finden wir das Tectum posterius bei EcMdm, während Lepvs nur eine einfache, schmale, vertikal
stehende Platte besitzt.
Die Lageveränderungen, welche die Ohrkapsel im Laufe der phylogenetischen Entwicklung
durchmacht, sucht V o i t in drei i r r 'S o h i e d e n e ih r e h u n g e n zu zerlegen: Erstens in
eine Drehung um die t r a n s v e r s a l e Ac hs e , , durch die der vertikale Längsdurchmesser in
einen horizontalen umgewandelt wird. Durch diese Drehung hauptsächlich wird die Ohrkapsel von
der Schädelseitenwand in die Tiefe, an den Schädelbogen, gerückt. Zweitens macht der Kanalteil
des Ohres eine Drehung durch, die um die L ä n g s a c h s e stattfindet; hierdurch wird die vorher
noch fa st senkrecht stehende, mediale W and in lateraler Richtung umgelegt u nd dadurch die Schädelhöhle
erheblich verbreitert. Drittens erfährt die Ohrkapsel eine Drehung um die v e r t i k a 1 e
A c h s e , so daß im .Gegensätze zu Reptilien die Hinterpole der Ohrkapseln sich voneinander weiter
entfernen und die vorderen Pole näher aneinander treten. Prägen wir uns’ nun einmal, wie |g r« n it
diesen Lageveränderungen bei Didelphys steht. Die zuerst angeführte Drehung ha t, wie ich oben schon
ausführte, überhaupt nicht stattgefunden.
Der Kanalteil des Ohres
liegt dorsal vom hinteren Teil der
Cochlea und bildet fast ausschließlich
die Schädelseitenwand der Ohrregion.
Auch die an d ritter Stelle erwähnte
Umlagerung h a t sich n icht vollzogen.
Ich betone hierbei nochmals, daß
ich von dem v o r dem Kanalteil
gelegenen Stück der Cochlea vollkommen
bei der Beurteilung dieser
Frage absehe, da es bei Lacerta noch
gar nicht vorhanden ist und wir bei
einer Vergleichung natürlich in der
Hauptsache nur von dem Kanalteil
sprechen können, der der gesamten
Ohrkapsel von Lacerta homolog zu setzen ist. Eine Drehung um die Vertikalachse h a t also nicht s ta ttgefunden,
obgleich die vorderen Pole der Ohrkapsel, d. h. der Cochlea, einander viel näher stehen als
die kaudalen. Auch an dem Modell von Lepus habe ich dieselbe Messung angestellt wie bei Didelphys,
d.h. die Abstände derUtriculi beider Seiten, sowie der Spaltungsstellen der Crura communia konstatiert.
Der Abstand der Prominentiae utriculi beider Seiten b eträgt an dem Z i e g l e r sehen Modell 80 mm,
der Abstand der hinteren Pole der Ohrkapsel 64 mm. Wir finden also im Grunde genommen di e s e l ben
V e r h ä l t n i s s e w i e b e i D i d e l p h y s . So wird es sich wohl in vielen anderen Fällen auch
verhalten. Oft wird eine Täuschung durch das starke Auswachsen der bei Reptilien noch unbedeutenden,
kleinen Cochlea nach vorn und medial, in das Gebiet der Basalplatte hervorgerufen werden.
Was nun die unter Zweitens erwähnte Drehung betrifft, so ist gerade im Gebiete des Kanalteils, wo
sie V o i t vorzugsweise feststellt, nichts davon zu sehen. Seine mediale 'Wand ist nicht schräg
gelagert, sondern steil und schiebt sich auch nicht unter das Gehirn., Sie’verläuft nicht weniger
steü in dorso-ventraler Richtung als bei Lacerta und bei Echidna. Dagegen läß t sich aber an der
Cochlea, und zwar an dem von den Säugern neu erworbenen, vor dem Kanalteil gelegenen Abschnitt
eine deutliche Richtungsveränderung feststellen. Seine dorsale Begrenzung liegt völlig horizontal
am Boden des Gehirns. Außerordentlich interessant ist nun, daß sich diese V e r l a g e r u n g der
Schneckenkapsel o n t o g e n e t i s c h n o c h n a c h w e i s e n läßt. Wir sehen in Figur 19
einen Schnitt, der der Serie IV entnommen ist. E r führt durch den vorderen Teil der Schneckenkapsel
und zeigt, wie die Cochlea dort homokontinuierlich mit der Basalplatte verbunden ist, die
einen außerordentlich schmalen Querschnitt besitzt und in einem Winkel von etwa 120 Grad gegen
sie abgeknickt erscheint. Betrachten wir dagegen Figur 20, einen Schnitt durch dieselbe Gegend,
der aus Serie I I I stammt, so finden wir, daß die Oberfläche der Basalplatte mit der Dorsalkante
der Cochlearkapsel fast genau in einer Linie in der Horizontale liegt. Der größte Teil des Volumens
der hier schon erheblich mehr ausgewachsenen Schneckenkapsel liegt nun ventral von der Basalplatte.
Während der Entwicklung vom Stadium IV zu Stadium I I I muß also die Umlagerung der Schneckenkapsel
vor sich gegangen sein. Durch ihre Drehung h a t eine ganz erhebliche Vergrößerung der Schädelhöhle
stattgefunden. Deutlich ist
auch zu sehen, aus welcher Ursache
diese Erweiterung eintrat, und auf
welche Weise der gewonnene Raum
ausgenutzt wird. Vergleichen wir
auf Figur 19 und Figur 20 einmal
das Gehirn. Beide Schnitte führen
durch die Austrittsstelle des Nervus
trigeminus, die an der Lateralseite des
Pons liegt. Wir sehen also übereinan- Duct.coM.
der liegend ventral einen Querschnitt
des Pons, dorsal des Großhirns. In
Figur 19 sehen wir, daß letzteres noch
auffallend klein erscheint und wesent- J"nf‘
lieh gegen das erhebliche Volumen des
Pons zurücktritt. Bei Serie I I I is t das Fig. 20. Schnitt durch die Schneckenkapsel. Serie III. Vergr. 22,5.
Verhältnis aber bereits ein anderes
geworden: Das Großhirn hat sich stark entwickelt und drückt nun auf den darunter liegenden
Pons. Durch den starken Druck von oben wird diese Masse breit gedrückt; ihre vertikale Ausdehnung
kamrsie nicht beibehalten, und da sie auch ventral in der starken, verknorpelten Basalplatte
einen Widerstand findet, so sucht sie in lateraler Richtung einen Ausweg, wo dieser am geringsten
ist. So erfolgt die Umlagerung der Schneckenkapsel in die horizontale Richtung, und der gewonnene
Schädelraum wird auf beiden Seiten durch die lateral vorderen Partien des Pons ausgefüllt.
Pars cochlearis der Ohrkapsel. Daß die Ohrkapsel der Säugetiere ein Gebilde darstellt,
welches man nicht in allen Teilen derjenigen der niederen Wirbeltiere gleichsetzen kann, ist
eine allgemein bekannte und unbestrittene Tatsache; und zwar hat die Cochlea bei den Säugern
einen ganz erheblich größeren Umfang angenommen, während die Größe der Bogengänge relativ
zurückgetreten ist. Nun liegt die stark vergrößerte Schnecke gleichfalls umgeben und geschützt
von Skelettmaterial, das mit der übrigen Ohrkapsel, homokontinuierlich verbunden ist, und es bestehen
Meinungsverschiedenheiten, wo der Ursprung dieses Knorpels zu suchen ist. Während verschiedene
Autoren die Ansicht vertreten, die Ohrkapsel wäre ein einheitliches Gebilde, und der Knorpel, der