untüchtigen Nieren können die Schweißdrüsen bis zu einem gewissen Grade die Regulation übernehmen.
Doch passen sich die Schweißdrüsen nicht wie die Nieren in der. Menge des Sekretes rasch
und vollkommen dem Wasserbedürfnisse bzw. dem Wassergehalte des Organismus an. Sobald durch
liohe Temperaturen oder durch zentrale Reize die Schweißdrüsen zur Tätigkeit angetrieben werden,
sondern sie ab, trotz gesunkenen Wasservorrates oder trotz anämischer Zustände (Ohnmacht). Auch
die fäulniswidrige Wirkung des Schweißes und die Säuberung der Haut durch denselben ist betont
worden.
Das liier soeben Mitgeteilte wird mau also wohl als das ansehen dürfen, was wir im allgemeinen
zurzeit über den „Schweiß“ wissen. Demgegenüber ist nun doeb hervorzuheben, daß mit dem Gesagten
die Tätigkeit der a-Drüsen und e-Drüsen bei w e item n ich t k la r g e le g t ist. Wenn z. B.
Metzner die F e tt s e k r e tio n der Schweißdrüsen einfach leugnet, so steht dem doch die unumstößliche
Tatsache entgegen, welche ja seinerzeit auch für Meißner (1857) die Ursache war, eine Fettsekretion
der Schweißdrüsen anzunehmen, daß die Handfläche Fett absondert, individuell verschieden viel,
und daß auf dieser Handfläche sich keine Talgdrüsen finden, sondern nur Schweißdrüsen und zwar
nur e-Drüsen. Das Fett muß also doch wohl aus diesen Drüsen herstammen. So ist denn diese
Frage der Fettabsonderung durch die Drüsen der Hohlhand und der Fußsohle auch vielfach und
immer wieder von neuem untersucht worden. Banvier (1879) hat in den Schweißdrüsen Fett, angenommen
und hierin ist ihm weit später Benaut (1899) gefolgt, welcher die Schweißdrüsen direkt
als „pimeiogbnes“ (fettbildend) bezeichnet und augibt, daß infolge dieser Eigenschaft der Diüsen
die Haut auch an den Stellen eingefettet wird, wo die Haare und damit die Talgdrüsen fehlen. Weiter
hat Unna sich eingehend mit dieser Frage beschäftigt. In einer Reihe von Arbeiten (1882, 1883,
1894 resp. 1896, 1898 im ä 1910) hat er immer wieder die Fettsekretion der Schweißdrüsen verteidigt.
In seiner Arbeit vön 1894 bemerkt er übrigens, daß der erste, der Fett im Schweiße, bemerkte,
F. Simon (1840) war, daß wir den ersten genauen Nachweis des Fettes im Schweiße aber
C. F. Th. K ra n se iy e rdanken, der in dem Schweiße, der von dem Handteller aufgefangen wurde,
Fett nachzuweisen vermochte. Meißner schrieb dann 1857 den Schweißdrüsen led ig lich die Funktion
der Fettbildung zu. Daß diese letztere Ansicht nicht richtig war, ist ja später bald erwiesen worden.
Nach Unna enthalten die Knäueldrüsen der Fußsohle des Menschen normalerweise stets Fettkügelchen
in Verschieden^ Menge. Weiter geht Unna auf den Nachweis des Fettes in dem von der Hand
gelieferten Schweiße ein. Daß eine schwitzende Hand auf Papier Fettflecke zu erzeugen vermag, ist
ja eme bekannte Tatsache. Diesen Abklatsch konnte er mit Osmium färben. Er wies damals , aber
auch nach, daß sich Osmiumsäure den verschiedenen Fetten gegenüber verschieden, verhält und hauptsächlich
die flüssigen oder weniger kompakten Teile färbt. Wahrscheinlich besteht nach UMut das
Fingerfett der Hauptsache nach aus Stearin, doch sind Palmitin und selbst Oholestearin nicht ganz
auszuschließen. Dieses Fett würde also von den gewöhnlichen Knäueldrüsen des Menschen (den
e-Drüsen) abgesondert werden. Es unterscheidet sich aber von dem Fette, das die Talgdrüsen
liefern, in ähnlicher Weise wie die Stearinsäure (und Margarinsänre) von der Oleinsäure. Unna hat
dann weiterhin (1898) mit einer anderen Osmium-Methode den Fettnachweis von neuem ausgeführt
und dabei gefunden, daß nicht nur in der Fußsohle, dem bisherigen klassischen Orte des Knäuel-
fettnächweises, die Knäuel beständig Fett, oft in reichlichem Maße enthalten, sondern daß die Knäueldrüsen
der verschiedensten Hautgegenden denen der Fußsohle nicht nachstehen. Sehr fettreich sind
die Knäuel der Achselhöhle, der Leistengegend, die circumanalen und cirmummamilläven Drüsen
(das wären also alles a-Drüsen), ferner die Knäuel der Stimhaut, der Backen- und Kinnhaut (dieses
wären e-Drüsen). Die Fettabsonderung ist daher nach Unna als eine allen Knäueldrüsen eigentümliche
Funktion zu betrachten. Hierin würde Unna also übereinstimmen mit Ranvier und Renaut.
In einem Vortrage auf dem Anatomenkongresse in Kiel am 18. April 1898 hob Unna hervor, daß
durch seine Befunde es mit aller wünschenswerten Klarheit definitiv bewiesen sei, daß die Einfettung
der Gesamtoberfläche der Haut von den Knäueldrüsen ausgehe, da nur diese in der Gesamthaut
als einfettende Apparate vorhanden seien. Sata hat dann 1900 die Angaben von Unna nachgeprüft
und zwar zunächst mit der von Unna angegebenen Methode. Er hat in den Schweißdrüsen von
verschiedenen Körpergegenden stets reichliche Mengen von Fett gefunden, natürlich in wechselnder
Menge, aber oft nicht in der Weise, wie man bisher angenommen hat: So enthalten z. B. die Schweißdrüsen
in der Fußsohle oder an anderen Gegenden des Körpers oft ebenso viel Fett wie in der Achselhöhle.
Er hebt dabei hervor, daß bei einem 8monatigen Embryo des Menschen und bei einem Hundeembryo
in den Schweißdrüsen nur ganz geringe Mengen von Fett beobachtet wurden, dessen Reaktion
gegenüber der Osmiumsäure etwas anders war, als bei den anderen Fetten. Sata kommt zu dem
Schlüsse:
„Also ist die Schweißdrüse im allgemeinen eine Fett produzierende Drüse. Es wird dadurch natürlich nicht ausgeschlossen,
daß diese Drüsen auch den Schweiß absondern. Endlich könnte man noch bemerken, daß die Schweißdrüsen
cntwickelungsgeschichtlich mit der Mammardrüse, einer typischen Fettabsonderungsdrüse, dieselbe Abstammung haben.“
(S. 564.).
Diese letztere Bemerkung von Sata ist zweifellos durchaus richtig. Da nun die Osmiumsäure
nicht als ein ganz sicheres Fettnachweismittel gilt, so hat Sata seine Präparate weiter noch mit
Sudan III gefärbt. Er konnte auf diese Weise die früher gemachten Befunde im allgemeinen bestätigen.
Der einzige Unterschied bestand darin, daß das Fett in den Drüsenzellen als viel kleinere
Körnchen und oft auch in geringerer Menge erschien, mitunter wurden auch keine rot gefärbten Fettkörnchen
gefunden, jedenfalls wurde aber auch durch die Sudanfärbung bewiesen, daß die Schweißdrüsen
an verschiedenen Stellen des Körpers Fett enthalten. Im darauf folgenden Jahre hat dann
Ledermann (1901) die Untersuchungen über den Fettgehalt der Schweißdrüsen wieder auf genommen.
Der auf chemischem Wege gelieferte Nachweis, daß der Schweiß der Handteller und Fußsohlen,
an welchen Stellen das Talgdrüsenfett fehlt, fetthaltig ist, ist nach ihm nicht ganz beweiskräftig,
da auch die Hornzellen autochthones Fett enthalten, welches sich dem Schweiße beimengt. Dieser
letztere Erklärungsversuch scheint mir allerdings recht gesucht zu sein. Es ist meiner Meinung nach
äußerst unwahrscheinlich, daß das in dem Hand- und Fußschweiße häufig enthaltene Fett nur aus
den umgebenden Hornzellen in den Schweiß eintreten soll. Ledermann führte seine Untersuchungen
an den Sohlenballen von Katzen aus, bei denen er durch Pilokarpin eine starke Schweißsekretion
erzeugt hatte. Als Fettfarbstoffe wurden Sudan III und Scharlach R gewählt. Seine Befunde deckten
sich in allen Punkten mit den Feststellungen, die Unna mit seiner Methode der sekundären Osmierung
in der menschlichen Haut gemacht hat. Ledermann hatte Wert darauf gelegt, daß nicht nur in den
Zellen der Schweißdrüse, sondern auch in den Ausfüh ru ngsgängen Fett nachweisbar sein müsse,
und seine Untersuchungen erwiesen das: die geraden Ausführungsgänge der Schweißsdrüen enthielten
an vielen Stellen große, rote Fettropfen, welche das Lumen vollkommen ausfüllten und sich überall
der Weite desselben anpaßten. Diese Fettropfen, welche oft reihenförmig in wechselnder Größe das
Lumen ausfüllten, machten vollkommen den Eindruck, als ob das Bild eines kontinuierlichen Fettstromes
während seines Verlaufes in dem mikroskopischen Präparate festgehalten worden wäre.
Neben den einzelnen Fettropfen fanden sich auch in manchen Schnitten rote, das Lumen der Aus