Wandung des distalen Teils, der Bursa, eingebettet liegt. Fü r die Art, wie diese Schleifenbildung
und Einbettung vor sich geht, kenne ich in der Gattung Gordiodrilus (s. 1.) kein Beispiel; wohl aber
zeigen gewisse Arten der verwandten Gattung Pygmaeodrilus, wie man sich diese Bildung entstanden
denken muß, nämlich in verschiedener Ausbildung die Arten P. quilimanensis Mich.1) und P. Patdae
n. sp. (siehe unten und t. I I I , f. 56). Die höchste Stufe in dem Ausbau der Bursae copulatrices
und dem Zusammenschluß derselben mit den Prostaten stellt die neue Art Gordiodrilus togoensis
(siehe unten!) dar. Bei dieser Art mündet nicht nur das vordere Paar Prostaten in die Bursae copulatrices
ein, sondern beide Paare, auch das hintere Paar, das bei Nannodrilus africanus noch gesondert
und direkt ausmündet. Die Arten, deren männlicher Ausführapparat hier geschildert ist, stellen also
eine Reihe vom einfachsten Gordiodrilus- Stadium bis zum kompliziertesten Nannodrilus- Stadium
dar, in der sich schwerlich eine scharfe Trennung ausführen läßt. Die einfache muskulöse Verdickung
des distalen Endes der männlichen Ausführschläuche kann kein Sonderungsgrund sein; finden wir
doch in verschiedenen Gattungen bei nahe verwandten Formen eine verschieden starke Ausbildung,
deren erste Spuren kaum feststellbar sind. Gordiodrilus Luykerleni ist sicherlich als echter Gordiodrilus
anzusehen. Aber auch der Unterschied zwischen G. Luykerleni und Nannodrilus Staudei ist zu
geringfügig, um den Grund zu einer generischen Sonderung zu bieten. Nannodrilus Staudei zeigt aber
im Prinzip schon die typische Wawwoán7ws-Bildung. Ich hebe deshalb die Gattungsgrenze zwischen
Gordiodrilus und Nannodrilus auf und verschmelze beide zu der Gattung Gordiodrilus (s. l.j.
In die Diagnose der Gattung Nannodrilus habe ich auch die Bestimmung über den Besitz
zweier Muskelmagen aufgenommen.2) Dieser Charakter ist in dieser Gruppe nicht von tiefer systematischer
Bedeutung. Die Muskelmagen sind bei den verschiedenen Arten dieser Gruppe sehr verschieden
stark ausgebildet. Bei Nannodrilus phreoryctes Mich.3) sind sie, wenn auch nicht gerade
sehr groß, doch sehr gut ausgebildet, zylindrisch, viel dicker als die benachbarten Partien des Ösophagus.
Bei N. africanus und N. Staudei sind sie rudimentär; bei letzterer Art, die ich nachuntersuchen
konnte, ist die Muskelschicht im Maximum, in der Mittelzone, nur etwa zwei- bis dreimal
so dick wie die Epithelschicht, der ganze Umfang hier kaum größer als an anderen Strecken des
Ösophagus, und dasselbe ist n ach Beddard (1. c. 1894, p. 388) bei N. africanus der Fall. Bei dem unten
beschriebenen Gordiodrilus togoensis, der besonders dem Nannodrilus phreoryctes sehr nahe zu stehen
scheint, ist keine Spur eines Muskelmagens zu erkennen. F ü r die Bedeutungslosigkeit dieses Charakters
spricht außerdem die Tatsache, daß auch in dem früheren engeren Kreise von Gordiodrilus eine
gewisse Schwankung in dieser Bildung nachzuweisen ist; G. rubustus besitzt einen Muskelmagen,
während die übrigen alten Gordiodrilus-Arten dieses Organ entbehren.
Was die Gattung Diaphorodrilus Cogn. (1. c.) anbetrifft, so soll sie durch den Besitz von 3 Paar
Samentaschen und durch die Prostata-Poren am (19., 17. und) 16. Segment von Gordiodrilus u n te rschieden
sein. Diese Charaktere sind aber meiner Ansicht nach ganz unwesentlich. Gordiodrilus
ist eine Gattung, die den ursprünglichen reinen acanthodrilinen Charakter verloren hat. Wie es
aber so häufig beim Verlust des acanthodrilinen Gleichgewichts, wie bei jeder Korrelationsstörung,
der Fall ist, tr i tt auch in dieser Gattung eine starke Schwankung der im allgemeinen sehr festen
Charaktere ein. Mit dem Verlassen der ursprünglichen Ausmündungsorte der Prostaten geht nun
*) W. Michaelsen, Beschreibung der von Herrn Dr. Franz Stuhlmann im Mündungsgebiet des Sambesi gesammelten
Terricolen. In: Mt. Mus. Hamburg VII, p. 13, t. 3, f. 13 me.
-) W. Michaelsen, Oligochaeta. In: Tierreich X, p. 375.
p W. Michaelsen, Westafrikanische Oligochäten, gesammelt von Herrn Prof. Yngve Sjöstedt. In: Arkiv Zool. I, p. 161.
jede Direktion verloren; die bei allen acanthodrilinen Formen am 17. und 19. Segment liegenden
Prostata-Poren finden sich in der Gattung Gordiodrilus einmal am 17. und 18. Segment (bei G. zanzi-
baricus Bedd.1), ein andermal am 18. und 19. Segment (z. B. bei G. elegans Bedd., 1. c. 1892, p. 84)
oder gar am 20. und 21. Segment (bei G. tenuis Bedd., 1. c. 1892, p. 75). . Aber nicht nur die Orte der
Ausmündung sind ins Schwanken geraten, auch die Zahl dieser Organe, und zwar nicht nur bei verschiedenen
Arten, sondern sogar innerhalb einer Art (bei Gordiodrilus [Nannodrilus] Staudei Mich.,
1. c. 1897, p. 34: 3 oder 2 Paar Prostaten, bei G. elegans Bedd., 1. c. 1892, p. 84, dem meiner . Ansicht
nach G. ditheca Bedd., 1. c., p. 90, zuzuordnen ist, 2 oder 1 Paar Prostaten). Daß die Prostata-Poren
bei diesen weitgehenden Schwankungen auch einmal um eines Segmentes Länge weiter nach vorn
geraten können, ist einleuchtend. Das ist sicher kein Grund für eine generische Sonderung. Ich habe
gerade kürzlich eine neue Dichogaster-Axt untersuchen können, bei der eine derartige Verschiebung der
Prostata-Poren nach vorn hin sogar individuell auftritt, also n icht einmal als A rt-Charakter (vergleiche
I. Teil, p. 150 [12], die Beschreibung von Dichogaster ufipana n. sp., bei der die Prostata-Poren nach
Zahl — 2 oder 3 Paar — und Anordnung schwanken).
Ebenso belanglos wie dieser Prostaten-Charakter des Diaphorodrilus ist sein Samentaschen-
Charakter. Die Samentaschen-Poren stehen ja, als die Empfängnis-Poren, in Korrelation mit den
Prostata-Poren, den Begattungs-Poren. Sehen wir diese letzteren nach Zahl und Anordnung ins
Schwanken geraten, so kann es uns n icht auffallen, daß auch die ersteren ihre ursprüngliche Festigkeit
verlieren, und daß auch einmal eine Vermehrung auf 3 Paar eintritt. Diese Vermehrung ist systematisch
ebenso bedeutungslos wie die Vermehrung ihrer männlichen Partner, der Prostaten, auf
3 Paar, und die letztere ist nachweisbar bei gewissen Arten (Gordiodilus [Nannodrilus] Staudei Mich.)
nur individuell, also nicht einmal als Artcharakter zu betrachten. Diese Vermehrung der Samentaschen
kommt ja auch bei anderen Unterfamilien der Megascolecidae vor, ohne daß ihretwegen
eine generische Sonderung der betreffenden Formen erfolgte, z. B. bei Diplocardia Eiseni Mich.2),
bei der als individuelle Eigenheit 3 Paar Samentaschen auftreten können, oder bei D. communis
Garman,3) bei der die Dreizahl der Samentaschen-Paare ein fester, artlicher Charakter geworden
zu sein scheint. Ich bezeichne demnach die Cognettische Art als Gordiodrilus Doriae (Cogn.).
Gordiodrilus Habessinus n. sp.
Tafel II , Fig. 30, 31.
Fundnotiz. A b e s s i n i e n; E. Wache leg.
Vorliegend 3 Exemplare, zwei geschlechtsreife und ein unreifes.
Äusseres. D i m e n s i o n e n der geschlechtsreifen Stücke: Länge 32 mm, Dicke im
Maximum 1,4 mm, Segmentzahl ca. 90.
F ä r b u n g schmutzig gelbgrau, Nephridien weißlich durch die H aut hindurchschimmernd,
Hautgefäße eine schmutzig braunrote Zeichnung bildend.
K o p f undeutlich epilopisch.
B o r s t e n eng gepaart. Ventralmediane Borstendistanz etwas kleiner als die mittleren
J) F. E. Beddard, A. Contribution to our Knowledge of the Oligochaeta of Tropical Eastem Africa. In: Quart. Journ.
micr. Sc. (N. S.) XXXVI, 1894, p. 253.
:) W. Michaelsen, Die Regenwurm-Fauna von Florida und Georgia. In: Zool. Jahrb., Syst., VIII, 1894, p. 187.
*) H. Garman, On the Anatomy and Histology of a New Earthworm (Diplocardia communis, gen. et sp. nov.). In: Bull.
Illinois Lab. III, p. 47.