laterale Fortsatz reicht nicht weiter als der Hanralus und t r i t t bald in Beziehung zur medialen
Lamelle des Squamosum, das hier also zum ersten Male eine Verbindung mit dem Parasphenoid
erhält. Der mediale Fortsatz bleibt stets in unmittelbarer Nähe des basalen Knorpels und zieht
als schmale dreikantige Knochenspange in dem Winkel zwischen Basalplatte und Schneckenkapsel
nach hinten, übernimmt also je tz t gewissermaßen ventral die Verbindung von Schneckenkapsel
und Planum basale, da nunmehr im Stadium X II die dorsalen flügelartigen Verbindungsplatten
(Planum supracochleare) wiederum rückgebildet werden.
Am stärksten entwickelt haben sich im Vergleich zu den Deckknochenanlagen des Stadium IX
die F r o n t a l i a . Erstens einmal erstrecken sie sich bedeutend weiter nach vorn als bisher: sie
reichen nämlich hier bis auf den vorderen Teil des knorpeligen Nasendachs und bedecken mit ihren
oralen Enden die Kaudalspitzen der Nasalia. Diese vorderen Teile der Frontalia berühren sich fast
in der Medianebene; es sind kräftige Knochenschalen, die von medial-unten — wo sie kolbig verdickt
der paries superior der Nasenkapsel aufliegen — schräg nach außen und oben ziehen. Sie umgreifen
also die vordersten Teile des Großhirns nicht nur lateral, sondern u n t e r lagern sie auch, und zwar
etwa bis zur Gegend der Spina mesethmoidalis.
Dieser merkwürdige Teü des Frontale entsteht, wie ich hervorheben will, höchstwahrscheinlich
als eine s e l b s t ä n d i g e Knochenlamelle vor und medial von der ursprünglichen Frontalanlage,
die sich nur lateral, nicht oberhalb der Nasenkapsel bildete. Daß es sich nicht etwa um ein einfaches
Vorwachsen der schon im Stadium IX und V vorhandenen Knochenanlagen handelt, beweist im
Stadium X II erstens die Anordnung der Spongiosa und zweitens eine tiefe, von Periost ausgekleidete
Spalte, die den massiven Ventralteil des Frontale an dieser Stelle in einen medial-oberen und einen
lateral-unteren Abschnitt zerteilt. F ü r diese Auffassung spricht auch das Vorhandensein einer
noch ganz jungen, aber immerhin deutlichen Knochenanlage medial und oberhalb vom Vorderrand
des Frontale beim Embryo IX, eine Bildung, die ich nicht deuten konnte, ehe ich den Embryo X II
untersucht hatte.
Auffallend ist übrigens, daß sich bei dem 105 mm langen Embryo von Balaenoptera acuto-
rostrota, den d e B u r l e t beschrieben h a t und der in der Entwicklung der Deckknochen oft stark
an den viel größeren Megaptera-’Embiyo X II erinnert, anscheinend keine Spur dieser akzessorischen
Lamelle des Frontale findet. Jedenfalls lassen die beigegebenen Mikrophotogramme n ichts derartiges
erkennen.
Um jedes Mißverständnis zu vermeiden, will ich noch betonen, daß man durchaus nicht
anzunehmen braucht, im Frontale sei nunmehr ein fremdes Knochenelement aufgegangen. Jedenfalls
ist die Tatsache der „polyzentrischen“ Entstehung eines Knochens allein — wie G a u p p
wiederholt nachgewiesen h a t — „durchaus nicht ohne weiteres ein Beweis dafür, daß der Knochen
vergleichend-morphologisch einen Knochenkomplex darstellt, und die selbständig auftretenden
Knochenpunkte sind nicht ohne weiteres als Repräsentanten von morphologisch selbständigen
Stücken anzusprechen.“ (G a u p p, 1915, S. 78.) —
In ihrem weiteren kaudalen Verlaufe sind die Frontalia zunächst ähnlich gebaut, wie in
früheren Stadien; es sind klüftige Knochenschalen von spitzwinklig-dreieckigem Querschnitt. Seitlich
von der Commissura sphenethmoidalis und der Ala orbitalis bilden sie im Anschluß an diese die
laterale Begrenzung des Gehirns. Oberhalb des Bulbus beginnt in diesem Stadium der Ventralteil
des Frontale lateralwärts auszuwachsen; es bildet sich also der Anfang der starken und breiten
supraorbitalen Platte, die das Frontale des erwachsenen Schädels zeigt. Medial vom vorderen Pol
des Bulbus geht hier übrigens ein kleiner beim Embryo IX noch nicht vorhandener Fortsatz von der
medial-unteren Kante des Frontale aus, der dem Kaudalteil der knorpeligen Nasenkapsel lateral
stets eng anliegt.
Oberhalb des letzten kaudalen Drittels des Augapfels findet sich noch ein weiterer kaudal-
wärts gerichteter Fortsatz des Frontale, der im Stadium IX noch nicht abgegliedert war. Das
dort noch einheitliche Käudalende des Frontale erscheint hier also in eine mediale hochstehende
Knochenlamelle und einen ziemlich langen supraorbitalen Fortsatz zerlegt. Diese Zerteilung kommt
dadurch zustande, daß die mächtigen von der Mandibula ausgehenden Kaumuskelanlagen sich jetzt
an der oberen Lateralfläche des Frontale anheften; sie schneiden also von hinten her in das Frontale
ein und sprengen gewissermaßen den lateralen Fortsatz von der medialen Lamelle ab.
Dieser supraorbitale Fortsatz, der als kaudale Fortsetzung der sich bildenden supraorbitalen
P la tte auftritt, krümmt sich hinter dem Bulbus etwas nach unten und endet oberhalb des Processus
zygomaticus des Squamosum, ohne daß es vorläufig zur Berührung beider Fortsätze kommt.
Am erwachsenen Megaptera-Schädel zeigt die supraorbitale Pla tte des Frontale keinen Einschnitt
mehr, sondern höchstens noch eine plumpe Verlängerung ihres lateral-kaudalen Endes.
Das Kaudalende der dünnen medialen Lamelle des Frontale beim Embryo X II erscheint
im Vergleich zum Stadium IX schon wieder etwas reduziert: sie reicht je tz t nur noch bis
zur Commissura orbitoparietalis, aber nicht weiter nach hinten. Ihre Funktion, nämlich die seitliche
Begrenzung des Cavum cranii oberhalb der Commissura orbitoparietalis und der Lamina supra-
capsularis übernimmt hier schon etwas weiter vorn als bisher das P a r i e t a l e , das in Form und
Lage gegenüber Stadium IX kaum etwas Neues zeigt.
Stark verändert dagegen erscheint das S q u a m o s u m . Sein kaudaler Teil bedeckt als dünne
Knochenschale fast die ganze pars canalicularis der Ohrkapsel. Der obere Rand dieses Teils berührt
den Ventralrand des Parietale. Weiter vorn — etwa lateral vom Foramen faciale — wird die flache
Knochenlamelle zu einem sehr kräftigen Balken, an dessen Ventralseite sich die Gelenkfläche für die
Mandibula auszubilden beginnt. Lateral von der oralen Kuppel der knorpeligen Schneckenkapsel
te ilt sich dieser Balken in eine mediale Lamelle, die sich am seitlichen Abschluß der Fenestra spheno-
parietalis beteiligt und bis zu dem lateralen Ausläufer der Parasphenoidplatte zieht (s. o.), und in
eines kompakten lateralen Teil, der — sich ganz allmählich verjüngend — nach vorn zieht und zum
Processus zgyomaticus wird. Daß der Jochbogen im Stadium X II zum ersten Male geschlossen auftr
itt, wurde schon erwähnt.
Die M a n d i b u l a reicht beim Embryo X II oral bis zur Vereinigung der Meckelschen
Knorpel. Auch kaudal ist sie je tz t stark vergrößert: beim Embryo IX erreichte sie schon ventral
vom Augapfel ihr Ende (Fig. 14, 19), während ihr kaudaler Gelenkfortsatz jetzt
ventrolateral von der Schneckenkapsel liegt. Dieses Endstück enthält sehr viel Knorpel. Auch
noch manche andere Knochen, die bisher als reine „Bindegewebsknochen“ entstanden, zeigen je tz t
in ihrem Innern stellenweise Knorpelgewebe, keiner aber so viel und so deutlich wie die Mandibula.