Die Verteilung der Hautdrüsen bei Menschenrassen und Tieren
Ich will jetzt übergehen zu dem Teile dieser Arbeit, der eigentlich die Veranlassung zu dieser
ganzen Arbeit gewesen ist, nämlich zu der Art der V e rb re itu n g dieser Hau td rü sen beim
Menschen.
Bei einem 30jährigen Chinesen fand ich in der Haut des Mons p u b is, an den Haaren der
Pubes ansitzend eigenartige große Drüsen, welche mir an dieser Stelle sehr auffallend erschienen.
Da es nun sowieso meine Absicht war, die menschliche Haut rassenanatomisch zu behandeln, -so
veranlaßte mich dieser Drüsenbefund dazu, zunächst die Hautdrüsen für sich zu untersuchen
und die Bearbeitung der sonstigen rassenanatomisch interessanten Unterschiede des Aufbaues der
Haut auf eine spätere Zeit zu verschieben. Eine solche große Drüse des Chinesen ist auf Taf. II
Fig. 10 bei schwacher Vergrößerung (31) dargestellt. Hach dem, was ich bisher besprochen habe,
wird der Leser sofort erkennen, daß es sieh um eine a-Drüse handelt: die Färbung der Drüse, die
Größe der Schlauchdurchschnitte, der lockere Bau des Knäuels, die Lage auf der hinteren Seite des
HaaxbaJges zusammen mit dem Haarbalgmuskel, und der Talgdrüse, von der hier allerdings nur
der Ausführungsgang und ein sonstiges kleineres Stück zu erkennen sind, erscheinen charakteristisch
genug für diese Drüse. Ihr gegenüber, auf der vorderen Seite des Haarbalges liegen zerstreute Stückchen
einer e-Drüse; der Unterschied zwischen den beiden Drüsen ist sehr auffallend. Ein Stück von
einem Flächenschnitte aus dieser Gegend in Taf. III Fig. 17 zeigt einen Querschnitt eines Pubeshaares
mit den herumliegenden Drüsenmassen: dem Beschauer zugewendet eine a-Drüse, rechts und links
von dem HaarquersGhnitte e-Drüsenknäuel, ebenso noch rechts unten. Die Vergrößerung ist dieselbe
wie bei dem vorigen Bilde. Die e-Drüsen erscheinen auf beiden Bildern auch ganz gleich, die a-Drüse
dagegen ist auf dem Flächenschnitte erheblich kleiner in allen ihren Teilen, als auf dem Querschnitte
der Haut: wieder das charakteristische Zeichen für diese Drüsenart, deren sekretorische Schläuche
eine sehr verschiedene Weite besitzen können. Bei der Untersuchung des M en g en v erh ä ltn isse s
ergab es sich, daß ungefähr zu jedem Haare sich auch eine solche Drüse fand, es waren also ungefähr
alle ihrer Anlage nach möglichen a-Drüsen auch zur Entwickelung gekommen, denn, abgesehen von
Ausnahmefällen, gehört zu einem Haare nur eine a-Drüse. E-Drüsen waren in größerer Menge vorhanden,
das Mengenverhältnis zwischen den beiden Drüsenarten war aber natürlich außerordentlich
schwer festzustellen, vielleicht kamen etwa 2 a-Drüsen auf 3 e-Drüsen, doch ist eine solche Schätzung
sehr ungenau.
Es lag nahe, die Verbreitung dieser a-Drüsen, die ja an dieser Stelle etwas für den menschlichen
Körper ganz Ungewohntes waren, auch auf anderen Hautstellen zu verfolgen, soweit mir solche bei
dem leider recht beschränkten Materiale zugänglich waren. Es ergab sich dabei, daß sich solche
a-Drüsen auch noch fanden in der Haut des B au ch e s, aber schon seltener als auf dem Mons pubis,
und in der Haut der B ru st, aber wiederum seltener als in der des Bauches. In der Haut des
H a lse s fanden sich gar keine mehr und in den beiden mir zugänglichen Teilen der Kopfhaut
(Parotidengegend und behaarte Kopfhaut) fehlten die a-Drüsen ebenfalls völlig. E-Drüsen dagegen
waren natürlich an allen den genannten Hautstell'en vorhanden. Weitere Teüe des Chinesen, mit
Ausnahme der A ch se lh ö h le , konnte ich nicht untersuchen, auf ‘diese letztere werde ich weiter
unten noch einzugehen haben.
Es war also die sehr in te r e ss a n te T a tsa ch e f e s tg e s t e llt , daß bei dem Chinesen
a-Drüsen an den Pu be sh aaren in vo lle r Ausdehnung v orhand en waren und sich auch
noch weiter über Bauch und Bru st hin a u sb r e ite te n , aber immer se lten e r wurden,
je w e ite r nach oben die S t e llen la g en , so daß Hals und Kopf von ihnen fr e i waren.
Ich untersuchte darauf die entsprechenden Häutstellen eines Kamerunnegers. Ich habe die
Präparate unter dieser Bezeichnung erhalten, weiß aber -nichts Näheres über den Negerstamm. Da
Kamerun von verschiedenen Stämmen bewohnt wird, so würde és natürlich seht wünschenswert gewesen
sein, hierüber etwas zu erfahren. Es ergab sich nun, daß bei diesem Neger in der Haut des
Mons pu bis ganz ähnliche Verhältnisse vorhanden waren wie bei dem Chinesen. Auch hier war
wohl ungefähr jedes Haar mit einer a-Drüse versehen, außerdem lagen zahlreiche e-Drüsen durch
die Haut zerstreut, wieder in größerer Menge als a-Drüsen. Auf Taf. I Figr-7 habe ich eine solche
a-Drüse dargestellt, deren Ausführungsgang in den Haarbalg ausmündet und dabei an der Talgdrüse
vorbei läuft. Die Vergrößerung ist dieselbe, wie bei der Abbildung von dem Chinesen, die e-Drüsen
erscheinen auch - wieder ¡ähnlich groß, Haare und a-Drüsen sind etwaB kleiner. •
Bei der weiteren Untersuchung ergab sich, daß die Haut von dem un te ren Teile, des Bauches
noch--a-Drüsen aufwies, wenn auch nicht mehr in .solcher Menge wie am Mons pubis, daß die Anzahl
d e r s e lb e n in der M itte des Bauches schon erheblich abnahm, und daß im oberen T e ile des
B auches keine a-Drüsen mehr zu finden waren. Ebensowenig fanden sich solche in der Haut der
B ru st, des H a lse s und des Kopfes. Also auch diese Verhältnisse waren ganz ähnlich wie bei
dem Chinesen, nur gingen bei dem Neger die a-Drüsen bei weitem nicht mehr so hoch hinauf.
Wenn ich soeben gesagt habe, daß an manchen Haütstellen die a-Drüsen fehlten, so ist das
allerdings nicht als ganz sicher, aber doch in hohem Grade wahrscheinlich anzunehmen, es konnten
jä immer nur kleine Hautstückchen untersucht werden,- wenn möglich, mehrere. Auch diese wurden
nicht vollständig in Schnitte zerlegt, sondern es wurde immer nur eine Anzahl von Schnitten an-
gefertigt. Wenn auf diesen Schnitten von den verschiedenen Stückchen keine a-Drüsen zu sehen
waren, so wurde angenommen, daß sie fehlten. Es handelte sich also eigentlich immer mehr um
Mengenunterschiede, ich möchte aber annehmen, daß für die vorliegenden Untersuchungen dieser
Grad von Genauigkeit noch, ausreicht.
Zum Vergleiche mit den beiden Exoten untersuchte ich d eu tsch e Männer und Weiber.
Wenn auch bisher keine Mitteilungen in bezug auf diese Funde in der Literatur Vorlagen, so konnten
die Drüsen ja doch trotzdem bei Deutschen vorhanden sein, man brauchte nur nicht auf sie geachtet
zu haben. Von 7 deutschen Männern aus ganz verschiedenen Lebensaltern (17 —69 Jahre) zeigte
kein e in z ig e r diese a-Drüsen weder im Mons pubis noch an Bauch oder Brust. Wenn es nun
nach dem, was ich soeben gesagt habe, nicht auszusehließen ist, daß doch hin und wieder eine a-Drüse
bei diesen Männern vorhanden gewesen ist, oder daß a-Drüsen sich.vielleicht an ändern Stellen des
Mons pubis vorgefunden haben, die ich nicht untersucht habe, so ist es doch jedenfalls sehr auffallend,
daß bei keinem einzigen von diesen Männern solche Drüsen von mir gefunden wurden. Jedenfalls
sind dieselben, falls sie Vorkommen, in so geringer Menge vorhanden, daß der Unterschied gegen-
10
Zoologica. -Heft 72.