Maße zur Ausführung kommen, aber doch so weit, daß mit Zuhilfenahme der schon vorliegenden Arbeiten
sich ein ziemlich klares Bild ergeben hat. Die vorliegende Arbeit zerfällt demnach in einen „allgemeinen
Teil“ , der sich auf die Drüsen als solche bezieht, und in einen „speziellen Teil“, der ihr Verhalten
bei verschiedenen Menschenstämmen oder Menschenrassen behandelt. Bei dem vielfach sehr
engen Zusammenhänge beider Teile wird diese Trennung nur bis zu einem gewissen Grade durchzuführen
sein. Sie hat sich auch in keiner Weise als wichtig erwiesen. Wichtig ist nur, daß eben beides behandelt
wird, denn erst das Verständnis der Drüsen an sich eröffnet die Möglichkeit einer Betrachtung ihrer
Beziehungen zum Menschen und der Bedeutung ihres Vorkommens bei den verschiedenen Stämmen
resp. Rassen.
Es liegt eine recht große Anzahl von Arbeiten vor über die Hautdrüsen, Talgdrüsen und Schweißdrüsen,
und namentlich über die letzteren. Trotzdem sind diese Drüsen bisher immer nur teilweise
richtig erkannt wörden, das eigentliche Verständnis für sie ist mir auch erst während dieser Arbeit
gekommen, und auch jetzt fehlt, namentlich inbezug auf ihre Stammesgesehichte noch so manches,
was erst durch weitere Untersuchungen zu finden sein wird. Was die Beziehungen der Drüsen zu den
Rassen anlangt, so fehlt natürlich noch sehr vieles, was erst durch sehr extensive Arbeit wird gefunden
werden können, aber ich mache hier den Anfang und auf ihm als Fundament kann weitergebaut werden.
Ich bemerke hier endlich noch, daß diese Arbeit schon im Januar 1917 abgeschlossen worden
ist, und daß ich jetzt, da sie endlich gedruckt werden kann, natürlich nur sehr wenig ändern kann.
Ich habe allerdings während der langen Wartezeit auch keine Arbeit kennen gelernt, welche eine
Änderung nötig gemacht hätte, aber natürlich ist mir während dieser Zeit auch nur ein kleiner Teil
der Literatur zur Gesicht gekommen. Ich muß daher den Leser bitten, hierauf Rücksicht zu nehmen.
Immerhin m ö ch te ich hier b esonders b e to n en , daß geg en übe r dem In h a lt e meiner
v o r läu fig en M itte ilu n g über die E rg eb n isse d ie ser A rb e it (1917) zwar k e in e um fa n g r
eich en , aber doch w e sen tlich en Änderungen an manchen S t e llen g e tr o ffen worden
sin d , so daß jene In h a lt sü b e r s ic h t n ic h t mehr als so lch e für die j e t z t e r sch ien en e
A rb e it dienen kann. Ich m u ß te das hier anführen, da es s e lb s tv e r s tä n d lic h für den
Leser und B en u tz e r von w e sen tlich e r B ed eu tu n g ist.
Bonn a. R h e in , Mai 1922.
Über Bau und Bezeichnung der Hautdrüsen der Säugetiere
und des Menschen
Daß unsere grundsätzlichen Kenntnisse über die Drüsen bisher noch so mangelhaft geblieben
sind, liegt hauptsächlich an folgendem: „Wie wohl bei allen Organen sind die ersten und auch meisten
eingehenden Untersuchungen derselben von menschlichen Anatomen ausgeführt worden, die naturgemäß
bei diesen Untersuchungen vom Menschen ausgingen. Nun ist der Mensch aber bekanntlich
ein sehr eigenartig, teilweise auch sehr hoch differenziertes Wesen, und auch seine Haut ist von der der
Tiere in mehrfacher Beziehung verschieden. So kam es, daß die durch die Untersuchung des Menschen
gefundenen Ergebnisse viel zu einseitig waren, um die Drüsen als solche verstehen zu lernen. Diejenigen
Forscher aber, welche vom Tiere ausgingen, verstanden die Verhältnisse wieder deshalb falsch, weil
sie den anders gebauten Menschen, bei dem manches weit klarer zu erkennen war, zu wenig berücksichtigten.
Dazu kommt zweitens, daß der Mensch das Vermögen besitzt zu „schwitzen“, und daß
dieses für ihn sehr wichtig ist. D. h. er besitzt die Fähigkeit, aus Hautdrüsen eine Flüssigkeit abzusondern,
welche für die Entgiftung seines Körpers, namentlich aber für die Wärmeregulierung von
größter Bedeutung ist. Diese Flüssigkeit wird bei ihm in der Tat aus Knäueldrüsen abgeschieden,
welche in sehr großer Menge in seiner Haut verbreitet sind. Diese sind daher mit Recht als „Schweißdrüsen“
bezeichnet worden. Bei der Untersuchung der Tiere wurde nun naturgemäß diese Bezeichnung
übertragen auf die Knäueldrüsen dieser, ohne daß dabei beachtet wurde, daß5 viele Tiere überhaupt
nicht schwitzen, wenigstens nicht in dem Sinne, wie der Mensch es tut, daß die Tätigkeit ihrer
Knäueldrüsen daher auch mit der Wärmeregulierung nichts zu tun hat, und daß diese Drüsen überhaupt
ganz andersartige Drüsen sein können als die des Menschen. Es waren „Knäueldrüsen der
Haut, also „Schweißdrüsen“, das war einfach, klar und bequem. Natürlich liefern auch diese Drüsen
ein Sekret, aber es ist kein Sekret, das dem der menschlichen „Schweißdrüsen“ entspricht. Hierdurch
wurde aber verhindert, daß man auf die Unterschiede zwischen den Drüsen aufmerksam wurde. Andererseits
wurden durch die Untersuchungen an Tieren die Forscher zu Ansichten über das Wesen der Drüsen
verleitet, welche wieder sehr einseitig waren und nicht nur für den Menschen nicht paßten, sondern
auch zu einem falschen Verständnisse der Drüsen an sich führten. Es ist selbstverständlich, daß die
hier aufgoführten Mängel, zum größten Teile wenigstens, immer wieder von dem einen oder anderen
Forscher auch schon im einzelnen erkannt worden sind, aber diese einzelnen Erkenntnisblitze haben
noch zu keiner klaren Beleuchtung des Tatbestandes geführt. Ich habe die für diese Arbeit in Betracht
kommende Literatur, soweit es mir nötig erschien, bis zum Jahre 1914 möglichst vollständig am
Ende derselben angeführt. Ob es mir möglich sein wird, bei der Besprechung meiner Befunde jedesmal
sämtliche dazu gehörige Zitate anzuführen, ist mir allerdings immer zweifelhafter geworden,
je mehr die Menge meiner Literaturauszüge anwuchs. Ich hatte ursprünglich die Absicht, diese Literaturauszüge
nach den Jahren geordnet in dieser Arbeit niederzulegen, um so die historische Ent-
Zoologioa. Heft 72.