Begrenzung des Cavum epiptericum.
Wenn nun im allgemeinen die Ala temporalis von Diddphys auch große Ähnlichkeit mit
der von Perameles zeigt, so findet sich doch hier ein erheblicher Unterschied. Bei Diddphys h a t die
Lamina ascendens keine Spur von knorpeliger Präformation, während sie bei Pexamdes, wie C o r d s
ausführt, sogar zum großen Teil knorpelig angelegt ist. Verfolgen wir ihre Entwicklung in den verschiedenen
Altersstufen, so finden wir sie bei den jüngsten (Stadium I I I und IV) als verdichteten
Bindegewebsstrang vorgebildet. Hierauf (Stadium II) sehen wir den Beginn der Verknöcherung
und zwar dort, wo dieser an der Ala temporalis ansetzt. Schließlich (Stadium I) erblicken wir eine
ausgebildete, aber ganz dünne Knochenlamelle. Nach hinten und nach vorn zu g eht diese in Bindegewebe
über, das kaudal bis zur Ohrkapsel, oral bis zur Wurzel der Ala orbitalis reicht. Hieraus
erkennen wir, daß wir die Lamina ascendens genau m it der Membrana spheno-obturatoria von Echidna
homologisieren können.
Für die l a t e r a l e B e g r e n z u n g d e s F o r a m e n c a r o t i c u m gebraucht
C o r d s bei Pexamdes die Bezeichnung „ C o m m i s s u r a a l i c o c h l e a r i s “ , die auch bei
G a u p p (1910, Seite 327, Figur 9) dafür zu finden ist. Unter dieser Bezeichnung versteht man nun
aber bei anderen Säugern eine knorpelige Verbindung zwischen der lateralen Grenze des Processus
alaris und der Vorderwand des cochlearen Teils der Ohrkapsel. Hiermit ist der Knorpelabschnitt
lateral vom Foramen caroticum bei Marsupialiern aber nicht vergleichbar. Bei ihm handelt es sich
ganz einfach um den lateral und kaudal vom Foramen caroticum stehen gebliebenen Knorpel, der
noch zur Trabekelplatte gehört. Kaudal vom Foramen caroticum vereinigt er sich wieder mit der
vor der Ohrkapsel verbreiterten Basalplatte. Deutlich ist an Stadium IV zu sehen, daß wir den
Knorpel lateral von der Carotis noch der Trabekelplatte zuzurechnen haben. (Siehe Figur 16.) Während
in ihrem größten Teile schon bei diesem jungen Tier die Ala temporalis mit der Trabekelplatte