kurz seine eigene „Konstitution“ ; dieser Individualität entspricht sein „Individualgeruch“. Gruppen
von Menschen kann man nach ihrem Baue usw. zusammenfassen, die eine bestimmte „Konstitution“
im gebräuchlichen Sinne dieses Wortes haben. Es ist durchaus möglich, daß diese Gruppen spezifische
„Konstitutionsgerüche“ besitzen, gerade so wie es „Kassengerüche“ usw. gibt. Der Geruch eines jeden
Menschen würde demzufolge sich zusammensetzen aus einer Anzahl verschiedener Gerüche, die sich miteinander
zu einem Ganzen vermischen würden. Es ist, wie das Gorrens schon hervorgehoben hat, nicht
nötig, zur Erklärung der Individualgerüche „Individualstoffe“ anzunehmen, sondern es genügt die Annahme
einer in außerordentlich vielen Kombinationen möglichen Mischung von Stoffen, also einer „Individualmischung“,
die, wie ich in dieser Arbeit gezeigt habe, sehr wohl von den verschiedenen Hautdrüsen
geliefert werden kann. Ich habe außerdem noch nachweisen können, daß die Hautdrüsen bei
demselben Menschen an verschiedenen Körperstellen verschieden sein können und ferner, daß sie deutliche
Verschiedenheiten aufweisen bei verschiedenen Kassen. Wenn wir zur Zeit auch noch nicht in
der Lage sind, solche Gerüche und ihre Verschiedenheiten mit hinreichender wissenschaftlicher Genauigkeit
im einzelnen nachzuweisen, so ist es doch nicht ausgeschlossen, daß dies in Zukunft möglich
sein wird. Zunächst würde man ja für diesen Nachweis an Hunde und Parasiten denken können, denen
Wattebäuschchen mit dem Körperschweiße oder Achselschweiße usw., je nach der Richtung der Untersuchung,
vorzulegen wären, vielleicht gelingt es aber auch, ganz neue Methoden zu finden. Mir ist
es durch meine Muskeluntersuchungen gelungen, individuelle Größenverschiedenheiten von Muskelkernen
nachzuweisen und außerdem solche, die ich auf zwei verschiedene Urrassen bezogen habe. Als
ich vor 19 Jahren bei meinen ersten Muskeluntersuchungen mich dahin aussprach, daß ich es für
möglich hielte, daß sich individuelle Unterschiede durch dieselben nachweisen lassen würden, handelte
es sich ebenfalls nur um eine „Möglichkeit“, die inzwischen zu einer „Tatsache“ geworden ist,
dasselbe kann man vielleicht auch für die Erforschung der Körperdüfte erhoffen. Die verschiedenen
Körperdüfte sind aber nur ein Zeichen dafür, daß die Hautdrüsen der Körper verschieden sind und
diese sind wieder Teile des Körpers, die mit dem übrigen Körper auf das Innigste verknüpft sind,
so is t der K ö rpe rduft a lso nur ein Ausdruck für die sp e z ifisc h e B e s c h a ff en h e it des
b e tr e ffen d en Körpers, und daher sowoh l für den Arzt wie für den Anatomen von B e deutung.
Beide Untersuchungsreihen, die der Muskeln und die der Hautdüfte würden denmach
wichtig sein für die Feststellung der „Konstitution“. Die Feststellung dieser ist aber zurzeit von
verschiedenen Seiten in die Wege geleitet worden.
Wenn der Zoologe Jäger seinerzeit von dem „Seelenduft“ sprach, so war das eine unrichtige Bezeichnung,
an sich hatte er aber im wesentlichen ganz recht, der Duft war in der Tat ein Ausdruck für
die spezifische Beschaffenheit des einzelnen Körpers. Da er sich außerdem durch Beeinflussung des
Nervensystems änderte, so lag es für Jäger schließlich auch nahe, an die Seele zu denken. Meiner Meinung
nach können wir Jäger für seine interessanten Mitteilungen sehr dankbar sein. Er war jedenfalls ein
Mensch, der geruchlich sehr begabt war, und diese Begabung wissenschaftlich verwendete.
41. Bei der Untersuchung von Tumoren, die von Schweißdrüsen ausgehen, der verschiedenen
Hidradenomata, würde von jetzt an darauf zu achten sein, ob sie von „apokrinen“ Drüsen oder von
„ekkrinen“ Drüsen ausgehen. Tumoren von „apokrinen“ Drüsen würden zunächst nur an bestimmten
Hautstellen beim Menschen zu erwarten sein, sie würden aber auch vielleicht Vorkommen können an
Stellen, an denen für gewöhnlich keine „apokrinen“ Drüsen im erwachsenen Zustande Vorkommen,
da sie ausgehen könnten von den embryonalen Anlagen, die sich normalerweise zurückzubilden pflegen,
aber unter Umständen sich auch vielleicht weiter entwickeln können.
42. Ob bei der weiteren Ausbildung der „apokrinen“ Drüsen an Stellen des Körpers, an denen
sie für gewöhnlich schon während der Entwickelung zugrunde gehen, auch m ilch d rü sen a r tig e Bi l dungen
entstehen können, muß noch weiter untersucht werden. Da solche Bildungen auch ganz
außerhalb der Milchlinie liegend gefunden worden sind, so am Rücken, so an der Außenfläche und
Innenfläche des Oberschenkels — vielleicht könnte man noch einen Fund auf der Schulterhöhe hierzu
rechnen — so möchte ich es für möglich halten, daß in der Tat eine solche Entstehung dieser aberrierenden
Milchdrüsen anzunehmen ist. Ich wüßte sonst keine andere Möglichkeit, wie ihre Bildung
zu erklären sein würde.