Teilen der Schlitze umfaßt, während diese noch schräg standen. Als sie nun immer mehr konvergierten
(s. o.), drückten sie die Cartilágines cupulares mechanisch immer enger zusammen und, da
sie unten mit dem Tectum zusammenhingen, nach oben.
Außer den Cartilágines cupulares erscheinen auch die Cartilágines alares superiores beim
Megaptera^Embiyo IX gegenüber Stadium V etwas komplizierter. Hier handelt es sich aber
wahrscheinlich um N e u b i l d u n g e n , wie der stellenweise noch sehr junge Knorpel beweist.
Diese Neubildungen dienen im wesentlichen offenbar zur Stütze und Umhüllung der häutigen
Nasengänge, was die Abbildungen noch älterer, aber doch nicht völlig verknöcherter Balaenoptera-
Schädel bei E s c h r i c h t (1869, Taf. II) wahrscheinlich machen.
Als einen Beweis für die bei den vorstehenden Erörterungen vorausgesetzte Annahme, daß
die Wanderung von Weichteüen die Formbildung der so viel wiederstandsfähigeren Skelettsubstanz
beeinflussen kann, habe ich bereits früher auf die Form- und Lageverhältnisse am knorpeligen Nasen-
dache der Rhinolophiden hingewiesen, die G r ö s s e r (1902) geschildert hat. Bei dieser den Cetaceen
doch völlig fernstehenden Tiergruppe kommt es — freilich aus völlig anderen Gründen als bei W alen —
gleichfalls zu einer distalen Verlagerung der Nasenöffnungen. Ferner finden sich aber auch hier
Knorpelbildungen am Nasendach, die den Strukturen am Primordialschädel von Megaptera IX
s tark ähneln. Wir sehen also, daß diese Gebilde nicht etwa als spezifische Artcharakteristika der
Bartenwale zu betrachten sind, sondern daß sie d u r c h r e i n m e c h a n i s c h e W i r k u n g
i m m e r d o r t e n t s t e h e n , wo a u s i r g e n d w e l c h e n G r ü n d e n e i n e V e r l
a g e r u n g d e r N a s e n a p e r t u r e n e r f o l g t .
Die Bedeutung der vorderen ventralen Fortsätze.
Die Homologisierung der im beschreibenden Teil als Cartílago ductus nasopalatini bezeichneten
Knorpelspange, die rechts und links vom Septum neben ihm nach vorn zieht, ohne mit ihm eine
Verbindung einzugehen, stieß zunächst auf Schwierigkeiten, solange nur die Untersuchung eines
einzigen Exemplares möglich war. Nicht einmal die Frage, wo die Wurzel der Spange anzunehmen
sei, ließ sich lösen, da es nicht sicher war, ob der vom Seitenrand des Nasendaches absteigende Teil
morphologisch mit zu der weiter nach vorn ziehenden Spange gehörte oder nicht.
Ehe noch der technische Teil der Arbeit, nämlich der Bau des Plattenmodells, vollendet
war, erschienen die ersten A rbeiten von d e B u r 1 e t zur Entwicklungegsschichte des Walschädels,
Die Primordialkranien der dort behandelten Phocaenaembryonen zeigen jedoch keine Bildungen,
die mit den bei Megaptera angetroffenen Knorpelspangen ohne weiteres vergleichbar sind. Der
ältere Phocaenafetus besitzt zwar eine Knorpelleiste, die, wie die Tafel I und I I der d e B u r le ts c h e n
Arbeit (1913, 2) zeigen, scheinbar an die bei Megaptera vorhandenen Verhältnisse erinnert. Die
Lateralansicht (Taf. I I I) zeigt jedoch, daß es sich in Wahrheit um eine breite Knorpelplatte handelt,
die d e B u r l e t mit dem Namen Cartílago paraseptalis bezeichnet. Wir werden später sehen,
wie unwahrscheinlich es ist, daß die Auffassung von d e B u r l e t (der mit dieser Benennung den
Knorpel in Beziehung zum Jacobsonschen Organ bringt) den Tatsachen entspricht.
Einige Ähnlichkeit mit den langen Paraseptalspangen des Megrapiera-Primordialkraniums
zeigten die schlanken Fortsätze, die sich beim Knorpelschädel von Manatus latirostris (M a 11 h e s
1912, 1) auf beiden Seiten des Processus incisivus finden. Dieser letzte Fortsatz entspricht ja dem
Rostrum der Cetaceen, aber in anderen Punkten weicht der Bau der basalen Nasenknorpel bei
Sirenen von den viel m ehr reduzierten Knorpelstrukturen der Wale so stark ab, daß eine unmittelbare
Vergleichung der beiden Gebilde zunächst noch unmöglich war. Vor allem erweist sich das Fehlen
einer morphologisch deutlich begrenzten Lamina transversalis (anterior) bei Walen als sehr störend.
Es war daher zuerst nötig festzustellen, ob eine solche Bildung bei Walen überhaupt jemals zur
Ausbildung gelangt und ferner, falls sie in der Tat existiert, wo wir sie zu suchen haben.
Zu diesem Zwecke sei es mir gestattet, zunächst einmal auf den „allgemeinen Bauplan“ der
vorderen basalen Näsenknorpel der Säugetiere einzugehen.
Schon seit längerer Zeit zeigt sich das Bestreben, durch möglichst allgemeine Bezeichnungen
eine Basis für vergleichende Betrachtungen auf diesem Gebiete zu gewinnen. Die früher üblichen
Methoden der freien Präparation und der isolierten Färbung des Knorpels sind aber wenig geeignet,
Aufschlüsse über feinere Strukturverhältnisse des Primordialkraniums zu geben, was die Abbildungen
in den älteren Arbeiten von H e r z f e l d , D e c k e r u. a. beweisen. Später wurden bessere und
exaktere Resultate durch das Studium von Schnittserien erzielt. E i n w e i t e r e r F o r t s c h r i t t
v o n g r ö ß t e r B e d e u t u n g w a r d i e E i n f ü h r u n g d e r Bo r n s c h e n P l a t t e n m
o d e l l i e r m e t h o d e i n d a s G e b i e t d e r U n t e r s u c h u n g des K n o r p e l s
c h ä d e l s , eine Neuerung, die wir G a u p p verdanken.
Diese relativ einfache und lohnende Methode zeigt sich gerade hier, wo es sich hauptsächlich
um die Erlangung klarer räumlicher Vorstellungen handelt, besonders fruchtbar, wie allein die von
J ah r zu J a h r wachsende Anzahl von Arbeiten beweist, die sich auf diesem Wege mit der Analyse
des Knorpelschädels beschäftigen. Hier sind die Vorzüge der klaren plastischen Anschauung mit
der Möglichkeit genauester mikroskopischer Untersuchung aller Einzelheiten aufs glücklichste
vereinigt.
Unter den Arbeiten, die noch ohne Hilfe der Methode der plastischen Rekonstruktion entstanden,
erweist sich eine Abhandlung von G r ö s s e r (1902) über die Anatomie der Nasenhöhle und des
Rachens der einheimischen Chiropteren für unsere Zwecke besonders fördernd. Einmal nämlich
benützt dieser Autor die schon früher von H e r z f e l d (1889) und S p u r g a t (1896) gewonnenen
Resultate und geht andererseits nicht nur auf die Stützfunktionen der basalen Knorpel, sondern
auch a u f i h r e B e z i e h u n g e n z u m J a c o b s o n s c h e n O r g a n u n d z u m
D u c t u s n a s o p a l a t i n u s e i n.
G r ö s s e r stellte nämlich fest, „daß keine glattnasige Fledermaus ein Jacobsonsches Organ
besitzt; aber bei allen ist der Ductus incisivus vorhanden, ja sogar weit offen. Wir werden daher
eine Reduktion des Jacobsonschen Knorpels erwarten, ohne Rückbildung des Knorpels des
Stensonschen Ganges“.
Bei den Walen finden sich nun — ganz zufällig natürlich — ähnliche Verhältnisse. Zwar
fehlen beim erwachsenen Tier sowohl die Nasenrachengänge, wie das Jacobsonsche Organ, aber eine
ganze Reihe von Tatsachen weist darauf.hin, d a ß f r ü h e r b e i d e v o r h a n d e n w a r e n
u n d d a ß d i e D u c t u s n a s o p a l a t i n i e r s t v i e l s p ä t e r v e r l o r e n g e g a n g e n
s i n d , a l s d i e J a c o b s o n s c h e n O r g a n e .
Deutliche und sehr spät auftretende Rudimente Stensonscher Gänge bei Bartenwalen haben
nämlich E s c h r i c h t (1849, S. 108), W e b e r (1886, S. 145 und Abb. 22—24) und K ü k e n t h a l
(1893, S. 349) nachgewiesen. Auch bei Zahnwalen h a t K ü k e n t h a l Reste Stensonscher Gänge
angetroffen.