teren Entwicklungsstadien stehen sie meist dicht neben einer Haaranlage, nur wenige entspringen
frei von der Cylinderschicht. Wahrscheinlich werden sie also wohl auch hier von den Haaranlagen
aus entstehen. An den behaarten Körperstellen des Menschen fand Diem die Schweißdrüsenanlagen
nur äußerst spärlich im Vergleiche zur Zahl der Haaranlagen. Die Schweißdrüsenanlagen gehen
fast ausschließlich frei von der Cylinderschicht zwischen den Haaranlagen aus, wie an der unbehaarten
Haut, und nur als Ausnahme besteht ein genetischer Zusammenhang mit einem Haarbalge.
Beim Hunde gehen nach Moscati (1909) die Schweißdrüsen direkt in einen Haarbalg über und zwar
un te rh a lb und in kurzer Entfernung von dem Ausführungsgange der Talgdrüse, nur an der Zwischenzehenhaut
münden sie oberhalb derselben aus. An dieser Stelle liegt die Mündung allerdings
auch nicht selten frei auf der Oberfläche der Haut. Diese 4ngabe ist sehr merkwürdig, da sonst
nach allen Angaben der Forscher die Schweißdrüsengänge oberhalb der Talgdrüsen einmünden,
d. h. zwischen Talgdrüse und Oberhaut. Nun führt allerdings Moscati selbst schon an, daß Spampani
(1898) die Ausmündung der Drüsen beim Hunde stets oberhalb der Talgdrüsen gefunden habe,
es sch e in t die A u sm ü n d u n g sste lle a lso bei v e r sch ied en en Hunden v e r sch ied en zu
lie g en , v ie lle ic h t h än g t das ab von der Hu n d e ra sse, was ja a lle rd in g s sehr in te
r e s sa n t sein würde und für die V e rfo lgu n g der Abstamm ung der e in z e ln en B assen
v on Wert sein kön nte. Merkwürdigerweise hat auch Leydig (1857, S. 87) vom Hunde eine Abbildung
gegeben, bei der die Ausmündung der Schweißdrüse unterhalb der Talgdrüse liegt. Die
Beobachtung von Moscati würde hierdurch bestätigt werden. Zugleich mit dieser Abbildung gibt
Leydig noch eine weitere vom K a lb e, auf der die Einmündung des Schweißdrüsenganges wiederum
unterhalb der Talgdrüse hegt. Daß ein so ausgezeichneter Beobachter wie Leydig sich bei seinen
Abbildungen geirrt haben sollte, kann man als ausgeschlossen ansehen; es müssen also beim Ka lb e
sich auch solche Verhältnisse finden. Ich selbst habe über Kalb und Bind keine Erfahrungen; bei
einem von mir untersuchten Hunde fand ich die Einmündung der Schweißdrüsen oberhalb der
Talgdrüsen, wie ich es auch sonst bei meinen Untersuchungen stets gefunden habe. Es würde hiernach
aber jedenfalls interessant und wünschenswert sein, weitere Untersuchungen bei Hund und
Bind auszuführen. An den Sohlen des Hundes münden die Schweißdrüsen frei. Nach Kränzle (1911)
finden sich in der Haut des Hausschweines sowohl freie wie zu Haarbälgen gehörige Schweißdrüsen.
Er führt dabei an, daß beim Menschen freie Schweißdrüsen über den ganzen Körper verbreitet
sind, und daß ihre Entwicklung nach Stöhr nur ausnahmsweise von der Haaranlage ausgeht, daß
bei Tieren dagegen die Schweißdrüsen bis auf die Hautdrüsenorgane mit den Haaren gepaart sind,
und daß nach Stöhr zu jedem Haare eine Schweißdrüse gehöre, ausgenommen seien nur die Sinushaare,
die nur Talgdrüsen besitzen. Die Entwickelung der Schweißdrüsen geht durchweg von den
Haaranlagen aus (S. 545). — Interessant is.t es, daß nach den Angaben von Kränzle beim Schweine
an manchen Stellen die Talgdrüsen sehr reduziert sind, während die Schweißdrüsen verhältnismäßig
gut entwickelt sind. So an der Unterbrust und am Bauche, wo die Talgdrüsen kurze, dünne Schläuche
darstellen, deren Lumina nur von einer Reihe verfetteter Zellen eingenommen werden, so an den
Extremitäten, wo die Schweißdrüsen gut, die Talgdrüsen aber sehr schwach entwickelt sind. Am
Metacarpus und Metatarsus stellen die Talgdrüsen nur kleine, halbkugelige oder kurzröhrige Ausbuchtungen
der Haarbälge dar, die leicht zu übersehen sind. Außer den gewöhnlichen großkalibrigen
Schweißdrüsen fand Kränzle in dem dorsalen Abschnitte der „Zwischenklauenhaut“ stark entwickelte
„kleinkalibrige“ Knäueldrüsen, die aber keine zusammenhängenden Drüsenmassen bilden. Es ist
dies eine von den im ganzen nur wenigen Angaben, aus denen hervorgeht, daß auch bei den Tieren
kleinere und größere Schweißdrüsen vorkommep. Brinkmann (1911a) fand bei seinen eingehenden
Untersuchungen bei Wiederkäuern, daß frei ausmündende Schweißdrüsen gar nicht vorhanden waren;
Haar und Drüse gehen nach ihm ursprünglich aus derselben Epidermisanlage hervor. Während
gewöhnlich mit einem Haare nur e in e Drüse verbunden ist, finden sich mitunter auch zwei bis
drei. In seiner zweiten Arbeit, in der er eine Übersicht über die gesamten Schweißdrüsen gibt,
spricht sich Brinkmann (1911b) in folgender Weise aus:
„Wir dürfen auf einem sehr großen Beobachtungsmateriale fußend jetzt als bewiesen ansehen, daß alle in der behaarten
Haut der Säugetiere befindlichen Schweißdrüsen ursprünglich aus den Haaranlagen hervorgehen, und nur selten
sich so weit von dem zugehörigen Haare durch sekundäre Umlagerungen entfernen, daß sie nicht in diesem Falle im Haartrichter
münden. Kann nun dies auf die Schweißdrüsen der unbehaarten Hautstellen übertragen werden? Ich meine ja.“
Brinkmann geht dann auf die Untersuchungen von Pinkus (1904 und 1906) näher ein. Er
führt dabei an, daß Pinkus an der Vola manus und Planta pedis des Menschen, sowie an den entsprechenden
Stellen der anderen Säugetiere keine Spur der Haarscheiben nach weisen konnte und
es fehlten hier auch die Haare, Arrectores, Talgdrüsen und Schuppenrudimente, es wäre daher möglich,
daß die Schweißdrüsen hier als besondere Gebilde anzusehen wären, die nie — auch nicht
in ihrer Phylogenese — zu den Haaren in Beziehung standen.
„Wäre aber noch eine der Organellen des Haarbezirkes (Pinkus) hier aufzufinden, dann würde die Sache selbstverständlich
anders aufgefaßt werden müssen. Mir ist dies vor ein paar Jahren gelungen. An den Zehenballen einer Beutelratte
(Chironectes variegatus) kommen die Haarscheiben (fungiforme Papillen) in bis jetzt ungeahnter Größe und Entwicklung
vor, und sie stehen genau in denselben topographischen Beziehungen zu den Schweißdrüsen, wie in den Haarbezirken;
zu jeder Haarscheibe gehört eine Schweißdrüse, nie mehr, nie weniger. (Brinkmann 1909 oder 1910). Meiner
Anschauung nach ist dieser Fund ein überaus starkes Indicium, daß die Schweißdrüsen^ wenn nicht ontögenetisch, so doch
auf jeden Fall phylogenetisch auch hier an Haarbezirke geknüpft waren. Ob die Haare an diesen Stellen überhaupt jemals
zur Entwicklung oberhalb der Epidermis kamen, ist zweifelhaft. Sie sind wohl auf jeden Fall gleich von Anfang an
durch sofortige Abnutzung während des Gehens auf der Erde und die dadurch entstandene starke Verdickung der Epi-
. dermis in ihrer Entwickelung unterdrückt worden, und sind mehr oder weniger rudimentär geworden, so daß sie jetzt nicht
mehr als selbständige Gebilde auftreten. Schließlich möchte ich hervorheben, daß alle neueren Untersuchungen darauf
hinweisen, daß die Schweißdrüsen der behaarten Haut ontogenetisch stets in Beziehung zu den Haaranlagen stehen, und
in der unbehaarten Haut aller Wahrscheinlichkeit nach jedenfalls phylogenetisch dasselbe tun. Freie Schweißdrüsen sind
eine sekundär entstandene Eigentümlichkeit.“ (S. 1187—1189.)
Hofer (1914) fand bei der Katze, daß jedes Mittelhaar seine Schweißdrüse besitzt, auch in
den seitlichen Gruppen finden sich solche, so daß wahrscheinlich auch jedes -seitliche Stammhaar
eine Schweißdrüse hat. Die Schweißdrüse findet sich stets an der unteren, der Epidermis abgekehrten,
Seite des Mittelhaares. Der Ausführungsgang der Schweißdrüse ist weit dünner als der Drüsenschlauch,
es ist in ihm kein Lumen oder höchstens ein ganz kleines wahrzunehmen. Der Ausführungsgang durchbohrt
den Haarbalgmuskel, wobei er sich oft ziemlich weit vom Haarbalge entfernt, um im Bogen
um die Talgdrüsen herumzukommen und unmittelbar oberhalb derselben unter geringer Zunahme
seines Durchmessers dem Haarbalge zuzustreben und sich mit ihm zu vereinigen. Bei der Angorakatze
war außer der Schweißdrüsenanlage am Mittelhaare meist noch eine bei den seitlichen Gruppen
wahrzunehmen. So ist es möglich, daß jedes Stammhaar ebenfalls seine Schweißdrüse besitzt. Recht
interessant ist es, daß, wie Hoyer (1914) mitgeteilt hat, bei dem in Starunia in Ostgalizien in einem
zur Gewinnung von Erdwachs angelegten Schachte gefundenen diluvialen Rhinozeros sich nicht nur
Haare, sondern auch Drüsen noch mikroskopisch nachweisen ließen. Die Haare stehen in Bündeln.
Unmittelbar unter der Mündung der einzelnen Haarfollikel in den gemeinsamen Follikel des Bündels
ließen sich an einzelnen Präparaten die Konturen der Talgdrüsen in Form von kurzen, an ihrem
blinden Ende etwas bläschenförmig aufgetriebenen Schläuchen erkennen. Die Schweißdrüsen konnten