Zellen, entweder noch mit einer späteren Beteiligung der a-Drüse oder ohne eine solche. In dem
vorliegenden Falle fehlt die a-Drüse. In den Fig. 68 und 69 sieht man jüngere Stadien der Haarentwicklung
von dem fünfmonatigen Embryo her, sie sind gezeichnet worden einmal, um die Bildung
des Haarkanales durch die Talgzellen in früheren Stadien zu zeigen, und auch aus anderen Gründen.
Auf Fig. 68 sieht man, wie der Haarkanal, der durch seine Fettfüllung deutlich hervortritt, sich
in die Epidermis hinein erstreckt und diese noch nicht durchbrochen hat, d. h. die Homschicht derselben,
das „Epitrichium“ liegt noch über ihm. Dasselbe ist in Fig. 69 der Fall. In Fig. 68 sind
wieder alle drei Vorbuchtungen des Haarbalges sehr deutlich sichtbar: die a-Drüse, die Talgdrüse
und der Wulst, nach der Gegend dieses letzteren hin sieht man wieder die Anlage des Haarbalgmuskels
verlaufen. Aus den bespro ch en en B ild e rn g eh t klar und d eu tlich he rv o r, daß
die a-D rüse en tw ic k lu n g sg e s c h ic h tlich sich von dem H a a rb a lg e aus b ild e t, und zwar
is t sie, das geht aus diesen menschlichen Bildern ebenfalls hervor, gerade so wie es bei Tieren
beobachtet worden ist, d a s jen ig e Gebild e, das sich am frü h e sten h e r au sb ild e t. Dann
e rst fo lg t die Talgdrüse. Auch der „Wulst“ tritt, wie aus diesen Bildern hervorgeht, sehr frühzeitig
auf, er ist ja aber kein Gebilde, das sich sekundär von dem primären Haarkeime aus abspaltet
er gehört mit zur Haaranlage; auf seine Bedeutung habe ich hier nicht näher einzugehen. Gerade
so a lso , wie wir auf den B ild e rn von den e rwachsenen Menschen g e seh en haben,
daß die a-D rüse und die T algdrüse sich s t e t s auf der h in te ren S e ite des H aarbalge s
b e fin d en , gerade so leg en s ie sich auch von vorn h e r ein an. Auch hier Lageverhältnis
zueinander und zu dem Haarbalgmuskel ist von vornherein durch die Entwickelung bestimmt.
Vergleicht man diese entwickelungsgeschichtlichen Bilder mit den späteren im ausgebildeten
Zustande, so erkennt man übrigens sehr klar, daß der H aarbalg in zwei T e ile von ganz v e r sch
ied en e r B ed eu tu n g z e r fä llt: einen d is ta le n T e il, aus dem die Talgdrüse und die a-Drüse
entspringen und in den sie später dementsprechend ausmünden, den „Haarbalgtrichter“ nach der
jetzigen Bezeichnung, und in einen proximalen, der die Haarwurzel aufnimmt und dementsprechend
die Wurzelscheiden enthält. Vielleicht könnte man, um dies Verhalten auch im Namen deutlich
auszuprägen, besser von einem „D rü sen te ile “ und einem „H a a r te ile“ des Haarbalges sprechen.
Beide sind ihrem Baue und ihrer Bedeutung nach scharf voneinander zu trennen. Aus dem Drüsenteile
entwickeln sich nur die beiden Drüsen, er ist als eine d iffe r en z ie r te E pide rmis anzusehen,
aus der eben diese beiden Drüsenarten sich entwickeln können, im Gegensätze zu den e-Drüsen,
die sich von der n ic h t d iffe r en z ie r ten E pide rmis aus bilden. Der „H a a r te il“ enthält dagegen
eine noch weiter differenzierte Epidermis, welche nur für die Entwickelung des Haares bestimmt
ist. Nun liegen Angaben vor, daß außer den Talgdrüsen, welche an der gewöhnlichen Stelle liegen,
an bestimmten Haaren auch noch solche sich finden sollen, welche weit tiefer liegen, so von Jeß.
Ich werde auf diese Angaben weiter unten noch zu sprechen kommen. Sollte das wirklich der Fall
sein, so würden diese Drüsen voraussichtlich von dem „Haarteile“ ihren Ursprung nehmen, was sehr
auffallend sein würde. Ich habe diese Angaben nicht nachgeprüft und kann daher nichts Näheres
darüber aussagen, sie würden aber wohl noch einmal nachgeprüft werden müssen.
Ganz anders als die a-Drüsen leg en sich die e-Drüsen an. Auf Fig. 69 sehen wir
links von der Haaranlage eine e-Drüsenanlage, die von der Epidermis aus direkt in das Corium
hinein wächst. Solche Bilder erhält man in genügender Menge auf jedem Schnitte durch die embryonale
menschliche Haut. Das sind jene Bilder, wie sie Koelliker schon 1850 dargestellt hat, jene
zapfenförmigen oder flaschenförmigen, von der Epidermis aus einwachsenden Gebilde. Ich brauche
auf sie nicht weiter einzugehen, die Entwickelung der e-Drüsen ist hinreichend bekannt. D as, was
ich hie r besonders h e rvorh eb en m ö ch te, is t der große U n te r sch ied , der auch e n t w
ic k e lu n g sg e sch ich tlich von vorn h e r ein zw ischen den a-Drüsen und e-Drüsen b e s
teh t. Das sind jene beiden Drüsenarten, die Garossini in seiner Arbeit unterschieden hat, die eine
Art, die e-Drüsen, welche stets frei von der Epidermis aus in das Corium hineinwachsen, und die
zweite Art, die a-Drüsen, welche von den Haarbälgen aus sich entwickeln. De Meijere (1894) hat
vollkommen recht, wenn er nach seinen Untersuchungen an Säugetieren sagt, daß die tubulösen
Drüsen ebenso wie die acinösen mit Recht „Haarfollikeldrüsen“ genannt werden können. In der
T a t hab en die a-Drüsen und die Talgdrüsen genau d enselben Ursprung: aus der
Wur z elsche ide der H a a ran la g e , ganz im Gegensatz zu den e-D rü sen , welche s te ts
von der fr e ien E p id e rm is aus entspr ingen. Das is t en tw ick e lu n g sg e s ch ich tlich schon
e in gru n d leg en d er U n te r sch ied zw ischen den a-Drüsen und e-Drüsen. Ist der Ursprungsort
ein so verschiedener, so kann man auch verstehen, wie es kommt, daß das Verhalten der Drüsenzellen
bei den beiden Drüsenarten ein so verschiedenes ist. Die e-Drüse entspringt von der Epidermis
aus, die a-Drüse aber erst von einer Fortsetzung der Epidermis, die sicher schon als differenziert
gegenüber der ursprünglichen Epidermis anzusehen ist. D ie se D iffer en z ie ru n g is t dann die
Ur sa ch e für das an d e r sa r tig e V e rh a lten des D rü sen ep ith e ls. Nach den vorliegenden
Untersuchungen ist es wohl als sicher anzusehen, daß die a-Drüsen die pr im itiv e ren Drüsen
sin d , d. h. in dem Sin n e , daß s ie sich zu e r st bei den S äu g etier en an g e le g t haben.
Sie sind von vornherein Begleiterscheinungen der Anlage der Haare gewesen, gerade so wie die Talgdrüsen.
Daraus, daß die a-Drüsen sich zunächst der Epidermis abspalten, und daß sie, durchschnittlich
wenigstens, sich früher anlegen als die Talgdrüsen, darf man v ie lle ic h t s ch ließ en , daß
sie die e rsten Gebilde gewesen sind, welche sich bei der ersten Ausbildung der Haare, nach
dieser oder mit dieser zugleich, entwickelt haben. Erst später sind dann voraussichtlich, auch phylogenetisch,
die Talgdrüsen entstanden. Diese frühere Entwickelung der a-Drüsen gegenüber den Talgdrüsen
ist ja auch wieder bestätigt worden durch Houy (1910) bei seiner Untersuchung über die
embryonale Entwickelung der Rückendrüse von Dicotyles, welche aus alveolären und zusammengesetzten
tubulären Drüsen besteht, von denen die letzteren aber in der Entwickelung vorausgehen.
Welche Bedeutung diese a-Drüsen bei jenen uralten Säugetieren gehabt haben, bei denen sie sich
zuerst anlegten, ist natürlich außerordentlich schwer zu sagen. Vielleicht sind es nur Exkretionsorgane
gewesen, welche die durch die Haare gebildeten Kanäle benutzten, um ihr Exkret bequem
auf die Haut zu entleeren, vielleicht haben sie aber auch von vornherein gleichzeitig noch eine besondere
Bedeutung für das Haar gehabt. Ob ihnen diese letztere Bedeutung, wenn sie früher überhaupt
bestanden hat, bei der weiteren phylogenetischen Entwickelung der Säugetiere, zu einem Teile
wenigstens, durch die „Talgdrüsen“ abgenommen worden ist, oder ob sie jetzt noch dieselbe Bedeutung
wie früher für das Haar besitzen, läßt sich vorläufig nicht sagen. Daß die „Talgdrüsen
bei den Haaren phylogenetisch nicht zugleich mit diesen aufgetreten sind, sondern erst später, dafür
spricht auch die Beobachtung von Römer (1898), daß sich an den Haaren von Echidna die Talgdrüsen
embryonal erst sehr spät anlegen (S. 225). Auch v. Eggeling (1900) gibt an, daß bei den Mono-
tremen im Beutelbezirke Talgdrüsen beim erwachsenen Tiere reichlich vorhanden waren, aber in
allen untersuchten Entwickelungsstadien fehlten. Sie müssen daher erst sehr spät zur Entwickelung
kommen. Schweiß- und Mammardrüsen sind dagegen schon außerordentlich früh in ihren Anfängen
erkennbar, sehr bald nach dem Auftreten der Anlage des Haupthaares. Das Späterauftreten der