eine jede für sich, Stoffe ab, welche als Mischungen anzusehen sind und sich daher leicht ändern
können, sondern sie vermögen auch weiter infolge ihrer großen Menge und ihrer Verbreitung über
die verschiedenen Teile des ganzen Körpers, wobei die Drüsen der einzelnen Gebiete wieder verschieden
sein können, in der Tat eine außerordentlich große Anzahl von verschiedenen Geruchskombinationen
zu erzeugen, die dann den „Individualgeruch“ des betreffenden Wesens darstellen. Die Menge dieser
Kombinationen wird noch vergrößert durch die Fähigkeit dieser Drüsen je nach dem ganzen Zustande
des Körpers und je nach der Nerven ein Wirkung, die von ihnen erzeugten Stoffe und Gerüche
zu verändern. Dadurch kann der Individualgeruch mehr oder weniger stark verändert werden, aber
wahrscheinlich immer nur innerhalb der für einen Individualgeruch bestehenden Grenze. Es folgt
daraus, daß es sehr unwahrscheinlich ist, daß ein Mensch bei Veränderung seines Stoffwechsels oder
infolge von besonderen nervösen Einwirkungen einen Individualgeruch erhalten kann, der dem eines
ändern Menschen entspricht. Wenn das möglich wäre, würde der Individualgeruch eben unter bestimmten
Umständen aufhören, ein Individualgeruch zu sein. Die Hautdrüsen eines jeden Menschen
aber ererben wieder die ihnen eigentümliche Beschaffenheit von den Vorfahren,, werden also mit den
Drüsen dieser eine gewisse Ähnlichkeit besitzen und hieraus folgt dann wieder, daß auch der individuelle
Geruch eines jeden Menschen voraussichtlich eine Ähnlichkeit mit dem seiner Vorfahren besitzen
wird. Auf diese Weise wird sich ein bestimmter Familiengeruch, Hordengeruch und Stammesgeruch
herausbilden können und müssen. Andererseits wird man wieder annehmen müssen, daß dieser
Geruch sich ändern kann, wenn Horden oder Stämme von anderen getrennt in ganz neue Verhältnisse
hineinkommen und in diesen so lange verbleiben, bis sich die Menschen wesentlich von den früheren
Stammesgenossen unterscheiden. So wird man sich die Verschiedenheit von Stammes- und Bassen -
gerüchen erklären können. So haben also unsere Hautdrüsen nicht nur die physiologischen Wirkungen,
die ich oben schon besprochen habe, sondern werden auch nach dieser Bichtung hin charakteristisch
für uns. Sie liefern damit zugleich wieder einen deutlichen Beweis für die Verschiedenheit eines
jeden Menschen von dem anderen in bezug auf seinen ganzen Körperbau, seinen Stoffwechsel, seine
Körperbeschaffenheit, was man kurz zusammengefaßt als seine „Konstitution“ bezeichnen kann. Es
folgt hieraus, daß zunächst jeder Mensch eine eigene Konstitution und einen eigenen Geruch besitzt,
aber weiter kann man nach bestimmten charakteristischen Ähnlichkeiten die Menschen in dieser Hinsicht
zu größeren Gruppen zusammenfassen und in diesem Sinne spricht man gewöhnlich von „Konstitutionen“.
Ich halte es durchaus für möglich, daß diesen Gruppen bestimmte Gerüche zukommen,
die dann als „Konstitutionsgerüche“ zu bezeichnen sein würden und neben den individuellen, Familien
und Bassengerüchen, als Nebengerüche, vorhanden sein würden. Wir würden freilich vorläufig
wohl noch ganz außerstande sein, diese Gerüche nachzuweisen und zu definieren. Es sind also
vorläufig nur „Möglichkeiten“, von denen ich hier spreche, Besultate, die man aus den bisherigen
Kenntnissen ableiten kann. Immerhin möchte ich diese Möglichkeiten erwähnen, um auf sie aufmerksam
zu machen, vielleicht gelingt dann auch gelegentlich der jetzt noch zu suchende Nachweis.
Auf die Feststellung von Merkmalen für die verschiedenen „Konstitutionen“, von anatomischen und
physiologischen solchen Merkmalen, geht aber neuerdings das Bestreben verschiedener Forscher hinaus.
Ich verweise in dieser Hinsicht kurz auf die neue Arbeit von Hammar (1916). Ich selbst habe schon
vor 19 Jahren in meiner ersten großen Muskelarbeit (1903) darauf hingewiesen, daß es sehr wünschenswert
sei, bestimmte, womöglich zahlenmäßige Kennzeichen für die Verschiedenheit der einzelnen
Menschen zu besitzen, d. h. also auch wieder für die „Konstitutionen“, wenngleich ich damals dieses
Wort nicht gebraucht habe, und ich habe damals schon die Hoffnung ausgesprochen und auf die
Möglichkeit hingewiesen, daß solches durch meine Muskeluntersuchungen gelingen könnte. Damals
waren das auch nur „Möglichkeiten“, durch meine fortgesetzten Muskelarbeiten und namentlich
durch meine Herzmuskelarbeit (1916) ist es mir nun aber gelungen, Ergebnisse zu erhalten, die zu
derartigen Feststellungen geeignet sind. In diesem Falle haben sich also in der Tat die „Möglichkeiten“
in „Tatsachen“ verwandelt. Vielleicht gelingt solches auch für die hier besprochenen Unterschiede
der Hautdrüsen und der davon abhängigen Gerüche. So würden also schließlich Untersuchungen
von Muskeln und Untersuchungen von Haut in dieser Frage der menschlichen Verschiedenheiten
und Konstitutionen zu entsprechenden Ergebnissen führen können. Es muß das ja auch der
Fall sein, da es sich in beiden Fällen um veränderungsfähige menschliche Organe handelt, die sich
in bezug auf diese menschlichen Grundeigentümlichkeiten entsprechend verhalten müssen.
Endlich möchte ich noch darauf aufmerksam machen, daß jetzt auch jene Tumoren, die von
den „Schweißdrüsen“ ausgehen, die verschiedenen Hidradenomata, daraufhin zu untersuchen sein
würden, ob sie von a-Drüsen oder e-Drüsen herstammen. Die a-Drüsen-Tumoren würden ja bei den
Deutschen zunächst nur an bestimmten Stellen zu erwarten sein. Da wir aber aus den Untersuchungen
von Carossini und den von mir in dieser Arbeit mitgeteilten wissen, daß an vielen Stellen der Haut
a-Drüsen embryonal noch angelegt werden und erst bei der weiteren Entwickelung verschwinden, so
ist es auch durchaus denkbar, daß Adenome der a-Drüsen an sonstigen Stellen auf treten, falls eben
diese Anlagen der a-Drüsen nicht verschwunden sind, sondern sich weiter entwickelt haben und dabei
erkrankt sind. Es ist ja natürlich auch durchaus möglich, daß sie sich weiter entwickeln können, ohne
zu erkranken, und man wird wahrscheinlich, wenn man jetzt hierauf mehr achtet, auch solche Fälle
finden.
Wenn eine solche Weiterentwickelung der a-Drüsen eintritt, so würde es durch sie vielleicht
auch möglich sein, Fälle zu erklären, in denen m ilch d rü sen a r tig e Gebilde sich an Stellen des
Körpers vorfinden, die ganz außerhalb der „Kegio sexualis“ und der Milchlinien liegen. Solche Fälle
sind ja aber schon hinreichend bekannt. In der vor kurzem erschienenen Mitteilung von Förster (1916)
wird ein Fall einer auf der inneren Seite des Oberschenkels bei einem Manne (Soldaten) dicht am
Scrotum ansitzenden Geschwulst beschrieben, die nach dem mitgeteilten Befunde wohl als eine wenig
entwickelte aberrierende Milchdrüse anzusehen ist. Einen weiteren derartigen Fall haben ebenfalls
ganz neuerdings Fuchs und Groß (1916) beschrieben, in dem gleichfalls bei einem Manne, einem
Soldaten, eine walnußgroße Mamma und erbsengroße Mamilla am rechten Trochanter saß. Dieses Gebilde
war umgeben von einer großen Anzahl ringsherum versprengter, weiterer, bis stecknadelkopfgroßer
akzessorischer Mamillae. Die Probeexzision am Haupttumor ergab Drüsengewebe. Dieses
letztere Beispiel scheint mir besonders interessant und wichtig zu sein, da der Haupttumor umgeben
war von einer Menge von kleinen derartigen Anlagen. Es scheint mir dies dafür zu sprechen, daß
hier in der Tat an der äußeren Seite des Oberschenkels a-Drüsen in größerer Menge sich ausgebildet
hatten, wahrscheinlich in einzelnen Häufchen zerstreut zwischen den e-Drüsen, welche dann zu dieser
eigenartigen Mißbildung Veranlassung gegeben hatten.
Förster führt in seiner Mitteilung die Zusammenstellungen über „akzessorische Mamillen“ und
„Brustdrüsenbildungen“ von Leichtenstern (1878) und von Hennig (1891) an. Leichtensterns Zusammenstellung
über „akzessorische Mamillen“ ist die folgende:
An der Vorderseite des Thorax 96 Fälle
In der Achselhöhle............................................. 5 Fälle
Am Bücken ......................................................... 2 Fälle
s