schwer is t , f e s t z u s t e lle n , welchem p h y sio lo g isch en Zwecke sie d ien t, sp r ich t meiner
Meinung nach dafür, daß s ie m it einem p h y sio lo g isch en Zwecke ü b erh au p t n ich ts zu
tun h a t, sondern nur m it der p h y sik a lisch en oder chem isch en B e s c h a ff en h e it der
S to ffe , die v on den b e tr e ffen d en Z ellen au sg e sch ied en werden sollen. Meiner Meinung
nach spricht auch die ganze Art und Weise dieser Sekretion entschieden für diese Anschauung. Auch
daß z. B. in manchen Bällen Pigment in dieser Weise ausgeschieden wird, wie das Talke (1903) z. B.
sehr klar aus den menschlichen Achseldrüsen dargestellt hat, spricht hierfür. Die Stoffe, die in diesel
Weise ausgeschieden werden, können aber augenscheinlich, wie ich hier auch gleich bemerken will,
ihrer chemischen Beschaffenheit nach sehr verschieden sein (Bett, Eiweiß, Pigment usw.) und ebenso
auch ihrer physikalischen Beschaffenheit nach (Körnchen, Tröpfchen von mehr oder weniger flüssiger
Beschaffenheit, Teile des Zellprotoplasmas usw.), immer aber sind es a u g en s ch e in lich mehr
oder weniger d eu tlich g e fo rm te Gebilde und T e ile des Z e llp r o top la sm a s, die mehr
oder weniger sta rk v e rä n d e rt sind. Jedenfalls handelt es sich immer um Drüsen, die ein verhältnismäßig
s to ffr e ic h e s Sekret absondem, das unter Umständen, wie bèi der Milchdrüse, so stoffreich
wird, daß das Kind allein davon leben kann. Daher wird diese Art der Sekretion den Körper
auch verhältnismäßig stark angreifen, wie das vom Stillen bekannt ist. Man kann daher wohl annehmen,
daß diese Drüsen auch für die Ausscheidung mancher Exkrete sehr geeignet sein werden.
Immerhin ist die Umwandlung recht merkwürdig und interessant, daß Drüsen, wèlche zunächst zur
Ausscheidung giftiger Exkrete dienen, später umgewandelt werden zu solchen, welche die Jungen
ernähren. Die Ursache für diese Umwandlung ist jedenfalls noch ganz dunkel. Man könnte.demnach
diese Drüsen auch, um das eben Gesagte schon im Namen hervorzuheben, als „ S to ffd rü sen “ bezeichnen,
im Gegensätze zu den übrigen, welche ein Sekret abgeben, in dem die wirksamen Stoffe im
wesentlichen in einer Flüssigkeit gelöst sind.
Sehr eingehend hat Brinkmann (1911a) diese „Blasen- oder Ballonsekretion“ untersucht bei
einer großen Anzahl von Hautdrüsenorganen verschiedener Wiederkäuer. In dieser Arbeit wurde
nicht nur eine große Anzahl von verschiedenen Organen und von verschiedenen Tieren untersucht,
sondern auch dasselbe Organ bei einer größeren Anzahl von Individuen, die nach Geschlecht, Alter
und Lebensperiode resp. Jahreszeit verschieden waren, um Aufschlüsse über die Punktion und Bedeutung
der Organe zu erhalten. Auf einer großen Anzahl von schönen Tafeln werden die Mitteilungen
weiter erklärt. Ich will hier gleich bemerken, was ich schon oben kurz erwähnt habe, daß Brinkmann
die Hautdrüsen einteilt nach dem Vorkommen oder Fehlen der epithelialen Muskulatur. Er unterscheidet
demgemäß: Glan dulae m u scu la ta e (hierzu die Schweißdrüsen gehörig) und immuscu-
la ta e (hierzu die Talgdrüsen gehörig). Ich habe oben schon bemerkt, daß er dies tut, weil seiner
Meinung nach das Vorkommen und Fehlen der Muskulatur bei den Drüsen in jedem Falle leicht nachzuweisen
ist, und weil man daher in jedem FaUe rasch zu einer Entscheidung darüber kommen kann,
was für eine Drüsenart man vor sich hat, also eine Einteilung aus rein praktischen Gründen. Ich
muß sagen, daß mir diese Einteilung doch nicht so praktisch zu sein scheint und daß ich eine andere
vorziehen würde. Vom rein praktischen Standpunkte aus schon deshalb, weil es meiner Erfahrung
nach „Schweißdrüsen“ gibt, die entweder gar keine Muskelfasern besitzen oder doch nur so wenige,
daß es recht schwierig ist, sie nachzuweisen, aber auch aus theoretischen Gründen. Ich werde darauf
noch näher einzugehen haben. Für den gewöhnlichen Gebrauch hält Brinkmann es übrigens für praktisch
und auch für ausreichend, die Ausdrücke: „Talgdrüse“ oder „Haarbalgdrüse“ und „Schweißdrüse“
oder „Knäueldrüse“ weiter zu benutzen.
Brinkmann beschreibt den Ban der Schweißd rü sen sehr eingehend. Er fand stets eine scharfe
Grenze zwischen dem secernierenden und dem ausführenden Teile. Das Epithel ist in beiden verschieden,
es findet sich kein allmählicher Übergang. Die einfachste Form der Schweißdrüsen bei den
Wiederkäuern ist ein kurzer, breiter, sackförmiger Drüsengang, der durch einen engen Ausführungsgang
in einen Haarbalg mündet. Während gewöhnlich mit einem Haare nur eine Drüse verbunden
ist, finden sich mitunter auch zwei bis drei. Die Höhe und das Aussehen der Drüsenzellen ist nach
dem Funktionszustande verschieden. Eine wirkliche „Cuticula“ an der Oberfläche der Drüsenzellen
konnte Brinkmann nicht finden, sondern nur manchmal eine verdichtete, gegen den übrigen Zelleib
nicht scharf abgegrenzte, oberflächliche Protoplasmazone, die er nach dem Vorgänge von F. E. Schulze
(1896) als „Crusta“ bezeichnet. Auch in manchen Ausführungsgängen findet sich diese. Die Sekretion
geschieht stets nach dem „kuppelförmigen“ Typus1, der dem von anderen Autoren als „blasenförmige“
oder „ballonförmige“ Sekretion beschriebenen Vorgänge entspricht, wie er auch für die Milchdrüse
beschrieben worden ist. Die Befunde von Brinkmann stimmen im wesentlichen überein mit den schon
oben angeführten von Mislawsky. Die Drüsenzellen sind zunächst kubisch oder niedrig zylindrisch,
ihr feinkörniges Protoplasma enthält keine Granula und läßt an der Oberfläche eine verdichtete Zone
erkennen. Es treten acidophile Granula im basalen Teile der Zelle unterhalb des Kernes oder in dessen
Umgebung auf. Zugleich mit der Zunahme dieser Sekretgranula vergrößert sich die Zelle, und es tritt
eine Vorwölbung der Zellkuppel in die Lichtung des Drüsenschlauches hinein auf. Diese sehr verschieden
großen Zellkuppeln trennen sich allmählich mehr und mehr vom Zellkörper, mit dem sie
zunächst noch durch ein schmäleres Verbindungsstück Zusammenhängen. Bei hohen Zellen in engen
Schläuchen sind die Zellkuppeln schärfer voneinander getrennt, als bei flacheren Epithelzellen in weiten
Schläuchen. Weiterhin nehmen die Sekretgranula, wahrscheinlich durch Quellung, vielleicht auch
durch eine chemische Umwandlung, an Größe zu, während ihre Acidophilie abnimmt und während
sie durch Protoplasmaströmung in den oberhalb des Kernes befindlichen Zellabschnitt verlagert werden.
Im Inneren der Zellkuppel fließen dann die Sekretgranula zu größeren Massen zusammen, die sich
spezifisch färben. Der Übergang des Sekretes und der dieses umschließenden Protoplasmateile der
Zelle in die Lichtung der Drüse kann in doppelter Weise vor sich gehn: entweder durch Abstoßung
der Zellkuppel nach Durchreißung des dünnen Verbindungsfadens oder auch durch eine allmähliche
Auflösung der Zellkuppel. Beide Arten sind nicht prinzipiell voneinander verschieden, sondern gehen
in denselben Drüsen ineinander über. Ihr Vorkommen scheint abzuhängen von der Stärke der Absonderung
und der Dicke des Verbindungsstückes. Unterhalb der sich auflösenden Zellkuppeln entsteht
ein neuer verdichteter Protoplasmastreifen, der weiterhin die freie Zelloberfläche begrenzt, und
unter dem sich eine neue Zellkuppel bildet; bei wiederholter Absonderung werden die Zellen immer
niedriger, bis sie stark abgeplattet erscheinen. Jetzt hört die Bildung der Sekretgranula auf, die
1 Ich schreibe hier „ k u p p e ifö rm ig “ und nicht „ k u p p e n fö rm ig “, wie die Bezeichnung von Brinkmann im Deutschen
wiedergegeben worden ist. In seiner dänischen Arbeit schreibt Brinkmann „Kuppel“, was „Kuppel“, so auch
„Glocke“ (Lampenglocke) bedeutet, also dem deutschen Worte „Kuppe“ durchaus nicht entspricht. Brinkmann gibt
in seiner großen dänischen Arbeit (1911 a) auf Seite 164 in einer Anmerkung an, daß er die Bezeichnung „kuppelformet
Sekretion“ eingeführt habe in seiner A rbeit über die Rückendrüse von Dicotyles, da ihm die Bezeichnung „blasenförmige
Sekretion“ von Henschen nicht charakteristisch zu sein schien. Wie ich schon erwähnt habe, steht in dieser
deutsch geschriebenen Arbeit von Brinkmann aber „Kuppe“ und nicht „Kuppel“. Es scheint mir daraus hervorzugehen,
daß Brinkmann die Bezeichnung „Kuppel“ gemeint hat, aber im Deutschen versehentlich statt dessen „Kuppe“ geschrieben
hat, was j a bei einem Ausländer in Anbetracht der Ähnlichkeit der beiden deutschen Worte, nicht so auffallend sein
würde Dem deutschen Worte «Kuppe“ entspricht im Dänischen ein ganz anderes Wort. Übrigens scheint auch mir
der Ausdruck «Kuppel“ für die hier zu bezeichnende Form nur allein in Frage zu kommen, nicht „Kuppe“.