innerlichen Verbindung von Basalplatte und Cochlearkapsel besteht, wobei erst sekundär die Verschmelzung
auf einer kleinen Strecke gelöst wird, müssen wir unbedingt als primitiv ansehen und an
G a u p p s Befunde bei Echidna anschließen, wo diese Ablösung auch späterhin nicht erfolgt.
Bei der Pars vestibularis möchte ich noch auf eine besondere A u f t e i l u n g d e s
F o r a m e n a c u s t i c u m i n f e r i u s hinweisen. Während die Foramina acusticum superius
und faciale primitivum genau die gleiche Stellung und Ausbildung zeigen wie bei allen ändern bekannten
Säugern, weist das Foramen acusticum inferius bei älteren Stadien eine weitergehende Spezialisierung
auf. Die mediale Ohrkapsejwand mit den Foramina für Acusticus und Facialis stellt die Partie der
Ohrkapsel dar, die zu allerletzt verknorpelt. Sie ist bei Stadium IV noch völlig vorknorpelig, und die
Nerven durchbohren direkt die Bindegewebsschicht, die das häutige Labyrinth von der Hirnhöhle
trennt. Stadium IV zeigt in dieser Beziehung einen ähnlichen Entwicklungszustand, wie er an
G a u p p s Modell von Echidna zu sehen ist. Dort fehlt gleichfalls eine mediale Knorpelwand fast
völlig, sonst ist allerdings die knorpelige Ohrkapsel bei Diddphys I V noch erheblich unvollständiger.
Bei Stadium I I I ist zum größten Teil die Verknorpelung auch der medialen Wand bereits erfolgt,
und in den übrigen Teilen ist die Knorpelkapsel schon ganz vollständig. Das Foramen acusticum
superius h a t schon eine knorpelige Umrandung erhalten; allerdings ist es n ur ein ganz dünnes, schmales
Knorpelbälkchen, welches seine Trennung vom Foramen acusticum inferius bewirkt. Während
Stadium I I fast genau denselben Entwicklungszustand zeigt wie Stadium II I, ist bei Didelphys I,
auch am Modell sehr deutlich zu sehen, eine weitere Entwicklung und knorpelige Aufteilung der
medialen Ohrkapselwand eingetreten. Außer der Trennung der beiden Foramina acustica voneinander
ist das Gebiet des Foramen acusticum inferius nochmals zerlegt worden. Der Knorpelbalken, der die
beiden Foramina acustica voneinander trennt, und der bei Stadium I I I noch sehr schmal war, is t nun
bei Stadium I zum Septum spirale cartilagineum ausgewachsen, das bei den jüngeren Stadien noch
nicht vorhanden war. Sein dorsaler Teil, der zugleich den Boden des Meatus acusticus internus bildet,
bewirkt eine unvollständige Trennung des Foramen acusticum inferius in einen oral und einen kaudal
von ihr gelegenen Teil. Durch den ersteren zieht der Nervus cochlearis zur Cochlea, durch den letzteren
im wesentlichen der Ramulus ampullaris posterior des Acusticus zur Ampulla posterior. Im dorsalen
Teüe des Septum spirale selbst befindet sich noch eine kleine Öffnung, die ich als Foramen sacculare
inferius bezeichnet habe, um anzudeuten, daß der Ramulus saccularis inferior hierdurch in die Ohrkapsel
eintritt. Dieses kleine Foramen ist bisher, soweit ich es finden konnte, n u r von G a u p p bei
Echidna, Stadium 50 beschrieben worden. Die d o rt von ihm gegebene Bezeichnung — Foramen
acusticum medium habe ich nicht gewählt, da das Foramen zum Gebiet des Foramen acusticum
inferius gehört. Immerhin wäre es möglich, daß es auch bei anderen Formen vorhanden ist, daß
es aber am knöchernen Schädel mitunter seiner Kleinheit wegen übersehen wird. Daß es an den
bekannten Säuger-Primordialcranien außer Echidna bisher noch nirgends gefunden worden ist,
könnte daran liegen, daß keins der untersuchten Entwicklungsstadien im Alter dem von mir
modellierten Stadium I von Diddphys gleichkommt. In der Entwicklung des Ohrs muß Lepus
z. B. meinem Stadium I I am ähnlichsten sein.
Der Innenraum der Ohrkapsel von Diddphys bietet wenig Besonderheiten. E r stimmt
bis ins einzelne fast genau m it Lepus überein, nur ist naturgemäß die Orientierung der einzelnen R äume
gegeneinander etwas anders, was dadurch bedingt wird, daß bei Didelphys eine Umlagerung des
Kanalteils nicht stattgefunden hat. Die Haupträume der Ohrkapsel, das Cavum vestibuläre und
utriculo-ampullare stehen in ziemlich weiter, offener Verbindung miteinander, nur das Cavum ampullare
posterius ist durch eine horizontal liegende, kräftige Knorpelwand von dem Cavum vestibuläre
abgetrennt, die — wie ich oben beschrieb — vom Hinterrande des Foramen acusticum inferius zum
Oberrande des Foramen perilymphaticum zieht. In ähnlicher Weise findet nur bei Peramdes eine
Abtrennung s ta tt, wo — wie C o r d s sagt — die Grenze beider Abschnitte leicht angedeutet wird
durch eine Leiste, welche vom medial ventralen Rande des Foramen acusticum inferius zur dorsal-
kaudalen Begrenzung des Foramen perilymphaticum verläuft. Die Endstücke des Crus simplex
des lateralen Bogenganges *und des Crus ampullare des hinteren liegen dicht nebeneinander in einer
gemeinsamen Höhlung (siehe Seite 23, Figur 7), wie V o i t dies bei Lepus, F i s c h e r bei Talpa
auch gefunden hat. Nach vorn zu gegen das Cavum cochleare ist das Cavum vestibuläre durch eine
vertikal stehende Knorpelwand abgeschlossen, welche zwischen lateraler Ohrkapselwand und Septum
spirale liegt, genau wie dies bei Peramdes der Fall ist, w ährend bei Lepus beide Räume weit miteinander
kommunizieren. Bemerkenswert ist ferner, wie stark ausgebildet die knorpelige Massa angularis ist,
in der die Bogengänge eingebettet liegen, im Gegensatz zu der Wand des weiten Hauptraumes der
Ohrkapsel, die verhältnismäßig recht dünn ist.
Cavum SUpracochleare. Wir haben oben gesehen, daß bei Diddphys noch während der
Ontogenese eine erhebliche Vergrößerung der Schädelhöhle dadurch bewirkt wird, daß die ursprünglich
steilstehende Pars cochlearis durch den Druck des stark wachsenden Großhirnes in die Horizontale
an den Schädelboden verlegt wird. Außer diesem Raum, der die Schädelhöhle erweitert, ist dem
knöchernen Schädel aber noch ein weiteres Gebiet einverleibt, das bei Sauriern ganz außerhalb des
Craniums lag. Es wurde zuerst von V o i t (1909) bei Lepus beschrieben und Cavum supracochleare
benannt. Aus der oben behandelten Umlagerung der Ohrkapsel ist es uns ein Leichtes zu sehen,
daß V o i t s Ansicht, die Einbeziehung des Cavum supracochleare in den Schädelraum habe darum
stattgefunden, weil die Schneckenkapsel nicht wie der Kanalteil umgelagert werden konnte, da sie
sofort bei ihrer Entstehung am Schädelboden lag, nicht das Richtige trifft. Diddphys zeigt uns,
daß nicht der eine Modus der Schädelvergrößerung f ü r den anderen eingesetzt wurde, sondern
daß beide n e b e n e i n a n d e r sich vollziehen können. Im übrigen ist ja der Raumgewinn durch
die Einbeziehung des Cavum supracochleare in die Schädelhöhle für das sich vergrößernde Gehirn
kein wesentlicher, da der neue Schädelraum schon zum größten Teil durch die dort liegenden gangliösen
Gebilde ausgefüllt ist, die mit ins Innere des Schädels verlegt werden, während durch die Umlagerung
der Sclineckenkapseln gerade die Hirnhöhle um ein erhebliches Stück erweitert wird. Ein Cavum
supracochleare ist auch bei Didelphys m it großer Deutlichkeit zu sehen. Seine mediale Begrenzung
bildet die Commissura suprafacialis, die als Teil der ursprünglichen Schädelseiten wand zu deuten ist.
Von ihr dehnt sich nun in lateraler und oraler R ichtung das Cavum supracochleare auf der Schneckenkapsel
aus, und seinen lateralen Abschluß bildet die Crista coclilearis, die am Modell mit außerordentlicher
Deutlichkeit zu sehen ist. (Siehe Tafelfigur 1, sowie Seite 18, Figur 6.) Nach vorn zu reicht
es bis zum oralen Ende der Crista cochlearis, also etwa bis zum vorderen Pole der Schneckenkapsel.
Suchen wir nach einem weiteren lateralen Abschluß des Cavum supracochleare, so finden wir dorsal
von der Crista einen kräftigen Bindegewebsstrang, der am Oberrand seine ventrale' am Unterrande
der Commissura orbito-parietalis seine dorsale Begrenzung findet. Von Bedeutung scheint mir zu
sein, daß dieser Gewebszug, der öffenbar einen Teil der späteren, sekundären Schädelseitenwand
darstellt, gerade bis zum Vorderrande des von mir als Tuberculum tympani bezeichneten Knorpelhöckers
reicht und dort sein Ende findet. Ausgefüllt w ird das Cavum supracochleare im wesentlichen
durch den Facialisstamm, das Ganglion geniculi des Facialis und durch den kaudalen Teil des Ganglion
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