temporalis. Von dort aus zieht der Nervus opticus in oraler Richtung durch die Fissura orbitalis
superior in die Orbita.
Die Nervi o c u l o m o t o r i u s lind t r o c h l e a r i s treten in der Ohrregion aus dem
Gehirn aus, dann nähern sich beide dem Ganglion semilunare des Trigeminus. Der Nervus oculomotorius
tr i t t medial an ihm vorbei, der Nervus trochlearis über seine Oberfläche hinweg an die
Lateralseite des Ganglion. Oral verlassen beide durch die Fissura orbitalis superior den Schädelraum.
Der Nervus t r i g e m i n u s bildet nach kurzem, einheitlichen Verlauf in der Orbitotemporal-
region und im vordersten Teil der Ohrregion sein großes Ganglion semilunare, welches zum größten
Teil auf der Membrana spheno-obturatoria der Ala temporalis liegt. Der mediale Rand bedeckt zum
Teil die knorpelige Ala. Der d ritte Ast des Trigeminus (Ramus mandibularis) tr i t t am Hinterrand
der Membrana spheno-obturatoria durch die Incisura ovalis aus dem Schädel aus. Der zweite Ast
(Ramus maxillaris) tr i t t vor dem Ganglion noch ein Stückchen über die Membrana spheno-obturatoria
hinweg, um dann durch das Foramen rotundum das Cavum epiptericum zu verlassen. Der erste
Ast des Trigeminus (Ramus supra-orbitalis) läuft noch ein Stück weiter nach vorn über die Ala
temporalis, und zwar über den knorpeligen Teil, und tr i t t dann durch die Fissura orbitalis superior aus.
Der Nervus a b d u c e n s verläuft medial nahe dem Ganglion semilunare nach vorn über
die knorpelige Ala temporalis. E r bleibt immer ein gutes Stück lateral von der Arteria carotis"cere-
bralis und zieht schließlich ventral unter den ersten Ast des Trigeminus, in dessen nächster Nähe
er durch die Fissura orbitalis superior das Cavum epiptericum verläßt.
Die A r t e r i a c a r o t i s i n t e r n a tr i t t über den Vorderrand des cochlearen Teils der
Ohrkapsel. Darauf macht sie eine scharfe Biegung in medialer Richtung, zieht in einem flachen
Sulcus caroticus an der Grenze zwischen dem Hinterrand der Ala temporalis und der Trabekelplatte
nach oben und durchbohrt letztere am Rande in dem Foramen caroticum. Nach ihrem Durchtritt
durch dieses zieht sie sofort durch den Bindegewebsstreif, den wir als Rest der primitiven Schädelwand
auffassen. (Siehe Seite 46, Figur 17.) Dann begibt sie sich zum Gehirn, nachdem sie die Arteria
ophthalmica abgegeben hat. Während des ganzen, soeben beschriebenen Verlaufs liegt die Carotis
immer medial vom Abducens.
Ein paar Worte nur möchte ich über die v e n ö s e n G e f ä ß e der Orbitotemporalregion
sagen, soweit sie für diese Abhandlung von Bedeutung sind. Durch die Fissura orbitalis superior
zieht aus der Orbita die Vena capitis media in den Schädelraum hinein und bildet im Cavum epiptericum
ihren Sinus cavernosus. Direkt hinter der Hypophyse zieht quer über die Trabekelplatte
ein die beiderseitigen Sinus cavernosi verbindendes, venöses Gefäß, Sinus intercavernosus posterior.
Von diesem hängen jederseits kleine Zipfel in das Foramen caroticum hinein. (Siehe Seite 47,
Figur 18.) Eine Verbindung zwischen den Sinus cavernosi beider Seiten vor der Hypophyse, ein
Sinus intercavernosus anterior, wie er bei manchen Säugern vorhanden ist, war bei Didelphys nicht
zu finden.
Ich möchte hier noch auf eine kleine Knorpelbildung zu sprechen kommen, die mit dem
eigentlichen Primordialcranium keinen Zusammenhang hat. Es handelt sich um einen wohl ausgebildeten
L i d k n o r p e l , der sich von vorn und oben her um das Auge legt. Sein Vorderrand
liegt kurz vor dem Abgang des Tränenröhrchens vom Auge, ein wenig lateral von der Grenze zwischen
Frontale und Maxillare. Der Lidknorpel bildet eine kleine, nach vorn zu konvexe Knorpelschale
vor dem Auge. Nach h inten zu te ilt er sich in zwei Teile, die vorerst am Dorsalrande noch Zusammenhängen.
Der mediale Teil schiebt sich von oben her hinter die hintere, der laterale vor die vordere
Augenkammer. Nach hinten zu löst sich auch die dorsale Verbindung beider Teile, und sie reichen
als freie, abgeplattete Knorpelstäbe noch ein S tück weiter in kaudaler Richtung. Zuerst verschwindet
der mediale, darauf bei den ersten Querschnitten durch die Linse auch der laterale Knorpelstab. Die
geschilderten Verhältnisse finden wir bei Stadium I ; bei allen jüngeren Stadien ist der Lidknorpel
noch gar nicht angelegt, während er bei einem noch älteren, das mir zur Verfügung stand, eine etwas
abgeänderte Form zeigt. Hier ist, was bei Stadium I noch nicht der Fall war, der Durchbruch des
Auges nach außen bereits erfolgt. Dies ü b t einen Einfluß auf den lateralen Stab des Lidknorpels
aus: Er schwindet von der Stelle an, wo das Auge beginnt mit der Außenwelt zu kommunizieren.
Wir finden sein Ende vor dem des medialen Stabes. Im ganzen ist der Lidknorpel überhaupt schon
etwas rückgebildet.
c. R e g io o tic a .
Bis auf das Dach, welches wie in den übrigen Schädelregionen sehr lückenhaft ist, zeichnet
sich das Skelett der Ohrregion durch ganz besondere Vollständigkeit aus. Der 'Boden wird gebildet
durch den vorderen Teil der Basalplatte, zu dem an unserm Modell noch die medialen Partien des
cochlearen Teils der Ohrkapsel treten. An der seitlichen Begrenzung des Schädelcavum nimmt
der canaliculäre Teil der Ohrkapsel hervorragenden Anteil. Dorsal davon wird die Seitenwand im.
vorderen Teil noch durch ein Stück der Commissura capsulo-parietalis, im hinteren durch die Lamina
supracapsularis gebildet, die mit der Ohrkapsel ihrer ganzen Länge nach homokontinuierlich verbunden
ist. Als hinteren und zugleich teilweise dorsalen Abschluß finden wir endlich das Tectum posterius,
das —- ebenso wie der größte Teil der Basalplatte — bereits verknöchert ist.
Die B a s a l p l a t t e wird in der Ohrregion durch einen kräftigen, unpaaren, medialen
Balken gebildet, der sich nach vorn zu homokontinuierlich in die Trabekelplatte fortsetzt und nur
durch eine sehr niedrige Crista transversa gegen sie abgeschlossen ist. Nach hinten zu geht das
Planum basale in den Boden der Occipitalregion über. Es ist am breitesten in seinem kaudalen
Teile, verschmälert sich dann ganz erheblich zwischen den Schneckenkapseln, in deren Mitte etwa
es am schmälsten ist. Nach vorn zu verbreitert sich die Basalplatte dann wieder, um an der Spitze
der Cochlea eine nur wenig geringere Breite zu erreichen als in ihrem hintersten Teile. Dieser geht
homokontinuierlich in den Kanalteil der Ohrkapsel über, die vordere Verbreiterung der Basalplatte
in die mediale Seitenwand der Cochlea. Zwischen den beiden Brücken nach der Ohrkapsel hinüber
besteht ein schmaler, enger Längsspalt, die Fissura basicochlearis. Sie ist durch Bindegewebe ausgefüllt
und läß t nur wenige kleinste Venenästchen hindurchtreten. Bei Stadium I erfolgt der Übergang
der Basalplatte in die Ohrkapsel nicht ganz homokontinuierlich. Sie sind durch ein dünnes
Perichöndrium voneinander getrennt. Betrachten wir dagegen die jüngeren Serien, so sehen wir
an Stadium I I I (siehe Seite 53, Figur 20), daß die ganze Abtrennung nur sekundär erfolgt. Der
Knorpel von Cochlea und Kanalteil geht in seiner ganzen Ausdehnung homokontinuierlich in die
Basalplatte über, und selbst von der Fissura basicochlearis ist noch nichts zu sehen. Nur auf wenigen
Schnitten zeigt sich an der linken Seite die beginnende Bildung eines ganz dünnen Perichöndrium,
das sich von der Ventralseite her zwischen Basalplatte und Ohrkapsel zu schieben beginnt.
Jederseits der Basalplatte setzt in ihrer ganzen orokaudalen Ausdehnung die O h r k a p s e l
daran an. Drei Merkmale an ihr fallen uns sofort ins Auge: Erstens ihre a u ß e r o r d e n t l i c h e
G r ö ß e , zweitens ihre s t e i l a u f r e c h t e S t e l l u n g und drittens ihre f e s t e V e r b
i n d u n g mit den umgebenden dorsalen und kaudalen Knorpelteilen. Die Verbindung mit der
Zoologica. Heft 70.