an der Lippenhaut genauer untersucht werden. Ähnlich wie in der Pferdehaut bilden sie ein recht
bedeutendes Konvolut von Schläuchen unterhalb eines jeden Haarbündels. Von demselben verläuft
der Ausführungsgang auf der Seite des stumpfen Winkels, den die Haarbündel mit der Oberfläche
der Haut bilden (die „untere“ oder nach Pinkus die „hintere“ Seite des Haares), dicht an den
Haaren aufwärts und mündet in den gemeinsamen Follikel des Haarbündels. Also auch bei diesem
so alten Tiere verhalten sich die Schweißdrüsen bereits in derselben Weise wie jetzt bei der großen
Mehrzahl der Säugetiere.
Ich habe in dem Vorhergehenden versucht, eine möglichst gedrängte Übersicht zu geben über
die Ansichten der Forscher betreffs der Ausmündung der Schweißdrüsen und ihrer Beziehung zu
den Haarbälgen. Es ist ein auffallend buntes Bild, das diese Übersicht gibt, so bunt, daß es direkt
verwirrend wirkt. Ich werde nachher zeig en kön nen, daß d ie se Verwirrung sich lö s t,
und daß das B ild ganz klar wird, sobald man die von mir hier e in g e fü h r te Trennung
der S chweißd rü sen in a-Drüsen und e-Drüsen in das B ild einfü hrt. Bevor ich hierzu
übergehe, muß ich aber noch erst einen anderen Punkt berühren, nämlich die E n tw ick lu n g der
Schw e iß d rü sen , welche für das ganze Verständnis dieser Drüsen von größter Bedeutung ist.
Koelliker teilte schon 1850 in seiner „Mikroskopischen Anatomie“ (Bd. 2, S. 167—172) und
dann bald darauf 1852 in seinem „Handbuche der Gewebelehre des Menschen“ auf S. 152 154 mit,
daß die Schweißdrüsen des Menschen als ganz solide, leicht flaschenförmige Auswüchse des Stratum
Malpighii der Oberhaut sich anlegen und den ersten Anlagen der Haarbälge sehr gleichen. Auch
später hat er hierin keine Änderung ein treten lassen. Benda (1894) gibt an, daß die erste Anlage
der Knäueldrüsen beim Menschen eine von einer Haaranlage oder von der unteren Seite der Epidermis
ausgehende zapfenartige Zellwucherung ist, die sich anfänglich nur durch das Fehlen der
Papillaranlage von einer Haaranlage unterscheidet. In einer sehr eingehenden Arbeit über die Entwicklung
der Haut, insbesondere der Haar- und Drüsenanlagen bei den Haussäugetieren (Schaf,
Rind, Pferd und Schwein), hat dann Marks (1895) die Ansicht ausgesprochen, daß die von der
Epidermis sich in die Cutis einsenkenden Epithelzapfen, die „primären E p ith e lk e im e “, die g e m
e in s ch a ftlich en Anlagen für Schweißdrüsen, Talgdrüsen und Haare sind. Es entwickeln sieh
aus ihnen sekundär an den behaarten Körperteilen in der Regel alle drei Gebilde. Es kann sich
jedoch aus ihnen auch bloß eine Schweißdrüse (an unbehaarten oder dünnbehaarten Stellen), oder
unter innerer Verfettung des ganzen Keimes bloß eine Talgdrüse (Achselhöhle, Meibomsche Drüsen),
oder ein Haar mit Talgdrüse, oder endlich, indem letztere sich zurückbildet (Schwein), nur ein Haar
bilden. Zwischen den älteren Keimanlagen entstehen bis in die spätesten Stadien neu e , nach-
g e b ild e t e , primäre Keime. Die Schw e ißd rü sen spalten sich am frühesten vom primären
Epithelkeime ab und zwar dicht unter der Epidermis. Fr e im ü n d en d e Schweißdrüsen zwischen den
Haaren finden sich häufig nur beim Schweine, bei den anderen untersuchten Tieren nur ganz ausnahmsweise.
Die Talgdrüsen entstehen später als die Schweißdrüsen, aber vor der Ausbildung des
primitiven Haarkegels, auf der Grenze des mittleren und oberen Drittels des primären Epithelkeimes.
Die bald beginnende Verfettung der zentralen Zellen der Talgdrüsen setzt sich auf die axialen
Zellen des über der Talgdrüsenabzweigung liegenden Drittels des primären Epithelkeimes bis unter
das Stratum comeum der Epidermis fort. Durch Zerfall der verfetteten Zellen entsteht hier ein
(beim Schafe sehr weiter) röhrenförmiger Raum. Das Haar selbst entsteht zuletzt in dem basalen
(unterhalb der Talgdrüsenabzweigung liegenden) Teile des primären Epithelkeimes. Von der Talgdrüse
an wächst nun das Haar in der Röhre aufwärts, welche von der Talgdrüse aus durch Verfettung
und Zerfall der axialen Zellen im oberen Drittel des primären Epithelkeimes stets bereits
vorgebildet ist. Diese Röhrenbildung vermittelt somit den Haardurchbruch. Wenn das Haar das
Stratum corneum der Epidermis erreicht, ist dieses unter Abschuppung bereits von der Röhre durchbrochen
(Pferd, Rind und Schaf) oder wird durch die Haare abgehoben (Epitrichium beim Schweine).
Aus diesem Grunde kann die Anlage von Talgdrüsen nicht gut an einem Haarkeime gänzlich fehlen.
Es ist aber möglich, daß sie nach Bildung der Durchbruchsröhre nicht weiter auswachsen, bald
wieder völlig in den Bereich der an Umfang gewinnenden äußeren Wurzelscheide einbezogen werden
und so als selbständige Drüsenbildung völlig verschwinden. Auch Römer (1898) nimmt an, daß bei
der ersten Anlage derselbe Epidermiszapfen die gemeinschaftlichen Anlagen für Schweißdrüsen, Haare
und Talgdrüsen enthält, und daß sich verschieden viele von diesen entwickeln können. Stöhr (1903)
bemerkt, daß die Haarbalgdrüsen beim Menschen etwa um die gleiche Zeit auftreten wie der Wulst,
außer diesen beiden regelmäßigen Ausbuchtungen finde man zuweilen noch eine dritte Ausstülpung.
Sie liege über der Drüse auf derselben Seite des Haarbalges. Stöhr hat sie nur ein paarmal und zwar
in der Haut des Rückens gefunden und kann über ihre Bedeutung nur negativen Aufschluß geben.
Am meisten ähnelt sie nach ihm einer jungen Knäueldrüse,
„allein da mir — und so weit ich sehe, auch den anderen Beobachtern keine Bilder zu Gesicht gekommen sind, die weiter
vorgeschrittenen. Stadien entsprächen — auch Unna bezeichnet sie als eine vergängliche Bildung — muß ich den Beweis
dafür schuldig bleiben. Daß Knäueldrüsen in der nächsten Nähe junger Haarbälge stehen, habe ich öfter beobachtet.“ (S.31.)
Die hier von Stöhr zitierte Arbeit von Unna ist schon 1876 erschienen. Unna bildet auf Taf. 32
Fig. 22 eine Haaranlage aus den Augenbrauen eines 14wöchigen Fötus ab und zeichnet an dieser
oberhalb der Talgdrüsenanlage einen Vorsprung, den er als „vergängliche oberste Ausbuchtung“ bezeichnet.
Diese Ausbuchtung ist sicher dieselbe, die auch Stöhr erwähnt, denn eine andere gibt es
hier nicht weiter, und Stöhr hat ebenfalls vollkommen recht, wenn er sagt, daß diese Ausbuchtung
ihrem ganzen Baue nach an eine Knäueldrüse erinnert. Es handelt sich nach meinen Erfahrungen
in der Tat hier um die vergängliche Anlage einer Knäueldrüse, wie ich das weiter unten näher auszuführen
haben werde. Nach Backmund (1904), der über die Entwickelung der Haare und Schweißdrüsen
der K a tz e gearbeitet hat, beginnt die Entwickelung der Schweißdrüse mit dem Eintritte der
Haaranlage in das Stadium des Haarzapfens. Die beim Menschen in diesem Stadium auftretenden
Talgdrüsenanlagen erscheinen viel später. Die Entwicklung der Schweißdrüsen geht an den behaarten
Körperstellen der Katze ausschließlich von den Haaranlagen aus und ist eng verknüpft mit der Entwickelung
des Haares. Auch die Schweißdrüsen des erwachsenen Tieres sind an das Haar gebunden.
Die Schweißdrüsen der Haut des Ober- und Unterkiefers zeichnen sich durch besondere Eigentümlichkeiten
aus: Sie entwickeln sich rascher und bilden am Ende ihrer Entwicklung lange gewundene
Röhren mit mächtigen Ausbuchtungen, die sich im extrauterinen Leben wieder zurückbilden. Ich
möchte auf diese Tatsache hier besonders aufmerksam machen. Ein jedes fötale Haar besitzt eine
Schweißdrüse. Von den un beha a r ten Teilen der Haut entstehen nur an den Sohlenballen Schweißdrüsen,
und zwar beginnt die Entwickelung dieser später als die der übrigen Schweißdrüsen. Merkwürdigerweise
gibt Backmund hierbei noch an, daß die Sohlenballendrüsen im erwachsenen Zustande
ihrem histologischen Charakter nach mit dem der übrigen Schweißdrüsen übereinstimmen. Ich
w ill hierzu g le ich bemerken, daß das u n r ich tig is t , denn die Soh len drüsen Sind
zw e ife llo s e-D rü sen , während die so n stig en S chweißd rü sen der Ka tz e a-Drüsen sind.
Beccari (1909) hat dann über die Entwicklung der Schweiß- und Talgdrüsen bei den Schafen unter
Ghiarugi gearbeitet. Er kommt ebenfalls zu dem Ergebnisse, daß der Haarbalg und die Schweiß